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XF - persönliche Fahr - Erfahrung

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EriXKR:
Hoi z'säme,
meine freundliche Jaguar Werkstatt hat mir heute morgen ihren XF Vorführwagen für eine erste "erFahrung" zur Verfügung gestellt. Ich möchte euch meinen gewonnen Eindruck nicht vorenthalten - natürlich ein rein subjektiver Bericht, wie es in Anbetracht der kurzen Nutzungszeit auch nicht anders sein kann - und im übrigen ist der XF wohl das am stärksten polarisierende Modell von Jaguar seit der Vorstellung des XJS.
Nachdem ich bisher den XF immer nur in Silber gesehen hatte war ich zunächst von seinem Erscheinungsbild in Anthrazit positiv überrascht. Eine ansprechende Frontpartie (eben Jaguar's "new style like") jedoch eine insgesamt eher "kleine Statur" darstellend. Ein direkter Vergleich zum S-Type lässt "den S" deutlich gediegener und auch voluminöser erscheinen. Seit der XJ allerdings das optisch kürzere "S-Type Heck" hat, wirkt dieser in meinen Augen auch nicht mehr so "ge-streched" wie früher (als der XJ in meinen Augen "das längste Auto überhaupt" war). Vielleicht verfolgt Jaguar ja optisches "Grössenunderstatement" um in SUV-abgeneigten Zeiten nicht von vornherein "abgewertet" zu werden. Die für mein empfinden deutlich sichtbare "Konzernhandschrift" des Hecks (ist das nun ein Mondeo oder ein Aston Martin?) macht den XF als Produkt des Hauses Jaguar allerdings zu verwechselbar - auch wenn es interessant und sportlich erscheint - aber dies trifft in meinen Augen eben auch auf das Heck des Mondeo zu.
Die für einen Vorführwagen typische Komplettausstattung verwöhnt (oder irritiert) mit allerlei Gadgets, die für mich nicht unbedingt nötig sind aber zumindest den Stand des Machbaren wiederspiegeln, womit ich den XF als "up to date" bezeichnen möchte - angesichts der "nicht vorhandenen Erblast" war dies auch sicherlich so gewollt, einmal wieder einen gewissen Status Quo zu setzen.
Der mir bereits aus dem probegefahrenen aktuellen XKR vertraute 4.2 Kompressor ist in meinen Augen über jeden Zweifel erhaben und stellt in Verbindung mit dem Automaten eine sehr gediegene, auf alle Fahrsituationen jederzeit vorbereitete Antriebseinheit dar. Das Fahrwerk (ohne mit meinen bereits an anderer Stelle erwähnten 2003er XKR Problemen zu vergleichen)  ist straff, aber komfortabel, ich konnte jedoch keine "Grenzerfahrung" sammeln. Das elektronsiche Soundmanagement lässt den V8 so klingen wie man es sich für eine Limousine vorstellt, also etwas dezenter als im XKR aber doch deutlisch vernehmbar. Apropos Sound, das Audiosystem ist wirklich auch für verwöhnte Audiophile ein Genuss und zählt nach meiner Erfahrung zu dem Besten was ich bisher in einer Limousine gehört habe.
Die Inneraum Anmuting ist insgesamt "wertig" aber ein A4 bzw. A6 sieht dagegen nicht billig aus. Einzig die Fensterheberschalter in der Tür wirken in ihrere Plastikeinfassung etwas "gespart". Da ich prinzipiell kein Fan von  grossflächigen Displays für Navi-, Klima- und Audiokontrolle bin, strört mich das grosse Touchscreen im XF ebenso wie schon im XKR aber ohne denselbigen ist ein Auto wohl heute nicht mehr modern. Die gesamte Bedienung und Verteilung der Schalter ist intuitiv und deren Einpassung und Platzierung wird als harmonsich empfunden. Der Sitzkomfort vorne ist komfortabel, mit guten aber nicht überbordendem Raumgefühl. Auf der hinteren Sitzbank geht es für mein Empfinden etwas enger zu als im "S" aber dennoch komfortabel und ausreichend - jedoch "nur gehobenes Mittelklasse Niveau".
Trotz seiner Dimensionen ist der XF übersichtlich, wenn man sich an die Kamera für's rückwärtige Einparken gewöhnt hat ist dies ein nettes Feature aber einfache akustische oder symbolische Hinweise erfüllen den Zweck genauso.
Fazit:
Der XF ist eine sehr moderne, sehr sportliche Limousine die den vergleich zu ethablierten Konkurrenzprodukten aus Deutschalnd oder Japan nicht zu scheuen braucht, aber eben für mich kein typischer Jaguar mehr.
Inwieweit dieser Richtungswechsel für Jaguar, das erschliessen eines neuen Kundenkreises ermöglicht wird der Markt entscheiden. Ich gehe davon aus, das die Marketingstrategen von Jaguar zusammen mit der Verkaufsleitung ausreichend Analysen gemacht hat, so dass Abgewogen werden konnte, auf einige Kunden der klassischen Jaguar Klientel zu verzichten und dafür viele (mehr) neue Kunden anzusprechen denen der "S" zu Barock erschien.
Mit der Vorstellung des XK/XKR hat Jaguar eine Trendwende in der hauseigenen Formensprache eingeleitet, die sich konsequenterweise im XF weiter fortsetzt. Insofern besteht zwischen aktuellem XK(R) und XF mehr Verwandtschaft und Marken-Wiedererkennung als es zwischen dem "S", voherigen XK und XJ bestand. Meiner Meinung nach wird der nächste X-Type (wenn Jaguar denn dieses Massen-Segment weiterhin bedienen will) diese Formensprache aufnehmen und somit wird dann eine Modellpalette des 21. Jahrhunderts bestehen die in ihre Zeit passt. Jaguar wird in Zukunft nicht mehr für Traditionen und somit Rückführbarkeit von aktuellen Modellen zu ihren Vor- und Vorvorgängern stehen, was aber ein allgemeiner Markt- und Markentrend ist, der letztendlich durch den Erfolg und Umsatzzahlen zu bestätigen ist, oder eben widerlegt wird. Wir müssen uns auch im klaren sein, das die typische Jaguarklientel des 20. Jahrhunderts nicht die ist, die im 21. als Zielgruppe anvisiert wird. Bleibt für das Unternehmen Jaguar zu hoffen, dass sich in naher Zukunft mehr Käufer für einen Jaguar entsheiden, die moderne, sportliche Autos wünschen und einen E-Type, MK oder 420er nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen oder eben keinerlei Widererkennung wünschen. Was dies für alle historisch mit dieser Marke verbundenen bedeutet, kann jeder nur für sich selber entscheiden. Ich für meinen Teil freue mich jeden Tag, dass mein XKR noch mit Fug und Recht als Ahn des E-Type bezeichnet werden kann und nehme mir die Freiheit dieses Auto als Brückenschlag zur Moderene zu sehen, immerhin hielt damit der V8 Einzug, und den finden wir ja auch in den aktuellen Modellen wieder.
Abschliessen möchte ich mit dem persönlichen Zugeständniss an Jaguar, die Historie über Bord zu werfen zu dürfen und sich an den Markgegebenheiten und Wünschen aktueller, bisheriger Nicht-Jaguar Kunden zu orientieren, denn letzendlich wünsche ich der Marke und ihren Mitarbeitern eine gesicherte Zukunft und nicht die Fortsetzung des Dahinvegetieren als Nieschenanbieter, mit zwar gesichertem, aber nicht vergrösserbarem, historisch emotional gebundenen Kundenkreis - dafür ist die Ertragslage bei dem Preissegment von Jaguar nicht ausreichend, so sehr wir und das auch alle wünschen würden. Alternativ hätte man die Marke allerdings auch splitten können, in Jaguar Classics und Jaguar 21 century, aber dafür braucht es zunächst eine gesunde Ertragslage - zu der der XF und aktuelle XK das Zeug haben, ordentlich beizutragen, und wir freuen uns an dem was wir haben.
In diesem Sinne viel Spass mit Jaguar, egal welchem.
Eric

