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Autor Thema: Dichtungen im 3D-Druck  (Gelesen 5902 mal)

Offline Der Koerper

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Dichtungen im 3D-Druck
« am: Mo.21.Mär 2016/ 10:11:29 »
Moin,

ich habe mir aufgrund der teilweise perversen Preise für passende Dichtungen in den Kopf gesetzt mithilfe meines 3D-Druckers eigene Dichtungen zu drucken. Dabei will ich mich gar nicht festlegen ob Luft, Wasser, Öl, Sprit, usw.

Mein 3D-Drucker ist ein Selbstbau z.T. nach einer Anleitung von http://reprap.org/ mit einer Druckfläche von 230x310mm.
Ich kann nahezu alle verfügbaren Filamente damit drucken - also auch etwas unüblichere Sachen wie PA 66 (Nylon) oder sog. Gummi-Filamente wie Ninja-Flex welche (wie der Name sagt) eine Gummiähnliche Struktur haben.

Ziel ist erstmal das pure ausprobieren - in der Hoffnung ein paar Daten sammeln zu können.
Ich werde mit kleinen Versuchsobjekten starten, an Stellen an denen ich mir recht sicher bin, dass es funktioniert.

Zuerstmal zu meiner Recherche:
Als Dichtungsmaterialien eignen sich hauptsächlich Kautschuk-Verbindungen. Die sind leider nicht als 3D-Druck Filament zu bekommen.

Folgende Materialien habe ich mir erstmal auf die Liste gesetzt, welche auch problemlos zu Beschaffen sind:
  • Nylon (PA66, Polyamid)
    • wird als Dichtung an CO2-Flaschen genutzt (als Dichtring in verbindung mit der Überwurfmutter)
    • ist beständig gegen Kraftstoffe, Öle und Fette sowie die meisten Lösungsmittel, wäßrige Lösungen und Alkalien.
    • Temeraturbeständigkeit: -30°C/+115°C
    • ausgiebig getesteter technischer Kunststoff aus der Industrieanwendung
    • recht fest im Vergleich zu den Gummi-artigen Filamenten
  • NinjaFlex
    • wird explizit vom Hersteller für "Gaskets" und "Seals" angeprisen
    • 1000% Dehnung, also Festigkeit wie Gummi
    • Zitat: "Excellent chemical resistance" - mehr Angaben findet man nicht
  • Flex 1000
    • basiert auf PLA
    • PLA wird bei 60°C schon weich - nicht Temp-fest genug für eine Dichtung
    • keine weiteren Materialwerte gefunden außer "ist super-Flexi"
    • chemische Beständigkeit wahrscheinlich in Ordnung, da es ähnlich zu PLA ist
  • FlexiFil TPU
    • siehe Flex 1000 - scheint fast das gleiche zu sein
  • ABS
    • Als Vergleich

Ich werde mir von allen genannten Filamenten Proben bestellen und das alles mal ausprobieren. Ich gehe davon aus, dass die PLA-Filamente eh gleich rausfliegen weil sie im kochenden Wasser schon weich werden.

Wen das experiment intreressiert - ich werde euch hier auf dem Laufenden halten.

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Offline ChrisvZ

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Re: Dichtungen im 3D-Druck
« Antwort #1 am: Mo.21.Mär 2016/ 10:47:02 »
Hallo Richard,

das klingt in jedem Fall interessant, es wäre schön, wenn Du von Deinen Ergebnissen berichten würdest. Gerade solche Teile sind oft nur schwer aufzutreiben, und dann ist es nicht selten Lagerware, die fast genauso spröde ist wie das Teil, das man eigentlich ersetzen möchte.

Viele Grüße
Christian
Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!

Offline Der Koerper

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Re: Dichtungen im 3D-Druck
« Antwort #2 am: Mo.21.Mär 2016/ 11:08:10 »
Eine weitere Variante wäre übrigens sich mit dem 3D Drucker und ein paar Schrittmotorn einen CNC-Schneider zu bauen mit dem perfekte Ausschnitte aus Dichtungspapier bzw. Dichtungsmaterial zu machen. Das funktioniert dann halt nur für Flachdichtungen.

Hachja... zu viele Projekte in meinem Kopf für den 24h-Tag  :'(
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Offline Vespasian

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Re: Dichtungen im 3D-Druck
« Antwort #3 am: Mo.21.Mär 2016/ 11:22:27 »
Hallo Richard,

höchst spannend!!!
Seit Monaten geht mir das Thema Ersatzteil-Herstellung mit dem 3D-Drucker nicht aus dem Kopf, ich dachte da aber v.a. an nicht mehr produzierte Teile. Aber Dichtungen - das ist ein anderer interessanter Aspekt. Halt uns bitte auf dem laufenden.

Viel Erfolg, Alex
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Offline JagDriver

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Re: Dichtungen im 3D-Druck
« Antwort #4 am: Mo.21.Mär 2016/ 17:47:04 »
Hallo Richard,

schön dass Du Dich an das Thema wagst. Ich bin gespannt auf Deine Erfahrungen. :super

Erst vor wenigen Tagen hat mir jemand ein Bauteil des Kohlenhalters des rechten Lüfters für einen 993 gezeigt, welches er nachgedruckt hat, da das nicht mehr lieferbar ist. Hat er nach Vorlage selbst am Rechner konstruiert. Sah sehr professionell aus. :super

Irgendwo habe ich neulich die Geschichte eines unrettbaren Motorblocks eines Hispano-Suiza K6 gelesen, wo aus dem gescannten 3D-Modell mit einem 3D-Drucker der Sandkern für die Grußform gedruckt wurde.

Ich denke die 3D-Drucktechnologie wird den Ersatzteilmarkt für unsere Young- und Oldtimer in garnicht allzu weiter Ferne revolutionieren. -> ENDLICH :Cool2*

Viele Grüße
Detlef
Jaguar Werbung anno 1947:
THE FINEST CAR OF ITS CLASS IN THE WORLD

Offline Der Koerper

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Re: Dichtungen im 3D-Druck
« Antwort #5 am: Di.22.Mär 2016/ 21:28:34 »
Moin,

freue mich über das rege Interesse :)

Ich habe die Proben bestellt und werde nach meinem Urlaub - also in spätestens 14 Tagen erste Sachen erzählen können.

Zum Thema generell 3D-Druck als Ersatzteil-Beschaffung: Ich würde es sofort tun, wenn es bei mir notwendig ist. Ich denke ich habe auch die entsprechenden Werkzeuge Sachen ordentlich nachzukonstruieren und zu drucken. Wenn jemand da Bedarf hat kann er sich gern bei mir melden - ich denke da sind viele Sachen möglich.

Das mit dem Motorblock, das ist dann allerdings kein FDM-Druck (FDM bedeutet ich habe eine extrudierte Schnur als Grundmaterial welche ich durch die Düse presse) sondern 3DP oder ähnlich (da wird wiederrum ein Klebstoff durch eine Düse gepresst welcher Lage für Lage Sand bzw. Pulver an den entsprechenden Stellen verklebt. Der Rest wird ausgeblasen) Das ist was deutlich professionelleres als mein FDM-Drucker.

Soweit ich das auf Arbeit (arbeite am Fraunhofer als Nebenjob) mitbekomme werden die ganzen generativen Fertigungsverfahren langsam aber sicher ausgereift und bezahlbar.

Grüße
Richard
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