Ich hole mal ein altes Thema wieder vor und schildere meine Erfahrungen zum Thema Leitungswechsel.
Mein Verdeck war schon seit langem nicht 100prozentig in Ordnung, der Haken verschwand oft nicht richtig, entsprechend fehlte das akustische Signal, und im Display war eine Fehlermeldung. Erst nach mehrmaligem Drücken des Schalters klappte es meist.
Der Füllstand an der Pumpe war schon lange etwas zu niedrig, in letzter Zeit nahm er deutlich ab. Auch schien mir das Öffnen und Schließen etwas "angestrengter" abzulaufen (es klang so, und langsamer kam es mir auch vor). Vor einer Woche dann war es so weit: das Verdeck ging nicht mehr allein zu, sondern nur mit Handunterstützung. Also blieb es erstmal zu, und das bei dem schönen Sommerwetter :-(.
Nach eingehendem Studium aller Erfahrungsberichte hoffte ich zunächst auf ein Problem in dem Bereich, der die beiden Zylinder steuert. Ein erstes Vortasten mit der Hand ergab eine verölte Leitung nahe dem rechten Zylinder. Also alles abgebaut, was im Weg war (Lautsprecherverkleidung, Rückbank) und genauer untersucht. Die "verdächtige" Stelle einer Leitung (schien etwas aufgequollen) erwies sich tatsächlich als Leckage. Dummerweise nicht in der Leitung zum Zylinder, sondern in der zum Haken ganz vorn. Das Gute im Schlechten: Genau die Leitung hatte ich vom Schrauber der Vorbesitzers mitbekommen (irgendwas hatte er schon gewechselt, wahrscheinlich zu den Zylindern). Also ran ans Werk, wie hier schon beschrieben. Besonders nervig war das Stück in der A-Säule am Sicherungshalter vorbei (ich hab ihn nicht ausgebaut). Man muß ja die gesamte Länge dort hindurchfädeln und bleibt oft mit den zahlreichen Kabelbindern hängen, mit denen die Doppelleitung zusammengehalten wird.
Da der Teppich irgendwann schon mal herausgenommen worden war, konnte ich ihn einfach von vorn her hochnehmen (Fahrersitz und Fußstütze ausgebaut) bzw. unter der nicht ausgebauten Mittelkonsole herausziehen. Für die Überquerung des Kardantunnels reichte es, die Abschlußkappe der Mittelkonsole zu entfernen. Die Schiene des Sicherheitsgurts habe ich auch abgeschraubt, um die Leitung darunter zu verlegen. (Am Rande: Durch das Gewindeloch der Schraube hindurch sieht man Tageslicht. Ist das bei anderen Autos auch so?)
Die Durchführung zum Kofferraum war kein Problem, nachdem ich den Schaumstoff entfernt hatte, der die vielen Leitungen und den dicken Kabelbaum umschließt. Danach lief es, wie von anderen schon beschrieben.
Eine Besonderheit ergab sich bei mir mit dem Hydrauliköl. Das war nämlich rot, also nicht das empfohlene Pentosin. Folglich mußte es raus, eine Mischung wäre mir zu heikel gewesen. Der Weg zum Haken war "sauber", aber in den Zylindern war noch altes Öl. Also zuerst den Vorratsbehälter mit einer Spritze geleert und neues Öl eingefüllt (vorher natürlich das Pumpenventil geöffnet). Dann das Verdeck von Hand geschlossen (ohne Gewalt, und den "natürlichen" Weg nachvollziehend) und wieder geöffnet. Die Ölmischung entfernt, neues Öl eingefüllt und so weiter, bis alles Pentosin-grün war. Dabei habe ich ca. 1 Liter verbraucht. (In den nächsten Wochen werde ich es nach und nach weiter austauschen, denn im Haken war sicher noch ein Rest des alten Öls. Bei einem Literpreis von 13 Euro ist das noch vertretbar und allemal besser als ein Problem mit verschmutztem Öl.)
Danach die Anschlüsse zum Haken in einen Behälter samt Lappen gelegt, das Pumpenventil wieder geschlossen und den Schalter gedrückt. Das frische Öl spritzte in den Behälter, war bald auch frei von Luftblasen. An den Haken angeschlossen (vorher natürlich den Anschluß für die mit "F" markierte Leitung gekennzeichnet) und dann getestet ... es funktionierte :-).
Fazit: Besonders schwierig ist diese Sache nicht, aber man braucht viel Geduld und entsprechend Zeit. Ohne Foren hätte ich mich nicht daran getraut, also auch hier ein Dank an alle, die ihre Erfahrungen mit dem Thema beschrieben haben! Daran gearbeitet habe ich zwei (lange) halbe Tage, also etwa 12 Stunden.
Und noch was: Man lernt sein Kätzchen sehr intim kennen. Was sich da hinter schöner Kulisse an Drahtverhau, profaner Pappe und hingeschlunzter Montagearbeit offenbart, ist schon ernüchternd. Aber irgendwie ist man nach solch einer Aktion dem heilig Blechle auch ein wenig mehr verbunden ...
Den alten Schlauch werde ich mal genauer untersuchen. Daß das Leck nicht an den "üblich-verdächtigen" Stellen, sondern so mittendrin auftrat, hat mich etwas erstaunt. Womöglich gibt es weitere Schadstellen, denn unter dem Teppich im Fußraum war es auch verölt. So richtig tiefes Vertrauen in diese Leitungen will sich bei mir also nicht einstellen. Vielleicht baue ich tatsächlich mal den Druckbegrenzer von Gus Likas ein.
An alle, die es noch vor sich haben: Nur Mut, es ist kein Hexenwerk, sondern nur eine Frage der Nervenstärke.
Tschüß aus Bremen
Michael