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Jaguar-Talk => Jaguar News & Jaguar Szene => Thema gestartet von: Gerd Münch am Fr.17.Sep 2004/ 14:36:34

Titel: Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Gerd Münch am Fr.17.Sep 2004/ 14:36:34
Schock für die F1: Jaguar und Ford ziehen sich zurück
 


 
Aus und vorbei: Jaguar geht 2005 in der Formel 1 nicht mehr an den Start
 © xpb.cc  
(F1Total.com) - Kaum ist in die Formel 1 durch die massiven Fahrer-Rochaden der letzten Tage neuer Schwung gekommen, holt die "Königsklasse des Motorsports" wieder die Realität ein. Eddie Jordan überlegt ernsthaft, ob es Sinn macht, mit seinem Team weiter an den Start zu gehen und am Freitag hat die Ford Motor Company einige Umstrukturierungen bekannt gegeben, um das angeschlagene Unternehmen zu sanieren. Ein Teil dieses Planes beinhaltet die Einstellung des Formel-1-Projektes Jaguar Racing. Auch Ford wird es 2005 in der Formel 1 nicht mehr geben, deshalb steht Eddie Jordan im Moment auch ohne einen Motorenpartner da.

"Jaguars Präsenz in der Formel 1 war eine wertvolle Plattform für das Marketing und die Markenbewusstheit, besonders außerhalb unserer Hauptmärkte in den USA und England", so John Greenwell, Vorsitzender und Geschäftsführer von Jaguar and Land Rover. "Es ist jedoch unsere gemeinsame Ansicht, dass es Zeit für Jaguar ist, sich zu 100 Prozent auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren."

Über "viele Monate" hinweg habe die Ford Motor Company das Formel-1-Projekt genau durchleuchtet, doch der Entschluss ist gefallen, das Projekt einzustellen. Man möchte nun versuchen, dass die Angestellten von Jaguar Racing eine neue Beschäftigung bekommen, ein Verkauf des Teams ist aus diesem Grund die bevorzugte Variante. Hier gibt es durchaus Interesse, zum Beispiel von Formel-3000-Teamchef Christian Horner, der allerdings damit kämpft, das notwendige Budget aufzubringen.

Auch die zum Konzern gehörende Motorenschmiede Cosworth soll verkauft werden. Minardi-Teamchef Paul Stoddart verfügt mit Cosworth über einen Kundenvertrag für die kommende Saison. Es ist fraglich, ob es sich für die die Rennmotorenschmiede lohnt, nur ein Team - zudem das finanzschwächste - mit Motoren auszurüsten. Am Freitag wurde zudem bekannt gegeben, dass Ford eines der drei Jaguar-Werke in Großbritannien schließen wird. In dem Werk montieren über 2.000 Mitarbeiter Sport-Coupes.
 
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Kai Hoffmann am Fr.17.Sep 2004/ 14:41:55
Nach den Gerüchten der letzten Zeit war das irgendwie zu erwarten. Ich für meinen Teil finde es nicht einmal schade, es war dem Ruf eher abträglich....

Viele Grüße
Kai
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Gerd Münch am Fr.17.Sep 2004/ 14:50:56
ist ja wahr,

aber der Motorenlieferant Ford,

reisst ja gleich Jordan und Minardi mit in den Abgrund,

seltsames Geschäftsgebaren

gruß
me. gerd

Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Kai Hoffmann am Fr.17.Sep 2004/ 23:19:12
und die Presse dazu:

Ford räumt bei Edelmarke Jaguar mächtig auf

21:26 Uhr

LONDON / DEARBORN. Der US-Autokonzern Ford hat die Schließung eines britischen Jaguar-Werks, den Ausstieg der Briten aus der Formel Eins und eine erhöhte Ergebnisprognose für das dritte Quartal angekündigt. Jaguar gehört zum Ford-Konzern und leidet unter einer schwachen Nachfrage. Von den mehr als 2000 Beschäftigten im Werk Coventry sollen 400 entlassen und 425 Stellen ausgelagert werden. 500 Beschäftigte würden freiwillig in den Ruhestand gehen. Die Produktion der Jaguar-Aluminium-Modelle werde im Werk Castle Bromwich konzentriert, die Endmontage in Browns Lane im September 2005 geschlossen. Die Jaguar-Produktion soll für den Rest des Jahres um 15 000 Autos zurückgefahren werden.

