Autor Thema: 1500 Km im XF Testbericht  (Gelesen 6779 mal)

Offline freeman04

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1500 Km im XF Testbericht
« am: Di.24.Jun 2008/ 08:50:36 »
hier mein  Fahrbericht Teil 1

Motor:

Der 4,2 Liter Kompressormotor ist der „Spaßmacher“ schlechthin. Egal bei welcher Drehzahl, Dampf ist immer vorhanden und ab 3000 Umdrehungen geht das Auto gnadenlos oder, wie mein Lieblingsautodoktor sagte, wie vom Gummiband gezogen. Möchte man seine Mitfahrer nicht dauernd in die Sitze werfen, sollte man beim Anfahren einen sensiblen Gasfuß haben.

Die Geräuschkulisse im Auto ist sehr zur zurückhaltend. Nur bei voller Beschleunigung ist das Grollen des V8 dann deutlich zu vernehmen. Für mich als Genießer (fahre meist ohne Radio) ist das schon fast zu leise. Hier werde ich wohl noch Modifikationen vornehmen. Es soll auch im XF die elektrischen Drosselklappen in der Auspuffanlage geben, aber bis jetzt konnte mir niemand die zugehörige Sicherung verraten.

Der Benzinverbrauch betrug über die o.g. Strecke bei einem relativ hohen Stadtanteil 14,6 L/100 Km. Ich gehe davon aus, das dieser sich nach dem Einlaufen und dem zu erwartenden höheren Anteil an Langstrecken unter 14 L / 100 Km einpendeln wird.

Was mich persönlich stört: Beim Starten des Motors wird die Drehzahl kurzfristig auf 2000 U/min erhöht. Das würde ich mit meinem Gasfuß so nicht machen.

Getriebe/Antrieb

Das 6-Gang-Automatikgetriebe ist ein Gedicht. Die Schaltvorgänge sind kaum merklich. In der Normaleinstellung schaltet der Automat recht früh hoch und zum Gleiten liegen immer niedrige Drehzahlen an (100 Km/h mit unter 2000 U/Min).
Im Sportmodus reagiert die Automatik sehr spontan, schaltet bei Bedarf auch mal gleich 3 Gänge runter und dreht die Gänge sauber aus. Für manche mag das schon einen Tick zu „nervös“ wirken
Die Schaltwippen sind nach meiner Meinung etwas für den „Spieltrieb“. Wer möchte, schaltet dann vor der Spitzkehre schon mal „auf Vorrat“ 3 Gänge runter, die Automatik schaltet dann bei passender Drehzahl (mit Zwischengas !) die Gänge und zum Beschleunigen aus der Kurve liegt der passende Gang an. Ausdrehen, Hebel ziehen und nächster Gang. Hier sind dann allerdings Schaltrucke deutlich zu spüren.

Die Antischlupfregelung ist speziell nach dem Umstieg aus dem XK/R eine Wohltat. Endlich wird nicht mehr so brutal abgeregelt, das man meint, da habe einer den Motor abgestellt. Im Normalmodus wird sanft Leistung weggenommen bis der Schlupf an den Hinterrädern aufhört. Im Sportmodus lässt die Regelelektronik  schon wesentlich mehr Schlupf zu. Da kann es bei nasser Strasse auch schon mal quer gehen, bevor die Stabilitätskontrolle greift.

Die finale Kombination Sportmodus plus die kleine Taste mit der karierten Flagge neben dem Schaltknopf regelt dann alle elektronischen Helferlein weitestgehend herunter und nun ist eine Fahrweise möglich, die frei nach Walter Röhrl die einzig wahre ist: Die Fliegen kleben an der Seitenscheibe.
Das sollte man allerdings auf einer abgesperrten Strecke oder noch besser auf einem Fahrerlehrgang austesten. Der Abruf von 416 Pferden in ungeeigneter Situation ergibt  in dieser Einstellung schnell  einen Dreher oder schlimmeres. Das Popometer ist nach der Gewöhnung an die ganze Elektronik eben doch ein wenig eingerostet.

Fahrwerk:

CATS aus dem XK/R ist eingebaut. Straff und bei beginnender Seitenneigung die entsprechende Seite  verhärtend um der Neigung entgegenzuwirken. Das Auto liegt satt auf der Strasse und läuft ( endlich) keinen Spurrillen hinterher. Obwohl mit 285/30 hinten und 255/35 vorne auf 20“ „dicke Socken“ aufgezogen sind, läuft das Kätzchen stur geradeaus. Die Lenkung (elektrohydraulisch) ist ein wenig indirekt aber nach einiger Zeit ist man eingewöhnt und kann 5 m Auto sehr präzise um die Ecken zirkeln. Mancher mag sich aber da ein wenig mehr „Rückmeldung“ von der Strasse wünschen.
Autobahnfahrt bei hohen Geschwindigkeiten sind völlig entspannt. Kein Verwinden in schnellen Kurven, was beim XK bei mir immer Adrenalinschübe verursacht hat.
Fahrbahnunebenheiten werden sauber „weggebügelt“ aber der Fahrer immer über den Zustand der Strasse unterrichtet. Das Auto ist keine Sänfte aber es malträtiert seine Insassen auch nicht mit Schlägen ins Kreuz, wenn ein Kanaldeckel überfahren wird.
Allerdings ist von den aufgezogenen Reifen (Pirelli) immer ein deutliches Laufgeräusch zu vernehmen. Dieses übertönt beim Gleiten immer das Motorgeräusch was mich an notwendige Modifikationen denken lässt

