Autor Thema: Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...  (Gelesen 4453 mal)

Offline Joerg

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Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« am: Fr.30.Mai 2003/ 00:40:36 »
Hallo Katzenfreunde,
in den zwei Jahren mit meinem XJ40, 3,2Liter Baujahr 1992 habe ich bisher "nur" Verschleißteile wie Niveaudämpfer, Wasserpumpe, Lenkung, Frontscheibe usw. tauschen lassen müssen. Derzeitiger Kilometerstand 176Tausend.
Vor 2 Wochen jedoch hat sich wärend einer Autobahnfahrt bei ca.180km/h in den Kolben des 4. Zylinders ein Loch gebrannt. Das Auto ist regelmäßig von Jaguar gewartet und fuhr bis zu diesem Zeitpunkt tadellos. Jetzt meine zwei Fragen an die Mitglieder im Forum:
1. Wodurch kann solch ein Durchbrennen des Kolbens verursacht werden?
2. Jemand empfahl mir, den 3,2Liter Motor durch einen 3,6Liter des unmittelbaren Vorgängermodells zu ersetzen, da dieser wesentlich stabiler sei. Geht das so ohne Weiteres und gibt es Besonderheiten zu beachten (ABE...)?
Hinweis: Ich schraube selber nicht!
In Erwartung Eurer Meinungen und Empfehlungen verbleibe ich leicht geknickt,
Joerg

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #1 am: Fr.30.Mai 2003/ 19:43:52 »
Hi Jörg,

schon erstaunlich um welche Uhrzeit du am Vatertag im Jag Forum postest  ;).
Erst einmal mein Beileid zum Motorschaden. Ich bin selber Nicht-Schrauber und habe die Abenteuer "ich lasse meine Katze wieder herrichten" alle durch. Für Leute wie uns, die auf bezahlte Werkstatthilfe angewiesen sind ist ein Motortausch für einen XJ40 mit dieser Laufleistung absoluter Irrsinn. Die Investition bekommst Du nie wieder und der Motor inkl. Einbau (egal welcher) übersteigt locker den Wert des Fahrzeugs ohne Schaden. Ich will gar nicht darüber unken, dass Du auch in naher Zukunft mit weiteren Investitionen rechnen musst.

Mein Jaguar Vertrauensmann jedoch riet mir neuerdings vom Erwerb des 3,2l generell ab, da dieser ein künstlich verkleinerter 4,0l Block ist und sich durch hohe Drehzahlen und wenig Langlebigkeit auszeichnet. Er prophezeite aus Erfahrung eine hohe Wahrscheinlichkeit von Kolbenschäden bei ca 150.000 km....

Den 3,6l-Vorgängermotor plagen wieder andere Macken (Kopf noch nicht überarbeitet, d.h. nicht vollgasfest, im Vergleich durstig etc...). Über eventuelle Schwierigkeiten mit der Getriebeabstimmung etc. muss Dir ein Fachmann aus dem Forum helfen.

Fazit: Sieh zu, dass Du den "Alten" bei e-Bay verkaufst und leg Dir einen X-300 4,0 l zu. Zuverlässig, alltagstauglich, relativ sparsam, gutes Drehmoment und langlebig. Durch den neuesten XJ werden die Dinger auch langsam günstiger.

Gruß und nicht verzweifeln

Stefan


Offline Driver

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #2 am: Mo.02.Jun 2003/ 16:42:40 »
Hallo,

wer sich die technischen Daten anschaut, wird bei allen AJ6/AJ16 Motoren identische Maße der Zylinderbohrung feststellen. Die Unterschiede im Hubraum sind also einzig auf Kurbelwellen mit geändertem Hub zurück zu führen. Daraus ist keine größere Anfälligkeit für Kolbenschäden bei dem einen oder anderen Motor abzuleiten.
Da es auch beim 3,6er im "Alter" schon mal zu Löchern im Kolben kommt, liegt es m.E. wohl an etwas Anderem, zumal das Problem bei neuen Autos unbekannt war.
Ohne genaue Kenntnis der Motorumgebung (Kraftstoffdruck,Zustand der Einspritzdüsen, der Lambda-Sonde und des Luftmengenmessers, Zündanlage) kann niemand sagen,was im einzelnen die Ursache für die Überhitzung war. Vermutlich ist es aber eine Verkettung von Veränderungen einiger dieser Bauteile, die ja auch nicht bei jedem XJ40 auftritt. Also bitte keine Pauschalurteile!

