Autor Thema: Neuer S- Type (Fahrbericht)  (Gelesen 3858 mal)

Offline Christian Knoop

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Neuer S- Type (Fahrbericht)
« am: Do.23.Jan 2003/ 08:32:54 »
Hallo Forum,

mann, war das ein toller Tag, als der Typ mit dem enorm tiefliegenden Golf III mir hinten in meinen W 124 geballert ist.
Zwar nicht direkt, als ich da stand, und meine Stoßstange auf der Straße lag und mein Unfallgegner um seinen beleuchteten ABT- Kühlergrill trauerte, aber am Montag drauf, als mir mein Unfallersatzwagen zugestellt wurde, ging die Sonne auf.
Ein Jaguar S- Type, 2,5 mit nahezu Vollausstattung.

Dies bedarf zunächst der Erklärung: Eigentlich stünde mir ja ne C- Klasse zu. Da ich aber früher des öfteren bei einer großen Autovermietung bei Überführungsfahrten ausgeholfen habe und ein Freund von mir immer noch dort arbeitet, bekam ich den S- Type. der Differenzbetrag ging auf Kosten der Vermietung, denn man ist ja kein Versicherungsbetrüger.

Meine Erfahrungen: Schönes Auto. 4 Tage lang dauergrunzen, 100 EUR Spritt durchgejagt, aber ne Menge Spass gehabt.

Gefahren habe ich den Wagen mit durchschnittlich 11 Litern/ 100Km.
Der S- Type ist mit der Motorisierung sehr leise und lässt sich in der Stadt souverän bewegen. Auf der Autobahn allerdings macht sich das meiner Meinung nach schlecht abgestimmte Automatikgetriebe bemerkbar. Der 4. und 5. Gang sind unglaublich lange übersetzt. In Verbindung mit dem relativ hoch liegendenden Drehmoment werden Überholvorgänge zur Drehzahlorgie, denn man muß soweit durchtreten, bis er in den 3. Gang zurückschaltet. Dann marschiert er aber auch.

Die Verarbeitung im Innenraum erschien mir als durchweg solide. Die Bedienbarkeit über den zentralen Touchscreen ist idiotensicher. Das Navigationssystem arbeitet ziemlich exakt. Lustig ist die elektrisch bedienbare Handbremse, die sich beim Einlegen einer Fahrstufe selbsttätig löst. Der Klang der Musikanlage war mir persönlich immer ein wenig zu basslastig, egal, welche Einstellung man vornahm.
Die elektrisch verstellbaren Sitze ließen sich in eine für mich angenehme Fahrposition fahren und nehmen automatisch, nach A´bziehen des Zündschlüssels eine "Aussiegsposition" ein. Apropose Zündschlüssel: Der war so ziemlich das Einzige, was mich noch an Ford erinnert hat. Der neue S- Type hat keine Schalter mehr aus dem Mondeo und selbst am Sound des Blinkerelais hat man gearbeitet.

Fazit: Rundum eine gelungene Limousine mit kleinen Schönheitsfehlern, die aber, wie im Fahrzeugbrief angegeben, niemals 225 Km/h fährt. Mit Hängen und Würgen Tacho 210 Km/h.
Das empfand ich persönlich aber nicht als weiter schlimm, denn erstens schlürft er sich dann 16 Liter rein und zweitens bin ich eher der gemütliche Fahrer. Zum angenehmen Reisen mit 160 Km/h reicht die Motorisierung jedenfalls locker aus. Der 4 Liter Motor dürfte über jeden Zweifel erhaben sein. Der S- Type ist aber keine Sänfte. Das Fahrwerk ist recht straff abgestimmt. Für meinen Geschmack etwas zu straff, aber auch das ist ja Geschmackssache.

Voller Wehmut und mit feuchtem Blick musste ich ihn nach 4 Tagen wieder abgeben.

