Jaguar: WerkstattCD, Partskataloge, Zubehoer
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Autor Thema: Die unsägliche Geschichte hat ein Ende  (Gelesen 5688 mal)

Offline Kai Hoffmann

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Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
« Antwort #10 am: Di.21.Sep 2004/ 15:19:04 »
Jaguar, das Sparen und die Formel 1
18. September 2004 - 09:50 Uhr

Jaguar verabschieded sich zahnlos aus der Formel 1
 Zoom    
© Jaguar
(F1Total.com) -

Man hätte es ahnen können, dass sich Jaguar aus der Formel 1 verabschiedet. Der Rückzug kam daher auch nicht überraschend, vielmehr plötzlich. Dabei stand die Unternehmung "Königsklasse" nie unter einem guten Stern. Natürlich war Ford fast immer in der Formel 1 präsent, der Startschuss für das eigene Team fiel aber erst Mitte 1996. Jackie Stewart baute sein Team für die Formel 1 um - mit tatkräftiger Unterstützung aus Detroit.

1998 kaufte das Unternehmen mit dem blauen Oval die Motorenschmiede Cosworth ein, ab dem Jahr 2000 lief das Stewart-Team unter dem Namen Jaguar - und die Probleme begannen bereits. Die Geschäftszahlen von Jaguar ließen ein groß angelegtes Engagement quasi nie zu - eine ständig wechselnde Teamführung sorgte zudem immer wieder für Aufsehen.

Der Niedergang war abzusehen, und niemand tat etwas dagegen. Ford gehörte wie gesagt fast immer zum Formel-1-Tross, in welcher Art auch immer. Der Schritt des Rückzuges muss schwer gefallen sein. Angesichts von tausenden Stellen, die bei Jaguar in England abgebaut werden, ist der Rückzug aus der Geldvernichtungsmaschine Formel 1 aber nicht nur verständlich sonder moralisch nahezu notwendig.

Hausgemachte Probleme?

"Es ist nicht das langfristige Interesse von Jaguar, in der Formel 1 teilzunehmen und am hinteren Ende des Feldes platziert zu sein"; erklärte Richard Perry-Jones, Ford-Vizepräsident. "Damit sich die Formel 1 für Jaguar wirklich bezahlt macht, müssten wir gewinnen können, denn einen Jaguar möchte man doch nur dann besitzen, wenn wir gewinnen können, eine Teilnahme reicht nicht aus." Doch genau darin liegt die Crux: "Jaguar kann sich die eskalierenden Kosten, um in der Formel 1 zu gewinnen, nicht leisten."

Die Misere wird besonders deutlich, wenn man sich die Budgetsituation bei Jaguar vor Augen führt. Ford wollte offenbar sparen - um jeden Preis. Niki Lauda bekam das zu spüren. Noch vor der Saison 2003 musste er gehen. Auch deshalb, weil er mit dem massiven Kürzungen der Budgetzuschüsse von Ford nicht einverstanden war. Schlimmer noch, die neue Jaguar-Führung glaubte offenbar, sich auch mit wenig Geld an die Spitze heranarbeiten zu können.

"Teamchef Purnell jammert über das geringe Budget, aber da ist er selbst schuld", erklärte Niki Lauda im Juli der 'Rennsport News Formel1-F1 Racing'. "Der hat ja den Kürzungen zugestimmt und behauptet, man kann mit dem Budget auskommen. Deshalb hat er ja meinen Job bekommen. Purnell machte es mit einem Budget, das unter hundert Millionen Dollar liegt, und er gewann keinen einzigen neuen Sponsor dazu. Er ist Techniker, aber kein Marketingmann."

Ford pokerte - und verlor

War man im Jaguar-Lager zu blauäugig? "Unser Erfolgsvision für Jaguar Racing bestand aus einer Kombination vom Profit Jaguars, einem hocheffizienten Team, einer Kostenreduzierung durch Regeländerungen und einer gerechteren Verteilung der Einnahmen des Sports", erklärte Perry-Jones. Doch bei Jaguar stehen tausende Autos auf Halde, sehr viel günstiger ist auch die Formel 1 nicht geworden, und mit Bernie Ecclestone verhandelt man noch immer über eine andere Gelderverteilung.

"Jaguar hätte in der Formel 1 nur eine Siegchance, wenn ein größere Teil der Einnahmen an die Teams verteilt werden würde, und wenn die Kosten für alle Teilnehmenden gesenkt werden würde", fuhr er fort. Passiert ist das nicht, aber: "Daher hat sich Ford in den vergangenen 18 Monaten so an der GPWC beteiligt. Leider sind die Reformen zu langsam, um die Entscheidung wieder umzustoßen."

Forderte der Kampf um die kommerzielle Macht in der Formel 1 nun das erste wirkliche Opfer? Bisher verließen vornehmlich Privatteams die Bühne - nun musste ein Hersteller dran glauben. Die verbliebenen Hersteller planten von vornherein mehr Geld für die Formel 1 ein, dies heißt aber nicht, dass sie sorglos hunderte Millionen pro Jahr investieren können. Natürlich hat Jaguar darauf gesetzt, dass ihnen die Entwicklung der Formel 1 in die Hände spielt. Dieser Poker ging nicht auf, doch das muss nicht heißen, dass alle anderen ein besseres Blatt in der Hand halten. Der Ford-Ausstieg zeigt deutlich, dass in der Formel 1 Reformen, gerade im Hinblick auf die Kosten, schnellstmöglich stattfinden müssen.