elbtroll:
hi eric,

toller text .....ich bin irgendwie noch ein jaguarneulin - aber - "das laengste auto ueberhaupt" - brachte mich gerade zum schmunzeln ....mein 96xj - ist lang und flach......die neuen werden immer runder und bulliger - aber ich denke - jaguar ist auf dem richtigen weg - zumindest habe ich den eindruck - dass die strassen immer voller werden ....

gruss axel

HeikoK:
Hallo und danke an Eric für den Beitrag.

Ergänzend zu dem, was Du über Jaguars Wende hin zu einer modellübergreifenden Formensprache geschrieben hast, möchte ich einen Link posten, den heute jemand im anderen Forum gebracht hat. Anscheindend plant Jaguar für 2011 einen reinen 2-Sitzer und will damit den E-Type wieder aufleben lassen - natürlich im neuen Look à la XK und XF  :)

http://www.autoexpress.co.uk/news/autoexpressnews/215607/jaguar.html

Grüße,
Heiko

Dietrich:
Moin gents,

zunächst einmal einen herzlichen Dank für den wirklich guten Text von Eric. Der XF ist rein äußerlich in der Tat ein endgültiger Bruch der Jaguar-typischen Stilelemente, so wie der XJ seinerzeit mit den Stilelementen eines Mk VII endgültig brach (die undefinierbaren Walfische MK X und 420 G  und die anderen "Zwischenmodelle" mal rausgenommen).

Der Nachfolger des E-Type in 2011 wird vermutlich ein Witz sein, so wie der Nachfolger des Schneewittchensarg P 1800 ES von Volvo, der C 30, eine Frechheit ist.

Ich hoffe, dass Jaguar seinen Weg findet und nicht der stylistischen und technischen Entwicklung hinterherhinkt, so dass die Autos eher einem Mondeo oder Lexus ähneln , als stylistische und technische Eckpunkte zu setzen.

Allerdings ist der Weg wirklich schwer.....würde ich sagen.

kind regards
Dietrich

Marcel:
Hallo Dietrich,

dieser ganze Retroquatsch sollte mal ein Ende finden. Wer einen e-type fahren mag, kauft sich einen e-type und keinen XK mit XF-Front. Gleiches gilt für das BMW 1er Coupé vs. 2002 usw.
Den C30 sehe ich übirgens allenfalls als Nachfolger des Volvo 480, aber mit dem P 1800 ES hat der überhaupt nichts mehr am Hut, wenn ich mir mal die Fahrzeugproportionen ansehe.
Anfangs war ich dem XF gegenüber sehr skeptisch (allerdings war mein damaliges Post auf die Designstudie bezogen). Wenn sie mal gescheite (damit meine ich für den Alltagsbetrieb vernünftige) Motoren (keine nagelnden Heizölbrenner) verbauen würden, dann wäre es für mich durchaus denkbar, mal so ein Fahrzeug zu kaufen. Bisher sagte ich mir immer, daß ein 530i touring mal der Nachfolger meiner Alltagsschleuder wird.

Viele Grüße,

Marcel.

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