Im ersten Halbjahr 2004 machte die Ford-Luxussparte mit den Marken Land Rover, Aston Martin, Volvo und Jaguar einen Verlust von rund 360 Millionen US-Dollar. Während Volvo wieder profitabel ist und Land Rover sowie Aston Martin bald die Ertragswende erreichen sollen, hatte Jaguar nach Branchenangaben etwa die Hälfte des gesamten Verlustes zu verantworten.

Das Jaguar-Formel-1-Team steige zum Saisonende 2004 aus der Rennserie aus und solle verkauft werden, hieß es weiter (siehe Bericht im Sport). Ford erhöhte gleichzeitig seine Gewinnprognose für das dritte Quartal um zehn Cent pro Aktie. Der Konzern rechnet jetzt mit einem Gewinn von zehn Cent bis 15 Cent je Aktie. Die bisherige Schätzung war von einem ausgeglichenen Ergebnis bis zu einem Gewinn von fünf Cent je Aktie aus dem laufenden Geschäft ausgegangen. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn von 1,90 bis zwei Dollar je Aktie nach bisher 1,80 bis 1,90 Dollar je Aktie erwartet. Ford begründete die höheren Erwartungen vor allem mit der starken Leistung in der Finanz-Sparte und der verbesserten Kostensituation im Autobereich.

Jaguar sei wieder in einer ernsthaften Verlustsituation, sagte Mark Fields, Vizepräsident der Ford-Luxuswagensparte Premier Auto Group und Ford Europe. Die Marke könne sich mit jährlichen Verkaufszahlen von 125 000 Autos keine drei Werke leisten. Jaguar-Chef Joe Greenwell betonte: „Wir haben zu viel Kapazität, und dies ist unser strukturelles Problem.“ (afp / dpa)
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Benni am Mo.20.Sep 2004/ 09:07:26
Ich finde es schade..... nicht wegen Jaguar, sondern viel mehr für Jordan und Minardi, die für die Unfähigkeit von Ford mitbezahlen müssen.
Einige Kommentare von Ford-Vizepräsident Parry-Jones empfinde ich als Frechheit gegenüber der Öffentlichkeit.

"Wir konnten finanziell nicht mehr mit Teams wie Ferrari, BMW oder Mercedes mithalten, und es macht keinen Sinn am Ende des Feldes herumzufahren."  

Das ist ja wohl ein Witz, Ford hat von Anfang an zu wenig Geld investiert um ernsthaft Formel 1 zu betreiben.

Jetzt wird auch noch Brownslane geschlossen, und wer weiß, wie es weiter geht. Ich sehe da schon sehr dunkle Wolken am Himmel aufziehen für Jaguar.

Gruß
Benni
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Kai Hoffmann am Mo.20.Sep 2004/ 10:46:55
Ich fand zwar auch, daß es ein etwas halbherziger Versuch war, aber angesichts der Lage bei Jaguar kann man auch diese Probleme nicht abweisen:


(F1Total.com) - Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone erweckt dieser Tage den Eindruck, als ob ihm der Rückzug des Jaguar-Teams für 2005 in vielerlei Hinsicht egal wäre. Schon die Teilnahme in diesem Jahr empfand er als unnötig. "Meiner Meinung nach hätten sie dieses Jahr überhaupt nicht fahren sollen", erklärte der Engländer gegenüber 'Reuters'.

