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Autor Thema: Herrenzimmer im Jaguar  (Gelesen 1905 mal)

Offline Kai Hoffmann

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Herrenzimmer im Jaguar
« am: So.10.Okt 2004/ 11:43:35 »
Die britische Traditionsmarke will mit der Langversion des Luxusliners XJ einen feudalen Innenraum schaffen

Von Peter Hannemann

Es gibt Marken, die können sich auf ein unerschütterliches Image stützen, haben aber im Laufe ihrer Existenz schon Unsummen an Geld verschlungen. Jaguar zum Beispiel. Das britische Traditions-Unternehmen leistet sich sogar den Luxus, seit der Übernahme durch Ford 1989 noch keinen Penny Gewinn nach Detroit überwiesen zu haben. Selbst fragwürdige Modell-Verwandtschaften wie beim X-Type, der sich ganz unschick Teile mit dem Ford Mondeo teilen muß, konnten die Kostensituation nicht wirklich verbessern. Und eine betörende Studie, der alle Jaguar-Sinne wachrufende Roadster F-Type, bei seiner Premiere auf der Detroit Motorshow vor drei Jahren schon mit stehenden Ovationen bedacht, blieb aus Kostengründen bis heute in der Versenkung.

Alle Hoffnungen ruhen seitdem auf dem ganz aus Aluminium gefertigten Luxusliner XJ, der gerade in San Francisco in seiner Langversion den rettenden Anker in Richtung US-Markt auswarf, wo die auf 5,21 Meter gestreckte Limousine (plus 12,5 Zentimeter) den Geist von Jaguar in einer schwierigen Zeit vor allem emotional wieder beleben soll. Denn bei den reproduzierbaren Werten muss sich die jüngste Kreation aus Coventry dem Wettbewerb zwar knapp, aber doch spürbar geschlagen geben. Dies trat schon beim kurzen XJ-Type zu Tage. Deshalb soll ganz besonders auf dem Heimatmarkt Großbritannien und dem wichtigsten Exportmarkt USA die Katze wieder zum Sprung ansetzen, jenen Hochburgen, wo Jaguar immer noch seine treuesten Anhänger hat. Dabei kommt der Traditionsmarke ihr kaum zu überbietender Nimbus des edlen, feinen und eleganten Wagens zu gute. Wer sich für einen Jaguar entscheidet, dem geht es nicht zuletzt um einen außergewöhnlichen Dresscode, der der Umwelt signalisiert: Schaut her, ihr habt es mit einem Eigner zu tun, der - nicht nur beim Auto - auf Stil und guten Geschmack Wert legt.

Während die großen Limousinen von Audi, BMW und Mercedes im Wesentlichen als Dienstwagen der Business-Elite geordert werden, kommen Exoten wie der Jaguar XJ wohl eher für betuchte Individualisten und selbstständige Erfolgsmenschen in Frage. Bei der Langversion des XJ steht das Chauffiertwerden allerdings im Vordergrund. Das Raumgefühl eröffnet in der Tat eine völlig neue Jaguar-Dimension. Überdies geht keine andere Automarke so genial mit ihren Stil-Merkmalen um. Wo andere hin wollen, da ist Jaguar schon. Jedenfalls, wenn es um die sicht- und fühlbaren Einrichtungselemente geht. Bei der Langversion kommt noch üppiger Fondraum hinzu, in dem es sich die Passagiere auf zwei äußerst bequemen Fauteuils individuell einrichten und den Rücken massieren lassen können. Laut Jaguar soll der XJ-LWB (Long Wheel Base) im Konkurrenzvergleich den meisten Platz für teure Beinkleider auf den Rücksitzen bieten.

Nicht jeder Jaguar-Fahrer war bislang mit der Eigenschaftswertung seiner Limousine einverstanden. Gewiß, die Triebwerke (V6 und V8 von 238 bis 395 PS) schnurren nur so vor sich hin - selbst wenn man ihnen höhere Leistungen abverlangt. Aber erst die Aluminium-Leichtbauweise macht aus der großen Jaguar-Limousine einen agilen Überland-Cruiser in überzeugender Fertigungsqualität. Auch der Chauffeur der Kingsize-Version - einen solchen wird man wohl in der Mehrzahl am Steuer sehen, während es sich die Herrschaften im Fond gemütlich machen -, mag sich über den Zugewinn an Handlichkeit und Karosserie-Steifigkeit freuen. Doch ungeachtet von Leistung und Leichtbau (der lange "Jag" wiegt fahrfertig nur 1689 Kilo) ist dieses Auto eher fürs Gleiten denn fürs Rasen ausgelegt. Sein modifiziertes Grill-Design, größere Fond-Türen, ein steileres Heckfenster und 18-Zoll-Räder sind etwas förmlich und getragen ausgefallen. Die Leichtigkeit des Seins blieb ihm aber erfreulicherweise durch seinen filigranen Dachaufbau und sein schlankes Heck erhalten.