Jaguar Werkstatt Pausch & Koenen
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Welchen Zustand eines Old-/Youngtimers findest Du am besten?

Kompromisslos restaurierte Fahrzeuge quasi im Zustand wie neu...
Patinierte aber möglichst originale Fahrzeuge...
Restaurierte, durchaus in manchen Teilen nicht ganz originale Fahrzeuge...
Ich mag nur Neuwagen...

Autor Thema: Restauriert oder patiniert?  (Gelesen 5321 mal)

Offline JagDriver

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Restauriert oder patiniert?
« am: So.31.Mai 2015/ 16:15:03 »
Hallo,

im Freundes- und Bekanntenkreis kommen immer wieder Diskussionen auf welcher Zustand für einen Old- bzw. Youngtimer der richtige sei.

(1) So gibt es die Verfechter kompromissloser Restaurationen oder Zustände, wo jede Schraube original Spezifikationen haben muss und das Fahrzeug quasi wie bei der Auslieferung aussehen sollte.

(2) Ein anderes Lager meint ein in Würde gereifter, möglichst originaler Wagen mit den Spuren seiner Vergangenheit sei das Maß der Dinge. Da darf der Motorraum schon mal so aussehen, wie er nach mehreren Jahrzehnten ohne Pflege eben aussieht.

(3) Und zu guter Letzt gibt es noch die Ansicht, dass ein liebevoll und möglicherweise in verschiedenen Teilen nicht ganz original restaurierter Wagen den meisten Nutzen hätte, da diese Wagen den meisten Fahrspaß versprechen.

Ich schwanke so zwischen (2) und (3), da Fahrzeuge die kompromisslos restauriert worden sind (1) schön anzuschauen sind, sich aber eher zum ausstellen denn zum fahren eignen. Allerdings sind vernachlässigte und im allgemeinen ungepflegte Fahrzeuge ähnlich wie (2) auch nicht wirklich mein Ding.

Was meint Ihr zu dem Thema?

Gruß
Detlef
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Offline X-Man

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #1 am: So.31.Mai 2015/ 16:24:54 »
Moin Detlef,

ich sehe es ähnlich wie du.

Ich lese auch immer öfter das ehrlich gealterte Fahrzeuge mit Patina aber im guten Zustand mehr Zustimmung finden wie kompromißlos restaurierte.
Kürzlich habe ich gelesen das bei einer Versteigerung (ich weis aber nicht mehr bei welcher :tongue!) eine restaurierter Mercedes SL Flügeltürer 40tsd Euro weniger einbrachte wie ein orig. patinierter welcher bei derselben Versteigerung angeboten wurde.

Nun bin ich ja so wie so kein Originalitätsfetischist... :whistling

Gruß
Ingmar

Offline JagDriver

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #2 am: Mo.01.Jun 2015/ 10:20:34 »
Moin Ingmar,

ja das habe ich auch irgendwo gelesen.

Vor ein paar Jahren war mal in der Oldtimer-Markt ein Restaurationsbericht eines amerikanischen Wagens, der ohne Einschränkungen wieder in Auslieferungszustand versetzt wurde. Einschließlich der Tatsasche, dass sich der Eigentümer Reifenluft aus dem entsprechenden Jahrgang besorgt hat (unglaublich aber wahr). :o Der Restaurator hatte sogar ehemalige, längst pensionierte Mitarbeiter des Herstellers angeheuert, die die, man glaubt es kaum, ab Werk unvermeidbaren Schrammen, Dellen und Kratzer 'hergestellt' haben. Z.B. war irgendwie ein Teil der Abgasanlage unter dem Fahrzeug ab Werk verbeult, weil die in der Werksausfahrt eine Schwelle hatten, wo die Wagen immer aufgesetzt sind. :o :-\

Viele Grüße
Detlef
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Offline Vespasian

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #3 am: Mo.01.Jun 2015/ 12:38:09 »
Hallo Jungens,

das Thema "Patina vs. Restaurierung" ist  ja leider oft keine freundschaftliche Fachsimpelei mehr, sondern artet in Glaubenskriege und "ideologische Grabenkämpfe" aus. Wie alles im Leben ist es aber nicht "schwarz/weiß" zu beantworten sondern bedarf aus meiner Sicht ein paar einfacher Differenzierungen:

1. Ist es ein in extrem wenigen Exemplaren gefertigtes Automobil? Dann sollte es so originalgetreu wie möglich restauriert werden.
2. Ist es aus den unter 1. genannten Autos einer der ganz wenigen noch nicht restaurierten "Surviver"? Dann sollten die Patina-Spuren belassen werden.
3. Ist es ein "Massenprodukt" von dem es auch heute noch hohe vierstellige oder gar fünfstellige Zulassungszahlen gibt? Dann kann man es modifizieren, umbauen, damit spielen wie man will.
4. In den "Grauzonen" zwischen 1 und 3 liegt es im persönlichen Geschmack des Eigentümers ob er "glanzrestauriert" oder "Patina konserviert", das darf nicht vorgeschrieben werden.

