Jaguar: WerkstattCD, Partskataloge, Zubehoer
Wenn Sie bei uns ein Banner schalten m?chten, so wenden Sie sich an den Betreiber des Forum

Autor Thema: Jaguar mit Dieselmotor (aus FAZnet)  (Gelesen 1746 mal)

Offline Guenter Seelinger

  • Forum "Veteran"
  • Beiträge: 624
  • XJ6 frühe Serie III
Jaguar mit Dieselmotor (aus FAZnet)
« am: Di.12.Okt 2004/ 17:30:36 »

Jaguar mit Dieselmotor
Willkommen im Diesel-Paradies
Von Gerold Lingnau
 

12. Oktober 2004 Ohne Diesel ist man nicht auf der Höhe der Zeit: Dieser Wahrheit, die zumindest in Europa gilt, können sich allenfalls noch Marken wie Porsche und Rolls-Royce entziehen. Jaguar kann es nicht - und handelt danach. Nachdem das "kleinste" Modell, der X-Type, als erstes ins Selbstzünder-Lager übergelaufen war (Fahrtbericht in der F.A.Z. vom 28. Januar), folgte der S-Type als der mittlere Zweig der Familie. Seit kurzem gibt es ihn mit einem V-Sechszylinder-Turbodieselmotor mit Common-Rail-Direkteinspritzung, der einer Zusammenarbeit von Ford (als der Jaguar-Muttergesellschaft) und Peugeot entstammt. Schon seine Daten sind überzeugend: 2,7 Liter Hubraum, 152 kW (207 PS), 435 Newtonmeter Drehmoment bereits bei 1900 Umdrehungen je Minute. Aber die wahre Überraschung kommt erst beim Fahren. Denn mit der Laufkultur dieses Motors ist der Oberklasse-Käufer endgültig im Diesel-Paradies angelangt. Nicht einmal ein Schnurren erlaubt sich diese Katze mehr, höchstens ein schwaches Säuseln erreicht die Ohren der Insassen und schwillt selbst unter voller Last nur zu einem fernen, niemals störenden Rauschen an. Da ist mancher ähnlich große Benziner auffälliger, weil er sich seine Leistung aus höheren Drehzahlen holt.


Zur geschmeidigen Kultiviertheit dieses Triebwerks, das mit Piezo-Einspritzventilen und Doppelturbo-Technik (zwei kleine Lader statt eines großen) zukunfts-trächtige Neuerungen enthält, paßt das Sechsgang-Automatikgetriebe von ZF fugenlos. Mit seinem adaptiven Programm stellt es sich rasch auf die jeweilige Fahrweise ein; der Sport-Modus, der das Heraufschalten in höhere Drehzahlen verschiebt, würde kaum vermißt, wenn es ihn nicht gäbe. Negativ fällt allerdings eine kleine Verzögerung beim Anfahren auf, und auch das Schalten mit dem Gaspedal - beim Kickdown oder beim Holen eines niedrigeren Gangs ohne Vollgasgeben - gestaltet sich nicht so spontan wie erwünscht. Den Fahrleistungen kann das kaum etwas anhaben. Der knapp 1700 Kilogramm schwere Jaguar beschleunigt in 9,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht 234 km/h Höchstgeschwindigkeit mit nur wenig mehr als 4000/min. Zu Golf-TDI-Tarifen ist das mit einer 4,90-Meter-Limousine natürlich nicht zu haben. Der S-Type verbrauchte bei uns im Schnitt 9,6 Liter Diesel je 100 Kilometer, auf der Autobahn auch schon einmal 11 und bei strammer Landstraßenfahrt 9,5 Liter. Dafür könnte der knapp 70 Liter fassende Tank noch ein bißchen größer sein. Der Abgasnorm Euro 4 genügt bisher nur das handgeschaltete Diesel-Modell; die Automatik-Version erfüllt die derzeit noch gültige Euro 3 mit Aussicht auf Höherstufung im ersten Halbjahr 2005. Dann wird auch ein Partikelfilter lieferbar sein.