Dabei hat der Ford-Rückzug drei unterschiedliche Paten. Vorderhand spielen natürlich die Geschäftszahlen von Ford eine Rolle. Angesichts der knappen Kassen ist eine Formel-1-Teilnahme den vielen Angestellten, die in den Jaguar-Werken ihre Arbeit verlieren werden, und den Aktionären nur schwer zu vermitteln. Doch die Entscheidung pro oder contra "Königsklasse" dürfte in Detroit knapp ausgefallen sein.
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Eine günstigere Formel 1, die es erlaubt, auch mit geringeren Mitteln eine Menge zu erreichen, hätte unter Umständen dafür sorgen können, dass Jaguar geblieben wäre. Auch eine andere Gelderverteilung hätte den Rückzug verhindern können. Doch beide Parteien, sowohl Ecclestone als auch die in der 'GPWC' zusammengefassten Hersteller, bewegten sich eher voneinander weg als aufeinander zu.

Dass alleine wäre vielleicht kein Grund, sich um die Formel 1 zu sorgen. Doch mit Ford geht nicht ein Hersteller, der das "Abenteuer Formel 1" aus dem Hemdsärmel schütteln wollte. Ford hat eine lange Tradition in der Formel 1, war in den letzten 40 Jahren fast immer in irgendeiner Weise dabei. Dass gerade das Unternehmen mit dem blauen Oval das Handtuch wirft, ist mehr als ein Warnschuss für die Formel 1.

"Ich denke, dass dies das Bewusstsein unter den derzeitigen Beteiligten steigern wird, dass eine Reform nötig ist. Wir müssen das schneller vorantreiben, als es bisher geschehen ist", erklärte Ford-Vizepräsident Richard Parry-Jones. "Wenn ein Unternehmen so lange mit der Formel 1 verbunden ist wie Ford, und dann entscheidet, dass es nicht mehr zur Geschäftsstrategie passt, dann werden einige auf Änderungen schielen, damit die kommerzielle Zukunft des Sports wieder abgesichert ist."

Keiner weiß heute, wie lange es sich die Vorstände von BMW, Honda, Renault oder Toyota ansehen werden, dass Millionenbeträge in die Formel 1 gepumpt werden, ohne dass ein Titel dabei herausspringt. Dabei kann man den Herstellern sicher keine Vorgaben machen, die Idee des gedeckelten Budgets, die Jaguar-Teamchef Tony Purnell vor einiger Zeit einwarf, ist kaum praktikabel.

Doch wenn sich eine große Investition in die aerodynamische Entwicklung statt mit einer Sekunde nur noch mit zwei oder drei Zehntelsekunden manifestieren würde, wäre schon viel erreicht. Dabei zeigt der Jaguar-Rückzug ein weiteres Dilemma der Formel 1. Um das Team zu halten, muss ein Käufer gefunden werden. Wäre der Rennstall noch in privater Hand, beispielsweise unter der Leitung von Jackie Stewart, dann würde nur ein Motor fehlen.

Drei Jahre noch muss die Formel 1 durchhalten, dann läuft das Concorde-Agreement aus. Damit würde sich zumindest die Chance ergeben, eine Art Neuanfang von oben herab anzustreben. Doch in drei Jahren kann viel passieren, und sehr viele Teams, die auf immer verschwinden, kann sich die Formel 1 nicht mehr leisten.

(F1Total.com)
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Gatto am Mo.20.Sep 2004/ 20:32:07
Was wird aus uns, wenn der  Fordkonzern Jaguar "über die Klinge springen läßt ?!!"
 Gatto

P.S. ..ich habe Angst
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: HeikoK am Mo.20.Sep 2004/ 22:41:44
Gatto,

ich versteh Dich gerade nicht ganz ....  :D

Wovor hast Du denn Angst, armer kleiner Gatto?


Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Kai Hoffmann am Mo.20.Sep 2004/ 23:02:02
Hallo Gatto,

ebensowenig wie andere Oldtimerfans aufgrund nicht mehr existenten Automobilherstellern wunderbar von diversen Zulieferern leben, geht es auch jetzt schon dem Groß der Jaguarbesitzer (MK, XK, E, XJ, XJ-S letztere zunehmend). Die Zahl hergestellter Jaguare macht diesen Markt für diverse Fertiger von Ersatzteilen interessant. Auch der XJ40 kommt langsam in diesen Genus. Also diese Sorge ist meine geringste!

Viele Grüße
Kai
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: don_franco am Di.21.Sep 2004/ 00:34:21
Buenas noches,

wäre es nicht wundervoll wenn Ford endlich die Finger von Jaguar lassen würde ? Es wäre ja sooo herrlich.

Würde dann nicht die Chance bestehen diese Marke zu kaufen ? Wäre es denn soo abwägig mit einem Konsortium und oder Willigen/Fähigen diese Marke wieder zu Ihrer wahren Bestimmung zu geleiten ?

Darum möge Ford noch etliche Millionen in die Formel 1 verbraten, bis sie dann endlich an Jaguar die Lust verloren und an Aston Martin gefunden haben.

Also warten wir in geduckter Stellung  :-X

don franco
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Kai Hoffmann am Di.21.Sep 2004/ 15:19:04
Jaguar, das Sparen und die Formel 1
18. September 2004 - 09:50 Uhr

Jaguar verabschieded sich zahnlos aus der Formel 1
 Zoom    
© Jaguar
(F1Total.com) -

Man hätte es ahnen können, dass sich Jaguar aus der Formel 1 verabschiedet. Der Rückzug kam daher auch nicht überraschend, vielmehr plötzlich. Dabei stand die Unternehmung "Königsklasse" nie unter einem guten Stern. Natürlich war Ford fast immer in der Formel 1 präsent, der Startschuss für das eigene Team fiel aber erst Mitte 1996. Jackie Stewart baute sein Team für die Formel 1 um - mit tatkräftiger Unterstützung aus Detroit.

1998 kaufte das Unternehmen mit dem blauen Oval die Motorenschmiede Cosworth ein, ab dem Jahr 2000 lief das Stewart-Team unter dem Namen Jaguar - und die Probleme begannen bereits. Die Geschäftszahlen von Jaguar ließen ein groß angelegtes Engagement quasi nie zu - eine ständig wechselnde Teamführung sorgte zudem immer wieder für Aufsehen.

Der Niedergang war abzusehen, und niemand tat etwas dagegen. Ford gehörte wie gesagt fast immer zum Formel-1-Tross, in welcher Art auch immer. Der Schritt des Rückzuges muss schwer gefallen sein. Angesichts von tausenden Stellen, die bei Jaguar in England abgebaut werden, ist der Rückzug aus der Geldvernichtungsmaschine Formel 1 aber nicht nur verständlich sonder moralisch nahezu notwendig.

Hausgemachte Probleme?

"Es ist nicht das langfristige Interesse von Jaguar, in der Formel 1 teilzunehmen und am hinteren Ende des Feldes platziert zu sein"; erklärte Richard Perry-Jones, Ford-Vizepräsident. "Damit sich die Formel 1 für Jaguar wirklich bezahlt macht, müssten wir gewinnen können, denn einen Jaguar möchte man doch nur dann besitzen, wenn wir gewinnen können, eine Teilnahme reicht nicht aus." Doch genau darin liegt die Crux: "Jaguar kann sich die eskalierenden Kosten, um in der Formel 1 zu gewinnen, nicht leisten."

Die Misere wird besonders deutlich, wenn man sich die Budgetsituation bei Jaguar vor Augen führt. Ford wollte offenbar sparen - um jeden Preis. Niki Lauda bekam das zu spüren. Noch vor der Saison 2003 musste er gehen. Auch deshalb, weil er mit dem massiven Kürzungen der Budgetzuschüsse von Ford nicht einverstanden war. Schlimmer noch, die neue Jaguar-Führung glaubte offenbar, sich auch mit wenig Geld an die Spitze heranarbeiten zu können.

