Hallo Jungens,
das Thema "Patina vs. Restaurierung" ist ja leider oft keine freundschaftliche Fachsimpelei mehr, sondern artet in Glaubenskriege und "ideologische Grabenkämpfe" aus. Wie alles im Leben ist es aber nicht "schwarz/weiß" zu beantworten sondern bedarf aus meiner Sicht ein paar einfacher Differenzierungen:
1. Ist es ein in extrem wenigen Exemplaren gefertigtes Automobil? Dann sollte es so originalgetreu wie möglich restauriert werden.
2. Ist es aus den unter 1. genannten Autos einer der ganz wenigen noch nicht restaurierten "Surviver"? Dann sollten die Patina-Spuren belassen werden.
3. Ist es ein "Massenprodukt" von dem es auch heute noch hohe vierstellige oder gar fünfstellige Zulassungszahlen gibt? Dann kann man es modifizieren, umbauen, damit spielen wie man will.
4. In den "Grauzonen" zwischen 1 und 3 liegt es im persönlichen Geschmack des Eigentümers ob er "glanzrestauriert" oder "Patina konserviert", das darf nicht vorgeschrieben werden.
Beispiele aus dem eigenen Bereich?
1. Mein XJ6 S1 ist "original hochglanzrestauriert", da hat keine Schraube irgendein Patina mehr. Die neue Patina erwirbt er sich nun im häufigen Gebrauch, denn der wird gefahren und gepflegt aber sicher nicht weggestellt um den "Zustand 1" lt. Gutachten zu bewahren.
2. Mein 1973er "Ami-Schlitten" bleibt im Zustand 3, inklusive Abnutzungen, plastischem Lack (wer das kennt weiß was ich meine wenn ich sage: das IST Patina!) und wird gefahren.
3. Mein 1971er Alfa ist technisch mit den "Tuning-Maßnahmen der Zeit" ziemlich modifiziert und recht "geleckt" hergerichtet, wird aber dennoch "hart genutzt" (und anschließend liebevoll gepflegt).
Das "chacun à son goût" (= Jedem Tierchen sein Plaisirchen) hat aber klare Grenzen, s.o. Nr. 1.
Da hat mancher Oldtimer-Eigentümer ähnliche Verantwortung wie der Eigentümer einer denkmalgeschützten Immobilie: da ist man eben nur Besitzer auf Zeit und das "Denkmal" wird einen aller Wahrscheinlichkeit nach überleben womit man "Bewahrer" aber nicht eigentlich "Eigentümer" ist (einen Picasso würde man ja auch nicht ummalen sondern bewahren und weitergeben).
Das sind so meine Gedanken zum Thema.
Bewahrende UND geniessende Grüße
Alex