F-Type S, 3.0L 6-Zylinder Kompressor 380PS
Fahrbericht
17. Juni 2013
Strahlender Sonnenschein und beinahe wolkenloser Himmel, Cabrio-
Wetter.
"Ich bin nervoes" meint der 911er-Porsche-Fahrer und greift hastig nach
seinem Feuerzeug.
"Warum bist Du nervoes, etwa wegen der Fahrt mit dem 380 PS-F-Type-S ?"
"Ja - aber schau mer mal...."
Seinen 911 Carrera S (997) kenne ich aus eigener Erfahrung am Steuer. Der
911 mit seinen 355 PS ist so etwas wie das, was man heute eine Mucki-
Bude nennt, eine ziemlich anerkannt extreme Nummer an Sportwagen,
kernig und mit Fahrerelebnis pur - wie sagte ein anderer, mir bekannter 911er-
Fan:
"Die absolute Mischung aus Auto und Motorrad".
Mit saegendem und bellendem Boxer-Motorenklang fahren wir mit dem dunklen
911er bei der Schwabengarage Heilbronn vor dem Ausstellungsraum vor,
neckischerweise wartet dort ein F-Type-S in fast derselben Farbe auf uns.
Ein schoenes, beinahe zierliches Auto, das nicht gross auftraegt.
Herr Wasner, der Verkaufsberater, hat alles vorbereitet. Die Einweisung in
den sehr wertig wirkenden Innenraum des F-Types erfolgt zuegig und schluessig.
Es gaebe dutzenderlei an Einstellungen betreffs Dynamik- und Komfort von
Fahrwerk und Motor, ich moechte es aber fuer mich an saemtlichen Moeglich-
keiten bei "Dynamik" belassen, da ich es schliesslich wissen will.
Herr Wasner dreht eine kleine Einfuehrungs-Runde mit mir. Hoppla, das Einsteigen
klappt, es geht so tief runter und rein wie beim Porsche und man sitzt wie
festgemauert in der Erden, genug Platz ist vorhanden, wenn auch nicht ueppig.
Die versenkten Tuergriffe ploppen mithilfe des Funkschluessels aus der Karosserie.
Drinnen geht es vom Raumgefuehl her kuschelig zu, das passt. Typische Sport-
wagenarmaturen zeigen das Wesentliche, ein Touchscreen gibt Zugang zu allen
moeglichen Wagenfunktionen. Herr Wasner startet den Wagen, der im Dynamik-
modus mit beinahe einem Brunftschrei erwacht (das sind die dann dabei offenen
Dynamik-Auspuffklaeppchen).
Das 8-Gang-Automatikgetriebe macht seine Sache sehr gut und mit Halali und
jugendlich forschem Trompeten geht es durch hallende Unterfuehrungstunnels
hindurch, beim Gaswegnehmen sprotzt und rumpelt es, vor allem beim haendischen
Runterschalten mit den Schaltpaddeln hoert man einen automatischen Zwischengas-
stoss. Ein Tastendruck genuegt jedoch im Cockpit, um den Auspuffton mehr
als zivil wieder herunterzugestalten.
Dann darf ich hinter das Steuer. Man fuehlt sich sehr angenehm und sofort mit
allem wie zu Hause. Es geht in "D" los, das Automatikgetriebe wirkt so perfekt
wie ein sehr gutes Doppelkupplungsgetriebe. Sofort erkennbar ist die Handlich-
keit von Fahrwerk wie Lenkung. Neben mir hoere ich :
"Federung und Praezison sehr angenehm, im Dynamikmodus ist der F-Type
komfortabler als der 911er im Normalmodus !".
Der 380PS Kompressor-Sechszylinder macht maechtig Vortrieb, beinahe elek-
motorisch gleichmaessig im Leistungsaufbau, so wie ich das schon von Probe-
fahrten mit einem S-Type R (V8, 4.2L 400PS) und einem XFR (V8, 5,0L 510PS)
kannte. Wir fetzen vor dem glaesernen Audi-Auslieferungsforum in Neckarsulm an
der Ampel los, neben mir hoere ich:
"Meinst Du nicht, die Audianer gingen da drin gerade ein bisschen in die Knie ?" ;-)
Ueber die Landstrassen durchs Hohenloher Land, meine uebliche Teststrecke, mit
teilweise haarstraeubenden Kurven (jenseits der heute ueblichen Strassenbaukunst),
bei denen man deutlichst aufpassen sollte, dass man nicht abfliegt Der Wagen ist
sehr handlich und dabei spurstabil, provozierende Lastwechsel in Kurven ignoriert
das Fahrwerk beinahe komplett. Briten nennen sowas ein "forgiving car", sprich, das
Fahrwerk scheint fast durch nichts zu erschuettern zu sein. Regelnde Eingriffe der
Fahrwerkselektronik sind so harmonisch, dass man fast nichts davon merkt.
Wegen der geringen Kilometerlaufleistung des Testwagens belasse ich es im Prinzip
bei max. 4500 U/min. Auf dem Drehzahlmesser beginnt der rote Bereich bei
6700 U/min. Aufgrund des opulenten Drehmomentes von 460 NM ist aber viel
Drehzahl kaum vonnoeten. Es ist durchaus moeglich, auch mit nur 1500 U/min
im 8.Gang durch die Landschaft zu kreuzen.
Mein Haltepunkt im Hohenlohischen, beinahe schon eine Tradition, ist das Schloss
des Götz von Berlichingen. Der F-Type steht dem Gebaeude wirklich gut. Immer
wieder bleiben Leute bewundernd stehen (absolut kein Neid-Syndrom erkennbar).
Zurueck geht es ueber die Autobahn mit einer 120km/h-Begrenzung. Bei diesem
Tempo ist es im F-Type bei offenem Verdeck noch recht windstill und gemuetlich.
Wir laufen wieder bei der Schwabengarage ein.
Der Unterschied des F-Type-S zum Porsche 911 Carrera S (letzte Baureihe) fuer
mich ? Beim 911er ist man nach 90 Minuten Fahrt komplett durchgeschwitzt, da-
gegen ist der F-Type fuer mich auch fuer eine Nonstop-Fahrt an den Lago Maggiore
vorstellbar, und das bei aehnlichen Fahrleistungen der beiden Sportwaegen. Nachdem
ich fuer die Heimfahrt in den Carrera S eingestiegen bin, kommt mir die Innenausstat-
tung des Porsches sehr reduziert und beinahe schon schlicht und einfach vor.
Mein Porschefreund meint bei der F-Type-Abgabe:
"....... der F-Type waere nichts fuer mich, denn da ist keine Ruecksitzbank fuer
meinen Hund vorhanden........".;-)
An der Stelle hat er recht, denn hier ist der F-Type sogar mehr Sport- und Spielwagen
als der Carrera. O.K., bei beiden Autos ist der Kofferraum fast gleich gross ( = winzig).
Ahemm - Kofferraumvolumen: F-Type: 195L zu Carrera: 135L. ;-)
Wunderschoenes Auto, der F-Type, aber ich haette gerne davon einen geschlossene
Version mit mehr Stauraummoeglichkeiten, die ja nicht ausgeschlossen sein wird.
"Ja - aber schau mer mal...."
Ahemmmmm, ein F-Type 5.0L, V8 SR, mit 560 Kompressor-PS und Vierradantrieb, soll
auch noch spaeter nachgeschoben werden.