"Teamchef Purnell jammert über das geringe Budget, aber da ist er selbst schuld", erklärte Niki Lauda im Juli der 'Rennsport News Formel1-F1 Racing'. "Der hat ja den Kürzungen zugestimmt und behauptet, man kann mit dem Budget auskommen. Deshalb hat er ja meinen Job bekommen. Purnell machte es mit einem Budget, das unter hundert Millionen Dollar liegt, und er gewann keinen einzigen neuen Sponsor dazu. Er ist Techniker, aber kein Marketingmann."

Ford pokerte - und verlor

War man im Jaguar-Lager zu blauäugig? "Unser Erfolgsvision für Jaguar Racing bestand aus einer Kombination vom Profit Jaguars, einem hocheffizienten Team, einer Kostenreduzierung durch Regeländerungen und einer gerechteren Verteilung der Einnahmen des Sports", erklärte Perry-Jones. Doch bei Jaguar stehen tausende Autos auf Halde, sehr viel günstiger ist auch die Formel 1 nicht geworden, und mit Bernie Ecclestone verhandelt man noch immer über eine andere Gelderverteilung.

"Jaguar hätte in der Formel 1 nur eine Siegchance, wenn ein größere Teil der Einnahmen an die Teams verteilt werden würde, und wenn die Kosten für alle Teilnehmenden gesenkt werden würde", fuhr er fort. Passiert ist das nicht, aber: "Daher hat sich Ford in den vergangenen 18 Monaten so an der GPWC beteiligt. Leider sind die Reformen zu langsam, um die Entscheidung wieder umzustoßen."

Forderte der Kampf um die kommerzielle Macht in der Formel 1 nun das erste wirkliche Opfer? Bisher verließen vornehmlich Privatteams die Bühne - nun musste ein Hersteller dran glauben. Die verbliebenen Hersteller planten von vornherein mehr Geld für die Formel 1 ein, dies heißt aber nicht, dass sie sorglos hunderte Millionen pro Jahr investieren können. Natürlich hat Jaguar darauf gesetzt, dass ihnen die Entwicklung der Formel 1 in die Hände spielt. Dieser Poker ging nicht auf, doch das muss nicht heißen, dass alle anderen ein besseres Blatt in der Hand halten. Der Ford-Ausstieg zeigt deutlich, dass in der Formel 1 Reformen, gerade im Hinblick auf die Kosten, schnellstmöglich stattfinden müssen.
Titel: Re:Die unsägliche Geschichte hat ein Ende
Beitrag von: Ich am So.26.Sep 2004/ 19:01:21
Na endlich - lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken (eine Peinlichkeit!!!) ohne Ende.

Und wenn Ford sich nicht endlich darauf besinnt, dass Jaguar eine sog. Edelmarke ist, sehe ich diesbezüglich ebenfalls schwarz. 95% reichen in diesem Produktsegment nicht - 110 % müssen das Ziel sein, und dazu muss man halt investieren.

Die verkehrteste Reaktion wäre Sparen am falschen Ende (Stichworte Focus-Armaturenbrett mit aufgeklebten Holzleisten im S-Type und Ford-Schalter allerorten, Verzicht auf attraktive "Nischen"modelle) - aber genau so wird es kommen, wetten, dass? Und dann bewegt sich Jaguar - genau wie in der Formel 1 - auch in den Zulassungsstatistiken weiter auf der Verliererstraße.

Titel: Mosley: „Das Geld wird verschwendet!"
Beitrag von: Kai Hoffmann am Mi.29.Sep 2004/ 16:25:27
Der Zerfall nagt an der Formel 1: Ford wirft das Handtuch, kleine Rennställe drohen in die Insolvenz zu rasen, große Werksteams wollen eine eigene Serie. Die finanzielle Krise ist da. Ferrari-Teamchef Jean Todt und FIA-Präsident Max Mosley fordern deshalb eine Radikalkur.
   