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Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
« Antwort #11 am: So.26.Sep 2004/ 19:01:21 »
Na endlich - lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken (eine Peinlichkeit!!!) ohne Ende.

Und wenn Ford sich nicht endlich darauf besinnt, dass Jaguar eine sog. Edelmarke ist, sehe ich diesbezüglich ebenfalls schwarz. 95% reichen in diesem Produktsegment nicht - 110 % müssen das Ziel sein, und dazu muss man halt investieren.

Die verkehrteste Reaktion wäre Sparen am falschen Ende (Stichworte Focus-Armaturenbrett mit aufgeklebten Holzleisten im S-Type und Ford-Schalter allerorten, Verzicht auf attraktive "Nischen"modelle) - aber genau so wird es kommen, wetten, dass? Und dann bewegt sich Jaguar - genau wie in der Formel 1 - auch in den Zulassungsstatistiken weiter auf der Verliererstraße.


Offline Kai Hoffmann

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Mosley: „Das Geld wird verschwendet!"
« Antwort #12 am: Mi.29.Sep 2004/ 16:25:27 »
Der Zerfall nagt an der Formel 1: Ford wirft das Handtuch, kleine Rennställe drohen in die Insolvenz zu rasen, große Werksteams wollen eine eigene Serie. Die finanzielle Krise ist da. Ferrari-Teamchef Jean Todt und FIA-Präsident Max Mosley fordern deshalb eine Radikalkur.
   

"Die Kosten sind einfach zu hoch. Top-Teams haben ein großes Budget zur Verfügung, kleine Rennställe nicht. Wenn nichts getan wird, verlieren wir weitere Teams", prognostiziert Max Mosley. Zum Vergleich Toyota hat laut den Finanzexperten der Credit Suisse ein Budget von 287 Millionen Dollar zur Verfügung, während das Sauber-Team bei vergleichbaren Erfolgen mit "nur" 82 Millionen über die Runden kommt.

Der FIA-Präsident geht sogar noch einen Schritt weiter: "Ein großer Teil des Geldes wird verschwendet. Ohne Zweifel kann die Formel 1 mit weniger als der Hälfte betrieben werden, was sie jetzt kostet, ohne dass von außen etwas zu merken ist."

Mosley pocht nicht umsonst auf Sparmaßnahmen, Kostenreduzierungen und radikale Regeländerungen. Durch den Rückzug von Ford stehen Jaguar und die Motorenschmiede Cosworth zum Verkauf, was auch die Zukunft von Jordan und Minardi bedroht. Statt aktuell zehn Teams könnten 2005 nur noch sieben Rennställe dabei sein, was einen Verlust von über 33 Prozent der Autos bedeuten würde.

Die Idee von Formel 1-Vermarkter Bernie Ecclestone, dass künftig pro Team drei Wagen an den Start gehen, tut Mosley als Notlösung ab: "Ich bin nicht sicher, dass alle Teams drei konkurrenzfähige Autos ins Rennen schicken können. Ein dritter Renner ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Wo soll das Geld herkommen?"

Mosley gibt den Team-Besitzern die Schuld an der hausgemachten Krise in der Königsklasse. Der Brite will sparen: Autos mit 2,4-Liter Hubraum und Achtzylindern sollen in der Saison 2005 ein ganzes Rennwochenende halten. Die Frist für die Rennställe, eigene Vorschläge an die FIA zu melden, läuft bis Ende Oktober. Doch bislang hat sich noch niemand geäußert. "Diese eigensinnige Haltung ist einfach frustrierend", ärgert sich Mosley. "Dabei sind die Probleme lösbar, man muss nur handeln."

Schützenhilfe erhält der Brite von Ferrari-Teamchef Jean Todt: "Wir brauchen in der Formel 1 eine echte Revolution, wenn wir die Kosten reduzieren möchten. Die Budgets sind bereits riesig. Um konkurrenzfähig zu sein, müssen die Teams viel investieren und 800 bis 1000 Arbeitnehmer bezahlen." Genaue Vorschläge hat der Revoluzzer der Scuderia nicht, ist aber gegen eine Einschränkung von Tests: "Es ist idiotisch zu sagen, dass weniger Testfahrten ausreichen würden."

Der Fortbestand der aktuellen Formel 1, deren Verträge bis 2008 laufen, scheint bei der Diskussion um Reglement und Budgets gefährdet: Die in der GPWC (Grand Prix World Championship) zusammen geschlossenen Autobauer haben vorsorglich für 2008 den Start eines eigenen Wettbewerbs angekündigt.

Bei dem Gerangel um die Zukunft der Rennserie geht es um eine Menge Geld: Seit 2003 streiten die Autobauer und Formel 1-Chef Bernie Ecclestone über den Fortbestand der Königsklasse, wobei die Teams auf eine stärkere finanzielle Beteiligung, mehr Transparenz und ein zuverlässigeres Regelwerk drängen. Größter Streitpunkt ist dabei die Gewinnverteilung: Bernie Eccelstone streicht momentan etwa drei Viertel der Profite ein. Die Rennställe wollen, dass die Gewinne 50 zu 50 geteilt werden.