In Zeiten, in denen Individualität über alles geht, fällt es mit einem Audi, BMW oder selbst mit einem AMG-Geschoss schwer, noch aufzufallen. Hier schlägt die Stunde der Feinkost-Lieferanten.
Zum Beispiel: Jaguars S-Type R. Erst vor kurzem machten die finanziell nach wie vor klammen Briten durch die Neuauflage des Jaguar XK-R auf sich aufmerksam. Der exzellente XK im dezenten Spo(R)tdress mit 416 PS und 580 Nm unter der Haube: eine optische wie fahrdynamische Versuchung der besonderen Art.
Auch der etwas in die Jahre gekommene Jaguar S-Type ist nun - in wenig aufdringlichem Trainingsanzug - mit dem dezent-grünen R-Signet zu haben; zwar noch mit dem alten Kompressor-Aggregat, aber allemal schnell genug, um so mancher Konkurrenz davonzueilen.
Beim Thema Eile sibd die meisten Jaguar-S-Fans "not amused": Schnell fahren, ja, das ist in einem S-Type (gerade in einem R-Modell) zwar möglich - aber gewiss nicht stilecht. Der Gentleman genießt - und rast nicht.
Druck und Gegendruck
Tatsache bleibt: Der S-Type R ist eine echte Rennkatze. Von außen auf den ersten – oder eher zweiten – Blick nur zu erkennen durch den fast schon verspielt wirkenden Maschendraht-Kühlergrill und einige nette Accessoires.
Dank Kompressor-Beatmung fauchen hinter den vier zarten Rundscheinwerfern wuchtige 291 kW/395 PS. Das maximale Drehmoment von 541 Nm steht ab 3500 U/min zur Verfügung. Wirkt der 4,2 Liter große Achtzylinder ohne Kompressor-Stakkato trotz des sanft blubbernden Klangs noch etwas träge, so gibt es beim Einsetzen des Kompressors einen kraftvollen Tritt in den Rücken. Der fast geduckt auf der Straße dahingleitende S-Type prescht nach vorn und drückt seine Insassen in weiches Leder.
Der Spurt von Null auf 100 km/h lässt sich so in sportwagentypischen 5,6 Sekunden absolvieren. Die gut abgestufte Sechsgang-Automatik sorgt dafür, dass die Kraft auch an die Hinterachse kommt. Bei Tempo 250 allerdings ist viel zu früh Schluss mit lustig: Auch beim S-Type R hält Jaguar an seiner Abregelung fest. Das wird sich vielleicht mit dem Start des Nachfolgers wohl im nächsten Jahr ändern.
Das Gewicht von 1,8 Tonnen und die elektronische Dämpferregelung CATS sorgen dafür, dass die britische Oberklasselimousine auch dynamischen Fahrsituationen jederzeit gewachsen ist. Das Fahrwerk kann nicht ganz mit dem des größeren XJ mithalten, ist den fast 400 PS Maximalleistung jedoch durchaus gewachsen.