"Die Kosten sind einfach zu hoch. Top-Teams haben ein großes Budget zur Verfügung, kleine Rennställe nicht. Wenn nichts getan wird, verlieren wir weitere Teams", prognostiziert Max Mosley. Zum Vergleich Toyota hat laut den Finanzexperten der Credit Suisse ein Budget von 287 Millionen Dollar zur Verfügung, während das Sauber-Team bei vergleichbaren Erfolgen mit "nur" 82 Millionen über die Runden kommt.

Der FIA-Präsident geht sogar noch einen Schritt weiter: "Ein großer Teil des Geldes wird verschwendet. Ohne Zweifel kann die Formel 1 mit weniger als der Hälfte betrieben werden, was sie jetzt kostet, ohne dass von außen etwas zu merken ist."

Mosley pocht nicht umsonst auf Sparmaßnahmen, Kostenreduzierungen und radikale Regeländerungen. Durch den Rückzug von Ford stehen Jaguar und die Motorenschmiede Cosworth zum Verkauf, was auch die Zukunft von Jordan und Minardi bedroht. Statt aktuell zehn Teams könnten 2005 nur noch sieben Rennställe dabei sein, was einen Verlust von über 33 Prozent der Autos bedeuten würde.

Die Idee von Formel 1-Vermarkter Bernie Ecclestone, dass künftig pro Team drei Wagen an den Start gehen, tut Mosley als Notlösung ab: "Ich bin nicht sicher, dass alle Teams drei konkurrenzfähige Autos ins Rennen schicken können. Ein dritter Renner ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Wo soll das Geld herkommen?"

Mosley gibt den Team-Besitzern die Schuld an der hausgemachten Krise in der Königsklasse. Der Brite will sparen: Autos mit 2,4-Liter Hubraum und Achtzylindern sollen in der Saison 2005 ein ganzes Rennwochenende halten. Die Frist für die Rennställe, eigene Vorschläge an die FIA zu melden, läuft bis Ende Oktober. Doch bislang hat sich noch niemand geäußert. "Diese eigensinnige Haltung ist einfach frustrierend", ärgert sich Mosley. "Dabei sind die Probleme lösbar, man muss nur handeln."

Schützenhilfe erhält der Brite von Ferrari-Teamchef Jean Todt: "Wir brauchen in der Formel 1 eine echte Revolution, wenn wir die Kosten reduzieren möchten. Die Budgets sind bereits riesig. Um konkurrenzfähig zu sein, müssen die Teams viel investieren und 800 bis 1000 Arbeitnehmer bezahlen." Genaue Vorschläge hat der Revoluzzer der Scuderia nicht, ist aber gegen eine Einschränkung von Tests: "Es ist idiotisch zu sagen, dass weniger Testfahrten ausreichen würden."

Der Fortbestand der aktuellen Formel 1, deren Verträge bis 2008 laufen, scheint bei der Diskussion um Reglement und Budgets gefährdet: Die in der GPWC (Grand Prix World Championship) zusammen geschlossenen Autobauer haben vorsorglich für 2008 den Start eines eigenen Wettbewerbs angekündigt.

Bei dem Gerangel um die Zukunft der Rennserie geht es um eine Menge Geld: Seit 2003 streiten die Autobauer und Formel 1-Chef Bernie Ecclestone über den Fortbestand der Königsklasse, wobei die Teams auf eine stärkere finanzielle Beteiligung, mehr Transparenz und ein zuverlässigeres Regelwerk drängen. Größter Streitpunkt ist dabei die Gewinnverteilung: Bernie Eccelstone streicht momentan etwa drei Viertel der Profite ein. Die Rennställe wollen, dass die Gewinne 50 zu 50 geteilt werden.