Zur Freude der Jaguar-Begeisterten strahlt der S-Type noch viel vom klassischen Flair der Marke aus, äußerlich wie auch mit der Inneneinrichtung, die bei der Top-Ausstattung Executive - und erst recht, wenn man noch das Luxus-Paket für 2850 Euro wählt - mit Leder, Holz und britisch inspiriertem Design hohe ästhetische Ansprüche befriedigt. Kleine Ausreißer sind nicht zu leugnen, etwa die sehr nach Ford aussehenden Lenksäulenhebel und Schlüssel. Auch funktionell leistet sich der Jaguar Schwächen: Die Tachometerskala ist so eng, daß präzises Ablesen kaum möglich ist, und die Flüssigkristall-anzeigen in Tacho und Drehzahlmesser (das betrifft vor allem die Werte des Bordcomputers) sind bei hellem Tageslicht nicht zu entziffern. Den Außenspiegeln fehlt ein asphärischer Teil, der auch sonst mangelhaften Übersicht nach hinten trägt die Serienausstattung mit einer Parkhilfe Rechnung. Trotz angemessener Innenraumdimensionen finden lange Fahrer keine entspannte Haltung hinter dem Lenkrad, und beim Umsteigen in den Fond bekämen sie es mit der knappen Scheitelhöhe und den zu kurz geratenen Kopfstützen zu tun. An Kniefreiheit und Sitzbankbreite fehlt es dort indes nicht. Die unzumutbar kleinen Jaguar-Kofferräume der Vergangenheit gibt es zwar nicht mehr, doch mit 400 Liter Inhalt bleibt der S-Type immer noch weit unter dem Klassenüblichen: Dem Gelaß fehlt es vor allem an Höhe, und da nützt es nicht viel, daß eine geteilt klappbare Rückbanklehne, mit der das Gepäckvolumen maximal verdoppelt werden kann, serienmäßig vorgesehen ist. Zur Jaguar-Tradition gehört der Hinterradantrieb, und der S-Type verbindet ihn mit hochkarätigem Federungskomfort. Nur ganz grobe Stöße lassen ihn die Contenance verlieren und mit harten Durchschlägen antworten. In Kurven gibt er sich erwartungsgemäß neutral, erst plötzlicher Leistungseinsatz vor allem auf nasser Fahrbahn führt zu einer Reaktion des Hecks, die aber vom ESP rasch und konsequent abgefangen wird. So glänzt der Jaguar auf Landstraßen wie auf der Autobahn mit einem überaus sicheren Fahrverhalten. Dazu trägt auch die exakte Lenkung bei, deren einzige Schwäche der unpraktisch große Wendekreis von 11,5 Meter ist. Dem Potential des S-Type sind seine Bremsen mühelos gewachsen, aber sie ärgern den Fahrer mit einem unmöglich indifferenten Pedalgefühl: Er tritt wie auf einen schlecht aufgepumpten Fußball. Ein erfreuliches Detail ist die elektrische Parkbremse, die mit einem Finger zu aktivieren ist und sich beim Anfahren von allein löst.

Die Executive-Ausführung des Diesel-S-Type steht mit 45 700 Euro in der Preisliste und kann sich einer ansehnlichen Serienausstattung rühmen. Zu ihr gehören neben dem Automatikgetriebe zum Beispiel sechs Airbags, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik und elektrisch einstellbare Vordersitze mit Fahrer-Memory, nicht aber das Xenon-Abblendlicht, der Regensensor oder das elektrische Schiebedach. Erstreckt sich der Wunschzettel dazu noch auf das DVD-Navigationssystem, rückt die Rechnungssumme in die Nähe von

60000 Euro. Am günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis des S-Type ändert das aber nichts, und so steht seine Exklusivität als Entscheidungsgrund nicht allein: Auch wirtschaftlich kann sich sein Kauf rechtfertigen.


Original unter: http://www.faz.net/s/Rub1DABC609A05048D997A5F315BF55A001/Doc~E078DC307377145AC9DF4E805D265A07D~ATpl~Ecommon~Scontent.html