Hallo Tankwart,
die Entscheidung zu Gunsten eines Jaguars (ist ein XKR Coupé, BJ 06/2002 geworden) fiel mir anfänglich auch nicht leicht: die Stories von wegen „Unzuverlässig“, „extrem teuer im Unterhalt“ , „nie Teile verfügbar“, usw. kamen vor allem von Bekannten, die noch nie zuvor einen Jaguar gefahren hatten. Da ich seit Jahren nur Firmenwagen fahre (i.d.R. 3 Jahre) und dort mit Ausnahme eines BMW 740i noch nie negative Erfahrungen gemacht hatte, war der Kauf eines gebrauchten Wagens (der Jaguar ist ein Zweitwagen) doch ein kleines Abenteuer. Viele Anzeigen gesichtet, mit vielen potentiellen Geschichtenschreibern (Autoverkäufer) gesprochen und am Ende doch beim Jaguar Händler angekommen. Mein XKR hat eine nachvollziehbare Geschichte (lief zuvor beim Erstbesitzer als Leasingwagen), allerdings einen sehr traurigen Zustand: der Lack war extrem verkratzt (dank’ der vielen Portalwäschen), kleinere Lackschäden, eine (durch einen Einbruchsversuch) angerostete Seitenleiste und im Innenraum war gerade mal ein Staubsauger am Werk. Jaguar hat mir den Wagen dafür netto sehr günstig angeboten und im Rahmen der Pflege kam als erstes eine Inspektion dazu, damit auch das Scheckheft wieder stimmig ist (der Vorbesitzer hat sich die letzte Inspektion wohl aus Kostengründen erspart).
Das Risiko den Wagen ohne Gewährleistung zu kaufen bin ich aber gerne eingegangen, denn ich konnte den Wagen sowohl mit dem Verkäufer als auch Werkstattmeister auf der Bühne besichtigen und hatte auch Einblick in das Leasingrückläufer Protokoll. Der Kilometerstand bei Übernahme waren knapp 109.000 Kilometer.
Nach dem Erwerb kamen somit bisher EUR 1.000,- für die Inspektion (inkl. Bremsen) sowie EUR 200,- für die Aufbereitung von Lack und Innenraum hinzu. Leider hat der Aufbereiter nicht so gearbeitet, wie ich dies von anderen Betrieben kenne und ich mußte bisher ca. EUR 100,- für Pflegemittel (Sonax Extreme Lackpflege, Lederpflege, usw.) sowie einige Stunden an Arbeit zusätzlich investieren. Das Resultat kann sich jetzt aber sehen lassen und der Wagen wirkt schon wieder wie bestens gepflegt. Einen weiteren Satz Felgen mit Sommerbereifung (werden aber meine Winterreifen) konnte ich bei eBay für EUR 1100,- erstehen. Das war’s dann auch schon. In den drei Wochen des Besitzes habe ich inzwischen etwa 4.200 km vollkommen sorgenfrei zurückgelegt. Der XKR bereitet unglaublichen Spaß auf der Autobahn und ist ein vorzüglicher schneller Reisewagen. Der Verbrauch ist natürlich recht heftig (mit 20 l/100km mußt Du rechnen), dafür ist eine „Marschgeschwindigkeit“ bei freier Bahn von 200km/h und mehr drin. Auch im Vergleich mit meinem CLS schneiden Bremsen, Fahrwerk und Wohlfühlfaktor sehr gut ab. In der Summe (und bei einem sehr attraktiven Anschaffungspreis) eine bisher gute Entscheidung. Als negativ empfinde ich die Sitzposition (reicht wohl nur für Leute bis max. 1.70m Größe) und das verbaute Navigationsgerät von Alpine. Gerade im Vergleich zum Command der neuesten Generation merkt man hier doch erhebliche Unterschiede.
Der Neidfaktor hält sich in Grenzen, im Gegenteil, man sieht immer wieder Menschen, die den XKR fast bewundern. Der „linke Spur Faktor“ ist trotz des Meshgrills aber sehr mäßig: der XKR wird ständig unterschätzt und da sind die guten Bremsen doch beruhigend. In der Summe also ein Kauf ohne Reue. Einen gebrauchten Jaguar kann man also doch empfehlen und ein schönes Zitat habe ich von einem Bekannten (absolut eingefleischter Mercedes Fan) gehört: „…toller stilsicherer Wagen und wesentlich schöner anzusehen als den CL (CL500/600), den Du auch in Betracht gezogen hattest…“
Trotzdem gilt es einen kühlen Kopf beim Kauf zu bewahren, auch wenn das Herz „kaufen“ sagt.
Viele Grüsse,
Dirk