Die Bremsen sind klasse. Sauber zu dosieren und im Ernstfall vehement verzögernd. Über Fadingneigung kann ich keine Aussagen treffen da ich (verständlicherweise) das bei MEINEM Auto nicht mal eben testen wollte.
Einziger Kritikpunkt: Wie bereits beim XK „knarzen“ die Beläge wenn man z. Bsp. beim Ausrollen noch mal sanft bremst. Dieses Geräusch machte schon der XKR und ich werde die Werkstatt damit nerven, weil es mich auch nervt

Denn der Fehler liegt im Anfang, und der Anfang, heißt es, ist die Hälfte des Ganzen, so daß also auch ein kleiner Fehler im Beginn entsprechend große Fehler im weiteren Verlauf zur Folge hat.

Offline X-Man

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #1 am: Di.24.Jun 2008/ 09:07:52 »
Moin Jochen,

Spitzenbericht! :super :xxx :+++

Wann kommen denn zu den 1500km weitere 220 Richtung Heimat dazu? ??? ;D

Grüße
Ingmar

P.S. 14,6 Liter mit hohem Stadtanteil.... :xxx... da stink ich nicht mit.... :'( :'(

Offline Marcel

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #2 am: Di.24.Jun 2008/ 11:13:08 »
Hallo Jochen,

die kurzfristige Drehzahlanhebung könnte eine Kat-Heizmaßnahme sein.
Dein Spritverbrauch wird sich wahrscheinlich nur dann senken, wenn Du schön langsam auf der Landstraße fährst - wir haben mit dem SL 500 letztes Jahr in Skandinavien auch nur 9 Liter verbraucht.

Viele Grüße,

Marcel.
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Offline JagDriver

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #3 am: Di.24.Jun 2008/ 11:19:05 »

die kurzfristige Drehzahlanhebung könnte eine Kat-Heizmaßnahme sein.


Hallo Jochen,

tröste Dich, das ist mittlerweile bei vielen Neuwagen so.

Gruß
Detlef
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Offline X-Man

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #4 am: Di.24.Jun 2008/ 12:19:43 »
Hallo Jochen,

die kurzfristige Drehzahlanhebung könnte eine Kat-Heizmaßnahme sein.

Bei älteren Autos heist das KLR :D

Grüße ;)
Ingmar

Offline Marcel

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #5 am: Di.24.Jun 2008/ 13:15:58 »
Hallo Ingmar,

mit dem Vorteil der älteren Autos, daß sie keine Kats mit bis zu 1200 cpsi (cells per sqare inch) drinhaben. Es wird langsam mal Zeit, daß dieser Irrsinn eingebremst wird. USA-Modelle der mittleren Hubraumklasse verbrauchen bis zu 1 Liter mehr Sprit auf 100 km als die Europaausführungen, nur weil sie nach SULEV zertifiziert sind.
Ein Fahrzeug sollte wieder danach bewertet werden, was es mit warmem Kat emittiert... .

Viele Grüße,

Marcel.
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Offline freeman04

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #6 am: Di.24.Jun 2008/ 21:54:46 »
Nun zum 2. Teil

Karosserie:

Das Design kann und mag sicher jeder für sich beurteilen. Mit gefällt, dass eine 5-Meter Limousine fast die Silhouette  eines Coupes hat.
Übersichtlichkeit vorn und auch hinten ist nicht gegeben. Entweder man weiß, wo das Auto aufhört oder eben nicht. Zu sehen ist es keinesfalls. Hier hilft halt in engen Parklücken doch die Näherungswarnung vorn und hinten. Einmal damit geübt, klappt das Einparken prima. Die eingebaute Rückfahrkamera ist da dann nur ein zusätzliches Gimmick.

Die Türen vorne öffnen so weit, das ich (nicht so lang gewachsener Mensch) die Tür im komplett geöffneten Zustand nicht vom Fahrersitz aus ohne Verrenkungen schließen kann.
Kofferraum ist reichlich vorhanden. Allerdings muss man mit einer hohen Ladkante leben.
Ein Manko ist das Schließen des Kofferraumdeckels. Öffnet man ihn noch per Knopfdruck , so ist das Schließen manuell mit Umgreifen auf den Deckel zu erledigen. Schmutzige Hände sind sicher
Die Scheinwerfer haben Xenon-Licht und das ist gut so. Endlich ne ausgeleuchtete Strasse nachts und nicht so ein „Kerzenlicht“ wie beim XK. Aber keine Rose ohne Dornen: Es gibt keine Nebelscheinwerfer. Auch als Option nicht. Das finde ich schei.....