...........schön war die Zeit.
« Letzte Änderung: Mo.06.Feb 2006/ 22:21:32 von Ralf Barber »

Offline DoktorWarnick

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Re:Neuer S- Type
« Antwort #1 am: Do.23.Jan 2003/ 19:21:17 »
Hallo Herr Grottert,

ich empfehle der Zeitung Auto,Motor&Sport Sie als "Fahrerlebnis-Redakteur" "freiberuflich" anzustellen. Denn Ihr Beitrag war sehr angenehm zu lesen.

Was das Auto angeht, möchte ich nun auch meine Erfahrung abgeben:
Wie mein XKR beim Kundendienst  war, habe ich mir einen S-Rype 4.0 mit 286 PS ausgeliehen.
Man nehme mir folgende Zeilen bitte nicht als zu "überheblich" hin, auch ich bin kein Raser (160 km/h auf der Autobahn sind auch mein Ding).
Aber selbst dieser S-Type( mit 286 PS) ist mit jener drehzahl- und hierdurch erhofften sprit-schonenden Übersetzung (subjektiv und objektiv) sehr "müde" unterwegs.
Mein XKR (Baujahr 1998) hat das Glück, damals noch eine Automatik von Daimler-Benz erhalten zu haben, denn da ist die Übersetzung nicht gar so lang. Abgesehen davon sind hier die 4 Liter noch mit einem Eaton-Kompressor mit 0,8 bar Überdruck auf 363 PS (und 515 Nm) aufgeladen.
[Und last but not least für Insider: Ab dem Baujahr 1999 wurden, um die Abgaswerte zu optimieren, (lt. Auto, Motor&Sport) weitere Durchzugsschwächen "in Kauf" genommen. ]
Aus meiner Sicht ist der S-Type eine sehr komfortable und edle Reiselimousine, allerdings, wenn man die einzelnen Motorisierungen mit Autos aus deutscher Produktion (BMWs, Benzs oder Audis mit gleicher Mototrleistung) vergleicht, hinkt hier unser feiner Brite immer deutlich hinterher.
Ich bin einen (nicht abgas-optimerten) XKR gewöhnt (0-100km/h in ca. 5,4 Sek.), was meinen Blickwinkel stark verzerrt --------- nichtsdestotrotz, selbst im Vergleich zu meinem 540er BMW war bei dem 4.0er S-Type aufgrund seiner "Komfort-Übersetzung" sehr wenig von knapp 300 PS zu merken.

Ein zweites Mal: Man verzeihe mir bitte meine automobile Arroganz und "zur Schau-Stellung" des "Fuhrparks", aber ich glaube, diese Erfahrung kann jeder beim Vergleich mit ähnlich motorisierten Limousinen machen.

MfG                    Michael

Offline Kai Hoffmann

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Re:Neuer S- Type
« Antwort #2 am: Do.23.Jan 2003/ 21:53:04 »
Hallo Michael & Grottert,

ich würde vermeiden den aufgeladenen XKR dazu mit sportlichr Abstimmung mit einem S-Type zu vergleichen. Dieser ist sehr auf die ruhigere Käuferschaft abgestimmt und macht daraus auch keinen Hehl. Der 2.5 erscheint mir zu klein der 3L fährt sich deutlich entspannter, ist jedoch kein Rennwagen. Meineserachtens hat man beim 2.5L die Bremse stark angezogen, da gleiches Basisitriebwerk im Mondeo arbeitet und dort erheblich mehr "abgeht". Ich würde bei sportlichen Ambitionen in keinem Falle den ruhigeren S-Type nehmen, zudem mit das kuppelartige Dach nicht so gefällt. Aber man bedenke auch einfach die Preisdifferenz der Wagen.

Ein schöner Bericht.