Abgesehen davon bleibt es jedem selbst überlassen,ob er sein Fahrzeug erhalten will oder nicht. Ein X300 ist nun mal kein XJ40... Ich zähle mich auch nicht zu jenen, die einfach nur ´ne billige Schlurre suchen, um damit den Max zu machen.
Bei sonst sehr gutem Zustand eines Fahrzeuges lohnt sich daher sehr wohl eine Motorrevision bzw. -reparatur. Denn auch bei einem Verkauf des defekten Fahrzeuges ist der Verlust erheblich.

Viele Grüße vom Driver

Offline Joerg

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #3 am: Mo.02.Jun 2003/ 20:41:05 »
Vielen Danke für Eure Antworten.
Ja, ich möchte schon meinen xj40 behalten, da ich diesen von der Karosse einem x300ter deutlich vorziehe. Meine Fragen zielten eher darauf ab, ob eine Reparatur in technischer Hinsicht sinnvoll ist, oder ob nach der Reparatur bei dieser Laufleistung demnächst mit dem Durchbrennen des nächsten Kolbens oder ähnlichen Sachen zu rechnen ist. Im Forum sind die Beiträge zu Kolbenschäden beim XJ40 ja auch sehr dünn gesäht. Dieser Motor scheint es meinem Eindruck aus dem Forum nach doch mehr auf Ventile abgesehen zu haben...
Dass sich das alles "nicht rechnet" ist mir schon klar. Das ist bei Hobbys nun 'mal so.
Von meiner Jaguarwerkstatt  wurde mir zum Austausch des Motors geraten. Über den Daumen geschätzt bis 7000Euro mit Wasserpumpe, Kleinteilen und Arbeitslohn. Na, da hab ich doch etwas geschluckt obwohl mir schon klar ist, dass ein Austauschmotor nicht gerade verschenkt werden kann.
Ich werde versuchen, wenn sinnvoll, den Motor reparieren zu lassen. Vielleicht könnt ihr mir ein(ig)e Empfehlunge(n) für den Berliner Raum geben.
Danke und mit den besten Grüssen, Joerg

Offline V12-Treiber

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #4 am: Di.03.Jun 2003/ 23:58:09 »
Hi Joerg,
wollte nur mal schnell Abbitte leisten. Ich hatte nicht vor Deinen xj40 und Deinen Enthusiasmus zu kritisieren - sorry. Hab mir mein Posting nochmal durchgelesen - na ja, kam schon etwas klugscheisserisch rüber, war aber nicht so gemeint...

Frage an Driver:
Hat der 3,2l dann höhere Kolbengeschwindigkeiten? Der Motor scheint auf jeden Fall bei den Experten hier in Hamburg keinen guten Leumund zu haben...

Gruß

Stefan

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #5 am: Mi.04.Jun 2003/ 10:33:57 »
Hi Stefan,

die höchste Kolbengeschwindigkeit hat der 4,0Liter - bei 102mm Hub auch kein Wunder. Das sollte aber kein Problem darstellen,bei heutigen Schmierstoffen und einer passenden,konstruktiven Auslegung. In dieser Hinsicht hatte Jaguar seine Hausaufgaben gemacht. Auffällig ist halt,daß diese Löcher im Kolben und auch verbrannte Auslaßventile bei älteren XJ40 mit einer relativ hohen Laufleitung auftreten.
Vielleicht hängt es auch mit den mittlerweile geänderten Kraftstoffen zusammen - aber wie schon gesagt,es kommen sicher mehrere Faktoren zusammen.
Übrigens,auch die BMW-Motoren bei den 02er Typen hatten des öfteren Probleme mit Löchern im Kolben, und auch bei Alfa war das nicht so selten. Kat-Motoren laufen ja generell schon magerer, und wenn dann bei Volllast nicht mehr genügend Sprit nachkommt (warum auch immer), ist schnell ein Loch drin.
Welches Potenzial in dem "alten" Trumm steckt,zeigt die Weiterentwicklung im Aston Martin DB7 mit Kompressor.

Viele Grüße,
Harald

Offline Joerg

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #6 am: Mi.04.Jun 2003/ 23:14:21 »
Hallo Stefan,
es ist gar keine Abbitte nötig, Deine Argumentaion ist ja sachlich völlig richtig und vernünftig. Aber mit der Vernunft ist das manchmal nicht so weit her. Wer weiß das besser als wir (- oder unsere Frauen/Freundinnen...).
Hallo Driver,
wenn das mit der Abmagerung wegen des Kat bei diesem Motor so kritisch sein kann habe ich diesem Umstand wohl mit dem Einsatz eines K&N-Luftfilters seit letztem Sommer möglicherweise noch einen draufgesetzt. Das Thema K&N-Luftfilter wurde aber meiner Errinerung nach im alten Forum zu dessen Gunsten ausdiskutiert. Aus meinem "erlesenen" Wissen über durchgebrannte Kolben ist mir in Errinnerung, dass es zu Ablagerungen von sogenannter Ölkohle auf dem Kolbenboden kommen könnte (viele Kurzstreckenfahrten, undichte Ventilschaftdichtungen?), welche dann bei hoher Belastung=große Hitze auf dem Kolbenboden verbrennt/verglüht.
Wie dem auch sei, ich werde versuchen das schöne Auto reanimieren zu lassen, weiß bloß noch nicht wo.
Einen schönen Abend noch,
Gruß Joerg


