Ich finde den neuen XJ sowohl in der kurzen, als auch in der Langversion gelungen.
Und dennoch:
Man kann mit dem XJ - wie mit den übrigen Jaguarmodellen - eigentlich nicht richtig zufrieden sein. Die Wettberwerber (Konkurrenten) machen vor, was bei Jaguar unter Ford-Regie versabsäumt wird. Während man anderswo (sogar bei VW mit dem Luxuspassat Phaeton) nach Perfektion strebt und dies sowohl in den Werbeprospekten wie mit der Optik und Haptik der Fahrzeuge herausstellt, gibt Jaguar sich damit zufrieden, gut zu sein. Das reicht aber nicht. Ergebnis dieses Unterfangens ist, dass selbst mir als einem Jaguar zugetanen Menschen bspw. die Türgriffe zu klapprig sind, die Chromteile ihre Plastikseele zu sehr nach außen tragen usw. Damit spart man zwar einige Cent, Menschen, die nicht enthusiastisch sind, greifen da aber lieber anderswo zu.
Gerade Audi ist ein gutes Beispiel für einen Hersteller, der äußerst zielgerichtet an seinem Image gearbeitet hat und dabei kompromisslos sich zumindest einen perfekten Anschein verleihen konnte. Wenn ich an die Zeit bis in die späten 80er oder beginnenden 90er Jahre denke! Der Audi 200 war, wie der erste V8, ein Flop, Audi war bieder wie irgendwas, doch nun zählt Audi zur ersten Garde, ohne Diskussion.
Bei Jaguar beißt sich die Katze in den Schwanz (wie passend): Man macht offensichtliche Kompromisse, gibt sich bei Vergleichen mit dem letzten Platz und der Bemerkung, welchen Schritt nach vorne selbst dieser bedeute, zufrieden, stellt rückläufige Umsätze fest und zieht den Schluss, dass man dann eben das traditionelle Stammwerk schließen und weiter sparen muss, am besten an irgendwelchem "Chrom- oder Technik-Schnickschnack", der - und das sieht man nicht ein - so unnütz sein kann, wie er will, für LUXUS und das Bestehen im entsprechenden Segment aber unverzichtbar ist. Konsequenz: Die Umsätze gehen noch weiter zurück.
Ich wette:
Wenn der XJ anerkanntermaßen durchweg in punkto Materialauswahl/Verarbeitung an seiner Konkurrenz tippen könnte (er ist ja gut und hochwertig, aber nicht durch und durch), man einen 12Zylinder o.ä. anböte mit den Ausstattungsvarianten des Concept eigth, entsprechend auch beim X- und S-Type vorginge und darüber hinaus nicht ständig ein Imagetransfer von unten nach oben (von Ford auf Jaguar durch den Zwang, unbedingt irgendwelche Focusschalter unterbringen zu müssen) vornähme -- Jaguar ginge es richtig gut. Denn: Toll findet die Fahrzeuge eigentlich fast jeder - ich kann von positiver Resonanz auf meinen X 308 einiges erzählen.