Gruß Kai

Offline Christian Knoop

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Re:Neuer S- Type
« Antwort #3 am: Fr.24.Jan 2003/ 15:01:50 »
Hallo Michael, hallo Kai,

leider bin ich solche "Raketen" wie den XKR noch nie gefahren. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass ich einen fast 200 PS-starken Wagen gegenüber meinem; na sagen wir mal: behäbig reagierenden W 124 mit 2-Litermaschine; als souverän zu bewegene Limosine empfinde. Klar stellt sich mir dann zwangsläufig die Frage, wieviel souveräner ein 4- Liter bewegen lassen muss, der ggf. noch aufgeladen ist. Von daher kann ich es kaum abwarten, die Erfahrungen vom "Doktor" selbst zu überprüfen, denn auf eins könnt Ihr euch verlassen: Wenn die Autovermietung mal einen S- Type R reinbekommt, stehe ich da um 7 Uhr morgens auf der Matte ;D

Allerdings muss ich gestehen, dass in dem von mir beschriebenen Segment die "Deutschen" auch nicht um Längen vorraus sind.
Ich habe mal einen E 240 gefahren. In Punkto Durchzug hatte der dem S- Type aber nicht viel entgegenzusetzen. (O.K. hat ja auch nur 178 PS bei etwas weniger Hubraum) Aber auch dieser "kleinvolumige Sechszylinder" wollte ordentlich gedreht werden, damit er seine Leistung abgab. Er hatte spürbar mit den 1,8 Tonnen Fahrzeuggewicht zu kämpfen und im unteren Drehzahlbereich ging ohne Zurückschalten auch nicht viel.
Der S- Type war da irgendwie anders, ja vielleicht schöner zu bewegen.

Ich bin gespannt, wie die zweite Auflage des S- Type bei Tests wie 100.000 Km- Test diesmal abschneidet. Schenkt man der Autobild Glauben, so war die erste Version ja diesbezüglich nicht sonderlich geeignet, aber wie bereits erwähnt hat sich da einiges getan.

So, jetzt gehe ich Lotto spielen. Vielleicht klappt´s diese Woche ;D

...schönes Wochenende wünscht:

Christian

Offline Marty

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Re:Neuer S- Type
« Antwort #4 am: Sa.25.Jan 2003/ 17:38:21 »
Liebe Kollegen,

als Fahrer eines 3.0 X-Type durfte ich beim Kundendiest einen 3.0er  S-Type mit dem stufenlosen 6HP6 ZF Getriebe fahren.
Nun denn, ich habe zwar den S-Type nicht getreten, jedoch war ich von der sanften Art des Fahrzeuges begeistert. Bemerkenswert war auch das absolut stufenlose Getriebe.
Die Ausstattung von meinem Executiv zum S-Type war nicht viel anders. Jedoch vermisse ich die automatische Sitzverstellung und die elektrische Bremse in meinem X-Type.
Aber wenn wir schon beim Fahrzeug sind.
Als mein Dienstfahrzeug (A6) beim Kundendienst war, bekam ich von unserer Vertrags - Leihwagenfirma einen VW Phaeton zugeteilt.
Um es kurz zu fassen: ich war geschockt ! Optisch war er nicht schlecht, aber die Anzahl der Bedienelemente ähneln eines  A310-Cokpits - ich war jedenfalls überfordert.  Da liebe ich das S/X-Type Konzept mit dem TFT - Bildschirm.
Da es sich hierbei um den kleinen Phaeton handelte, möchte ich mich nicht über den Motor auslassen. Nur soviel: sehr rauh, und beim betätigen des Gaspedals zitiert er ständig Herr Beckenbauer "schauen wir mal..."
Übrigens war die Kofferraumautomatik bereits defekt  - es ist wohl nicht so bekannt, daß der Pheton seine "Klappe" selbst elektrisch schließt. Da der Schalter im großen VW - Logo untergebracht ist, macht man sich seine Finger trotzem schmutzig.
Ich war jedenfalls froh am Abend in meinen Baby - Jag steigen zu dürfen.
Gruß Marty