Jaguar und Land Rover werden wohl indisch
(Donnerstag, 3. Januar 2008, 15:25 Uhr - London, Reuters)
Die traditionsreichen britischen Automarken Jaguar und Land Rover kommen voraussichtlich in indische Hände.
Ford gab am Donnerstag bekannt, dass der größte indische Autokonzern Tata Motors die besten Karten habe, der neue Besitzer der europäischen Luxusmarken zu werden. Der zweitgrößte US-Autobauer kämpft mit sinkenden Umsätzen in den USA und will Jaguar und Land Rover verkaufen, um so schneller wieder in schwarzen Zahlen zu kommen. Ford besitzt Jaguar seit 1989 und hatte 2000 Land Rover von BMW erstanden.
Ford will nun in den kommenden Wochen mit Tata Verhandlungen über die Details eines Verkaufs führen. Eine endgültige Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen und es gebe vor einem Abschluss noch eine Menge Arbeit zu erledigen, sagte der für Europa zuständige Ford-Manager Lewis Booth. Tata äußerte sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Verhandlungen und zeigte sich optimistisch, dass es bald zu einem Abschluss kommt.
Um die beiden Luxusmarken bemühten sich auch der indische Tata-Rivale Mahindra & Mahindra und die private US-Beteiligungsgesellschaft One Equity Partners. Medienberichten zufolge dürfte Tata rund zwei Milliarden Dollar für die traditionsreichen Marken zahlen. Damit kommt Ford der Einstieg bei den Marken insgesamt teuer zu stehen: Für Jaguar hatte der US-Konzern 1989 1,6 Milliarden Pfund gezahlt, für Land Rover 2000 2,7 Milliarden Dollar. Tata galt wegen seiner Größe, seiner Erfahrungen mit Übernahmen und seiner Vertrautheit mit dem britischen Markt bereits seit längerem als Favorit. Auch die britischen Gewerkschaften von Ford haben sich für das Gebot von Tata ausgesprochen.
Ford steckt mitten in einer Umstrukturierung. Insgesamt sollen in Nordamerika bis zu 45.000 Jobs wegfallen und 16 Werke geschlossen werden. Insbesondere an seinem Heimatmarkt kämpft der Konzern angesichts hoher Benzinpreise und des harten Wettbewerbs mit Absatzproblemen. Die Sanierung trägt bereits erste Früchte: Im November überraschte der Autobauer dank drastischer Kostensenkungen mit relativ guten Quartalszahlen. Vor Steuern und Sonderaufwendungen könnte es Ford im Gesamtjahr 2007 nach eigenen Angaben sogar knapp in die Gewinnzone schaffen, nachdem der Konzern 2006 noch einen Verlust von 12,6 Milliarden Dollar eingefahren hatte.
Eine Übernahme von Jaguar und Land Rover würde eine Reihe von Übernahmen fortsetzen, die indische Konzerne dank eines rasanten Aufschwungs in ihrem Heimatland zuletzt in Europa getätigt haben. Im vergangenen Jahr kaufte Tata Steel den britisch-niederländischen Stahlkonzern Corus für mehr als neun Milliarden Euro. Zur Tata-Gruppe gehören insgesamt 98 Firmen mit insgesamt 290.000 Beschäftigten. Zu den Geschäftsbereichen der Tata Group zählen neben Autos und Stahl auch Software, Energieversorgung, Kommunikation und Chemie.