Ein Quintett stieg über Monate nachts in Häuser ein und klaute auch hochwertige Autos. Ein Spezialeinsatzkommando nahm die Männer an der Gladbacher Straße fest.
Krefeld. Sie kamen immer nachts, wenn ihre Opfer tief und fest schliefen: Monatelang hat eine Bande von Albanern in Krefeld und Umgebung Häuser aufgebrochen und die ahnungslosen Bewohner ausgeraubt. Oftmals hatten es die fünf Männer auf teure Autos abgesehen, doch nur in acht Fällen von mindestens 83 Einbrüchen und Einbruchsversuchen kamen die Männer in dieser Hinsicht tatsächlich zum Zuge.
So fiel ihnen am 9. Juni in Traar ein fabrikneuer Golf TDI mit Komplettausstattung in die Hände, am 19. Juli im Forstwald ein wenige Monate alter Jaguar im Wert von 60 000 Euro.
Vor allem die Fahrzeuge lassen den Gesamtwert der Beute auf schätzungsweise eine halbe Million Euro anschwellen darunter ein 100 000 Euro teurer Mercedes SL Roadster, der in Ilverich erbeutet worden war. Nobelwagen klaute die Bande auch in St. Tönis, Duisburg, Mönchengladbach und Schwalmtal.
Die Ermittler glauben, dass das Quintett eigens zur Begehung von Straftaten nach Deutschland eingereist war. Dazu schweigen sich die Albaner, die sich illegal und teils mit gefälschten Pässen in Krefeld aufhielten, freilich aus. Lediglich einer der Männer im Alter zwischen 24 und 28 Jahren räumt zwei Einbrüche ein, die er in den Stunden vor seiner Festnahme begangen haben soll.
Seine Festnahme und die zweier Komplizen war am 14. Oktober vor einer Wohnung an der Gladbacher Straße erfolgt, wo sich die Bande einquartiert hatte. Die drei Männer (25, 27 und 28) waren gerade von einer Einbruchstour in Schwalmtal heimgekehrt, wo sie auch einen Mercedes der E-Klasse erbeutet hatten. Der sollte auf einem Parkplatz "zwischengelagert" werden, bis ein Abnehmer gefunden ist, so Kriminalhauptkommissarin Heide Krabbe
Über solche Hehler war die Polizei der Bande auch auf die Schliche gekommen. Bei Ermittlungen gegen eine ghanaische Hehlerbande in Düsseldorf im Sommer gab es den Hinweis auf die Einbrecher aus Krefeld: Beamte hörten ein Telefongespräch ab, bei dem der in Forstwald erbeutete Jaguar angeboten wurde.
Die Bande verübte ab Mai am Niederrhein regelrechte Serien. In Krefeld war sie unter anderem im Forstwald, in Gatherhof und Lindental unterwegs. "Die Täter gaben sich nie nur mit einem Haus zufrieden, es waren immer mindestens vier bis fünf. Manchmal sogar 13", sagte Kriminaloberkommissar Jochem Lichters.
Die Tatorte lagen oftmals direkt nebeneinander. Wie Heide Krabbe erklärte, ging die Bande kurz nach Mitternacht auf Einbruchstour, als fahre man zu einer regulären Arbeit. Die Hausbesitzer erwischte es dann in der Tiefschlafphase. "Der Schock saß natürlich tief, wenn die Bewohner morgens aufwachten und feststellten, dass sie bestohlen worden waren."
Nahezu aufgeklärt ist nun auch der Fall eines 24-Jährigen, der am 11. September mit mehreren Stichverletzungen ins Klinikum gekommen war (die WZ berichtete). Bei ihm soll es sich um ein Bandenmitglied handeln, das sich bei einem Streit in einer Viersener Diskothek verletzt haben wollte.
Durch Telefonüberwachungen weiß die Polizei allerdings, dass die Verletzungen aus einem Streit mit Landsleuten in Leverkusen stammen müssen. Dazu und zu den weiteren Vorwürfen schweigt sich der 24-Jährige aus.
Beinahe wäre der Polizei am 18. September bereits ein Teil der Bande ins Netz gegangen. Mit einer in Mönchengladbach gestohlenen neuen A-Klasse waren die Männer einer Polizeistreife in St. Tönis aufgefallen es folgte eine wilde Verfolgungsjagd, die mit einem Unfall zwischen dem geklauten Auto und einem Streifenwagen endete. Die Täter versteckten sich in einem Maisfeld, harrten dort die ganze Nacht aus und konnten letztlich entkommen. Bei Tageslicht fand sich dort eine teure Herrenuhr, die aus einer Einbruchsserie in Duisburg stammte.
Den Festgenommenen drohen langjährige Haftstrafen.
11.11.04
Von Mirko Braunheim
Krefeld