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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #7 am: Do.05.Jun 2003/ 10:15:24 »
Joerg,

Kat bzw. Lambda Regelung ist wie gesagt nur ein (möglicher) Faktor - wer kann schon sicher sein,daß bei einem "alten" Auto die Lambda Sonde noch 1A funktioniert?
Einen Luftfilter mit höherem Durchsatz verwende ich auch,und das nicht nur im XJ40,sondern auch in anderen Fzg.;da Einspritzanlagen mit Luftmassenmessern arbeiten, wird der Benzinanteil korrekt angepasst. Im Teillastbereich spielt das keine Rolle,aber bei Volllast gibt es etwas mehr Leistung. Der Effekt ist der gleiche,wenn der Motor sehr kalte Luft ansaugt,weil dann der Füllungsgrad höher ist.
Kritischer ist m.E. der Kraftstoffdruck,weil das Einspritzsystem keine Möglichkeit hat, einen zu geringen Druck bei Volllast zu kompensieren - die meisten Anlagen schalten die Lambda Regelung bei Volllast ab (wobei dann die Einspritzmenge eher fett eingestellt ist) - und der Motor läuft dann zu mager,wenn nicht genügend Sprit nachkommt. Daher immer die Wechselintervalle für den Kraftstofffilter einhalten.
Dein Hinweis auf die Ablagerungen und deren lokale Verbrennung ist durchaus richtig und es gab gerade auch beim Jaguar XK-Motor in der 2,8Liter Ausführung diverse Probleme. Alle modernen Motoren mit 4Ventil-Köpfen haben wegen der günstigen Brennraumform auch bei kurzem Kolbenhub noch genügend Abstand zwischen dem heißen Auslaßventil und dem Kolbenboden. Wenn aber mehrere Faktoren (s.o.) zusammen kommen, ist das auch nicht mehr auszuschließen.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche nach einer relativ preiswerten Reparatur; es ist durchaus sinnvoll,dann mal eine Leistungsmessung auf einem Rollenprüfstand machen zu lassen;dabei wird das Abgas laufend kontrolliert und bei Abmagerung der Test abgebrochen und nach der Ursache gesucht.

viele Grüße,
Harald

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Re:Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...
« Antwort #8 am: Di.15.Jul 2003/ 22:49:35 »
So, Freunde für knifflige Dinge,
endlich ist der 4,0l Ersatzmotor von Christoph Herrmann an Stelle des gelochten 3,2l Motors montiert und dreht sich. Der "neue" Motor ist offenbar ein jüngeres Baujahr als der bisher montierte Motor('92). Er hat keinen extra Öleinfüllstutzen mehr. Das Öl wird über eine Öffnung im Zylinderkopfdeckel eingefüllt.
Der 4l-Motor hat alle Anbauteile des 3,2l Motors erhalten. Die Steuerung und der Wandler sind ebenfall aus dem 3,2l übernommen worden bzw. die alten geblieben. Das scheint ihm nicht recht zu sein. Im Leerlauf dreht er ruhig, erreicht aber gerade so die vorgeschriebenen Abgaswerte. Bei leichter Drehzahlsteigerung schüttelt er leicht aber deutlich, wie bei Fehlzündungen und klopft etwas. Wenn man zügiger Gas gibt und bei höherer Drehzahl ist dieser Effekt nicht zu spüren.
Laut Ersatzteilliste werden im 3,2l und 4l jeweils unterschiedliche Steuermodule und Drosselklappen(gehäuse) verbaut. Die Einspritzdüsen sind identisch.  Der Wandler, einschließlich Gehäuse unterscheiden sich nach Ersatzteilnummern ebenfalls. Das ist, denke ich, jedoch nicht DAS Problem. Nun meine Fragen an die Experten:
Kann man die Motorkennlinien im Steuermodul "updaten" oder neu einstellen, oder muß ein 4l-Steuermodul her? Muß das Drosselklappengehäuse ersetzt werden? Wer hat Erfahrung mit dem gleichen oder einem vergleichbaren Umbau von 3,2l auf 4l?
Diese Jaguar-Abstinenz  muß doch endlich einmal ein Ende haben...
Es grüßt Joerg