Hallo,
hier ist viel Richtiges, aber auch schon viel Unsinn geschrieben worden.
Bestimmt aber ist es keine Glaubensfrage, Öl ist konfessionslos, nicht mal links oder rechtsdrehend, wie der Joghurt.
Ich habe mich schon viel mit Öl beschöftigt und hatte auch in meinem Maschinenbaustudium das Wahlfach Tribologie (Lehre der Reibung, Schmierung un Verschleiß)) belegt und folgenden Satz immer noch im Ohr:
Es gibt kein falsches Öl, es gibt nur falsche Anwendungen.
Und das gilt!!! Selbst die Anwendung "XK Motor" ist noch viel differnzierter als man glauben mag:
Habe ich eine Literleistung von 50 oder 100Ps?
Fahre ich das Auto als Ausflugsmobil oder lasse ich es fliegen?
Fahre ich das Öl richtig heiß oder mache ich damit nur kurze Wege und es wird nur warm?
Ist mein Motor überholt oder noch im Originalzustand bzw. war lange nicht offen?
Habe ich einen Ölkühler ?
Weiß ich, was für Öle die letzten 50.000km gefahren wurden?
Das alles sollte die Wahl nach dem "richtigen" Öl beeinflussen
Gehen wir mal von dem Motor aus, der nicht getunt und nicht überholt ist (außer vom Stand der Technik) und dessen Ölgeschichte ich nicht kenne, außerdem nur für Kaffeefahrten eingesetzt wird:
Hier würde ich Standardöl einsetzen 10W…..oder 15W……und die zweite Zahl darf hier ruhig hoch sein, umso dicker bleibt das Öl bei höheren Temperaturen.
10W ist teilsynthetisch, 15W ein Mineralöl.
0W und 5W Öle sind vollsynthtisch und haben extrem Ölkohle und schlammlösende Substanzen in sich, die Ablagerungen an Kolbenringnuten und Teerecken in Ölwannen auflösen können. Die Kolbenringe dichten dann auf Grund der Fehlstellen nicht mehr ab, haben erhöhtes Spiel in der Nut und die Folge ist eine erhöhte Menge an Blowby (an Kolbenringen entweichende Abgas).
Dieses heiße Gas pfeift ausgerechnet da durch, wo ein schützender Ölfilm die Gleitpartner voneinander trennen soll. Das Öl verbrennt, wird weggeblasen, es kann ein Fressen zwischen Ring und Zylinder einsetzen…..es heißt dann: Der Ölfilm ist gerissen.
Lösen sich durch Vollsynthetiköle alle Ablagerungen der letzten Jahre in kurzer Zeit, schwimmen diese Brocken im Öl und verstopfen Filter, Siebe und Ölbohrungen und der Öldruck sinkt. Und da gebe ich Woolfi recht, die hochspeziellen Oltimeröle sind oft nichts weiter als wenig additivierte Öle. Nennen wir es nicht das billigste vom billigsten, sondern das schlechteste vom schlechtesten……würde ich trotzdem nicht kaufen. Es sollte ein Erstraffinat sein, und die Spezifikation haben, die es z.B. in einem Sechszylinder Benzinmotor von BMW aus den 70er oder 80er Jahren oder in einen Golf1Gti auch zu erfüllen hätte. Die öfter mal auftretenden verklemmten Kolbenringe kommen oft durch verkohltes Öl, welches keine gute Temperaturstabilität hat oder keine oder zu wenig ölkohlelösende Additive hat. Es gibt auch Markenöle, deren Werbung ich nicht mitfinanzieren muss.
Anders beim überholten oder gar noch getunten Motor: Hier sind die Toleranzen und Passungen oft besser, als beim Original, die Kolben und Dichtungen aus moderneren Werkstoffen, Materialangriffe durch Motoröl sind in der Regel nicht zu erwarten (anders als im Getriebe), hier würde ich zu einem modernen Teil- oder Vollsynthetiköl raten. Nachteile sehe ich keine, das Öl ist (wenn die erste Zahl klein ist, 0 oder 5) bei Kälte dünner und bei Hitze (wenn die zweit Zahl groß ist) dicker als ein Einbreichsöl. Die Spanne zwischen den Zahlen kompensiert nicht nur die Temperatureinflüsse von außen z.B. 0 – 40° , sondern auch die höhere Motortemperatur bei sportlicher Fahrweise, bei Höchstgeschwindigkeit, am langen Berg, bei Stop and go in der Sommerhitze, mit ohne Ölkühler, wenn dann das Öl dicker bleibt, dann ist auch der Öldruck höher. Auch die thermische Stabilität ist bei modernen Ölen größer, wenn das Öl (partiell) zu heiß wird, dann wird es wie in einer Raffinerie weiter „gecrackt“, d.h. die Molekülketten werden aufgebrochen und kürzer……das ist dann nicht mehr so raffiniert.
Die Meisten von euch würden schaudern, wenn sie eine geeichte Öltemperaturanzeige im Auto hätten. Umgekehrt ist zu kaltes Öl auch tödlich, die Additive im Öl und die Ölnebelschmierung (verdampfendes Öl kondensiert auf kälteren Teilen und schmiert dort) funktionieren erst ab 80°C, die Gefahr von Ölschlammbildung ist bei zu kaltem Öl größer, ein Ölkühler ohne Thermostat kann mir bei einem normal genutzten Auto auch einen Bärendienst erweisen.
Ich kann durch noch so gutes Öl keinem Motor ewiges Leben verleihen. Der Ölfilm ist im normalen Betriebszustand tragfähiger als die aufzunehmende Flächenpressung (Gleitlager, Kolbenringe). Aber nur mit einer gewissen Reserve. Die ist aber manchmal überschritten durch zu heißes oder dünnes Öl, zu hohe Drehzahl, durch Frühzündung (klopfender Motor)…..
Dann habe ich mit einem vollsynthetischen Öl die größeren Reserven. Nach der Ölreibung (Gleitlager im Betriebszustand) kommt Mischreibung (Gleitlager beim Kaltstart) und danach das Fressen, die Übergänge passieren recht plötzlich.
Grüße
Wolfgang