Dafür habe ich dann ein „Kurvenlicht“ Je nach Lenkeinschlag (bei eingeschaltetem Fahrlicht) oder gesetztem Blinker schaltet sich eine zusätzliche Birne ein, die im 90° Winkel die Kurve ausleuchten soll. Na ja ,,, da sind mitschwenkende Scheinwerfer wohl ne Nummer effektiver, aber die Schilder am Strassenrand kann man prima lesen

Innenraum
Hinten können 2 Personen, auch mit Gardemass, über lange Strecken bequem sitzen. Die vorderen Sitze sind bequem und haben genügend Oberschenkelauflage. Einmal eingestellt wird die Einstellung abgespeichert und man muss nicht jedes Mal an der Sitzverstellung rumfummeln.
Ich wünschte mir allerdings die Sitze, insbesondere den Fahrersitz natürlich, wenig konturierter. In schnellen Kurven bietet der Sitz zu wenig Halt. Dafür ist endlich die Fußstütze so angebracht, dass ich sie auch erreichen kann.

Das Lenkrad ist elektrisch Höhen- und längsverstellbar. Der Bezug ist griffig und fühlt sich sehr angenehm an .
Tachometer und Drehzahlmesser liegen direkt im Blick und sind gut ablesbar. Allerdings schwankt die Nadel des  Drehzahlmessers beim Überfahren von Bodenwellen auf und ab. Sicher nicht im Sinne des Erfinders.
Für mich unerklärlich ist das völlige Fehlen von Informationen zu Wassertemperatur, Öldruck oder Öltemperatur. Hier gibt es nur Warnlampen die dann anzeigen, dass nun eh zu spät ist.


Das Display (9“ glaube ich ) ist bei normalem Licht gut ablesbar, bei Sonneneinstrahlung von hinten gar nicht. Schade, das Jaguar die Anregung von Gerd, das Display um 15 – 20 Grad zum Fahrer zu neigen, nicht umgesetzt hat. Die Bedienung via Touchscreen ist einfach. Man(n) muss nicht unbedingt das Handbuch lesen um die wichtigsten Funktionen auch intuitiv bedienen zu können. Will man allerdings Funktionen wie die Sitzbelüftung abrufen, ist dann doch wieder Lesen angesagt
Das Navigationssystem hat eine Software von Navtec und ist auch über deren Webseiten upzudaten. Bedienung ist problemlos, aber die Lady in ihren Ansagen ein wenig langsam. Die Installation meiner „geliebten“ POI,s (points of interest) um die festen Radarstationen zu ergänzen habe ich noch nicht geschafft.

Bluetooth Telefone einbinden ist ebenfalls völlig problemlos.

Die Klimaanlage ist sehr leistungsfähig und liefert die kalte bzw. gekühlte Luft auch noch in ordentlichen Mengen in den Fond. Allerdings ist mir der Lüfter zu laut. Ich regele ihn dauernd runter damit ich den Motor und nicht den Lüfter höre.

Keyless Entry klingt gut ,, ist auch gut. Nur noch den dicken „Knubbel“ in eine Hosentasche und gut. Aber ......... da sollte er auch bleiben, Und nicht im Auto irgendwo abgelegt und dann das Auto von außen am Griff verriegeln. Das wird peinlich *smile*.
Sollte man den Key allerdings im Kofferraum liegen lassen und diesen schließen, so springt der nach 3 sec von allein wieder auf
Zumindest ist der „Hosentascheninnenfutterkiller“ von Ford nun endlich passe.

Soweit zunächst mal meine – natürlich subjektiven – Erfahrungen

Ich hoffe, ihr habt beim Lesen ein wenig Spass

Grüsse aus Göttingen

Jochen
Denn der Fehler liegt im Anfang, und der Anfang, heißt es, ist die Hälfte des Ganzen, so daß also auch ein kleiner Fehler im Beginn entsprechend große Fehler im weiteren Verlauf zur Folge hat.

Offline Sakis

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #7 am: Do.26.Jun 2008/ 17:40:39 »
einen schönen guten Tag Jochen,

Super Bericht  :super

viel Spass mit der Katze  ;)

liebe Grüsse,
Sakis

Offline rdb

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #8 am: Sa.28.Jun 2008/ 16:27:08 »
Hallo,

klasse bericht!

Der XF gefiel mir in der Presse überhaupt nicht. Jedoch hat mich der reale Eindruck überzeugt.
2.0 V6 Sport J-Nothelle Exedera

Offline Gerd Münch

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Re: 1500 Km im XF Testbericht
« Antwort #9 am: Fr.04.Jul 2008/ 08:00:38 »
Moin Driver,

und was noch gar nicht angesprochen wurde ...

der XF hat einen Charakterlichen Wesenszug, der eventuell in einer Therapie enden sollte ...

wenn man/frau mal die Fahrmaschine laufen lässt(geniesen), will man/frau nicht mehr heraus  :)

gruß
gerd