Beispiele aus dem eigenen Bereich?
1. Mein XJ6 S1 ist "original hochglanzrestauriert", da hat keine Schraube irgendein Patina mehr. Die neue Patina erwirbt er sich nun im häufigen Gebrauch, denn der wird gefahren und gepflegt aber sicher nicht weggestellt um den "Zustand 1" lt. Gutachten zu bewahren.
2. Mein 1973er "Ami-Schlitten" bleibt im Zustand 3, inklusive Abnutzungen, plastischem Lack (wer das kennt weiß was ich meine wenn ich sage: das IST Patina!) und wird gefahren.
3. Mein 1971er Alfa ist technisch mit den "Tuning-Maßnahmen der Zeit" ziemlich modifiziert und recht "geleckt" hergerichtet, wird aber dennoch "hart genutzt" (und anschließend liebevoll gepflegt).

Das "chacun à son goût" (= Jedem Tierchen sein Plaisirchen) hat aber klare Grenzen, s.o. Nr. 1.
Da hat mancher Oldtimer-Eigentümer ähnliche Verantwortung wie der Eigentümer einer denkmalgeschützten Immobilie: da ist man eben nur Besitzer auf Zeit und das "Denkmal" wird einen aller Wahrscheinlichkeit nach überleben womit man "Bewahrer" aber nicht eigentlich "Eigentümer" ist (einen Picasso würde man ja auch nicht ummalen sondern bewahren und weitergeben).

Das sind so meine Gedanken zum Thema.
Bewahrende UND geniessende Grüße
Alex
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Offline JagDriver

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #4 am: Di.02.Jun 2015/ 10:36:19 »

...das Thema "Patina vs. Restaurierung" ist  ja leider oft keine freundschaftliche Fachsimpelei mehr, sondern artet in Glaubenskriege und "ideologische Grabenkämpfe" aus...


Hallo Alex,

von Glaubenskriegen halte ich nix... :Cool2*

Eher schon vom 'leben und leben lassen'. :super

Zitat
Da hat mancher Oldtimer-Eigentümer ähnliche Verantwortung wie der Eigentümer einer denkmalgeschützten Immobilie: da ist man eben nur Besitzer auf Zeit und das "Denkmal" wird einen aller Wahrscheinlichkeit nach überleben womit man "Bewahrer" aber nicht eigentlich "Eigentümer" ist (einen Picasso würde man ja auch nicht ummalen sondern bewahren und weitergeben).
Diese Einstellung gefällt mir.   ;)

Gruß
Detlef
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Offline Kai Hoffmann

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #5 am: Di.02.Jun 2015/ 11:07:51 »
Hallo  ;),

Zitat
Da hat mancher Oldtimer-Eigentümer ähnliche Verantwortung wie der Eigentümer einer denkmalgeschützten Immobilie: da ist man eben nur Besitzer auf Zeit und das "Denkmal" wird einen aller Wahrscheinlichkeit nach überleben womit man "Bewahrer" aber nicht eigentlich "Eigentümer" ist (einen Picasso würde man ja auch nicht ummalen sondern bewahren und weitergeben).

Da lege ich Wert auf "mancher Oldtimer-Eigentümer", denn die meisten besitzen zwar sehr schöne Wagen, aber diese mit einem 1-mal vorhandenen Picasso gleichzusetzen, halte ich für gewagt. Für mich sind bislang alle Fahrzeuge definitiv zum Benutzen, zwar mit ihren grundsätzlichen Eigenheiten, aber für leichte Verbesserungen wäre ich zu haben. Nur würde ich nicht am Blech herumschrauben, Grundsätzliche Designveränderungen vornehemen etc. Aber technisch etwas ändern, andere Dämpfer, unter der Haube etwas optimieren schon eher. Ich will ja damit fahren!

Viele Grüße
Kai

Offline Vespasian

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #6 am: Di.02.Jun 2015/ 11:10:13 »
von Glaubenskriegen halte ich nix... :Cool2*
Eher schon vom 'leben und leben lassen'. :super

Hallo Detlef,

so geht's mir auch: eben "sine ira et studio"  :super

Beste Grüße Alex
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Offline Vespasian

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Re: Restauriert oder patiniert?
« Antwort #7 am: Di.02.Jun 2015/ 11:35:06 »
Da lege ich Wert auf "mancher Oldtimer-Eigentümer",

Hallo Kai,

ich habe das "mancher" sehr bewußt formuliert.
Selbstverständlich gilt dies nicht so sehr für die "Youngtimer"-Fahrer. Für ein Auto mit H-Kennzeichen schon etwas eher. Für einen XK120OTS-Fahrer dagegen schon ziemlich, für einen Besitzer eines seltenen SS-Aufbaus oder eines originalen C-Type mit Geschichte sehr wohl.

Im Vergleich: alleine in Bayern gibt es über 13.000 denkmalgeschützte Gebäude, die allermeisten davon in Privatbesitz. Eine stattliche Zahl wie ich finde - und in Relation zu den Zulassungszahlen mit "H-Kennzeichen" in Bayern (ca. 50.000) ist das schon ein Indiz dafür, daß die Besitzer historischer Fahrzeuge nicht ALLZU locker mit ihren Preziosen umgehen sollten.

Der Vergleich mit Picasso trifft natürlich nur die alleroberste Liga - ein einzigartiger Delahaye, ein Talbot Lago mit Sonderkarosserie und dergleichen mehr.

Ich denke wir sind "nah beieinander" mit unserer Meinung - ich fahre meine Autos ja auch intensivst, halte mich aber eben auch an historische Möglichkeiten wenn ich "optimiere und verbessere".

Beste Grüße Alex
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