Hallo Egon,
also es liegt mir fern, den Geschmack anderer zu kritisieren. So soll mein posting nicht verstanden sein. Das mein Geschmack jedoch hier ab und zu zur Disposition steht, ist nichts Neues. Da darfst Du Dich dann auch ruhig melden…

Genauso wie der XF ist auch der XJR-S jeweils für eine ganz bestimmte Käuferschicht gedacht. Den meisten wird es nicht darauf ankommen, ob da noch mehr PS unter der Haube ist oder nicht. Die Leistung beim XJR-S ist eh schon für das Fahrwerk mehr als ausreichend. Vergleichbar zu den Sondermodellen des XJ/XJ-S/XJS werden diese XJR-S in einigen Jahren höchstwahrscheinlich gefragte Autos sein.
Ich stimme darüber mit ein, dass die Bezeichnung XJR-S, bezogen auf die Vergangenheit, suggeriert, dass man ein Auto mit Mehrleistung vermuten darf. Insofern ist diese Bezeichnung sicherlich für den Kenner schlecht gewählt.
Hingegen, wer von Euch hat denn z.B. schon mal mehrere Veranstaltungen des Jaguar-Owners-Club besucht und sich dort einen Eindruck von der Käuferschicht der aktuellen Fahrzeuge verschafft? Die überwiegende Mehrheit wird eben nicht zum Tuner gehen und sich dort die Begrenzung für die Höchstgeschwindigkeit deaktivieren lassen. Desgleichen gibt es bestimmt genügend Enthusiasten, die Spaß an solchen Sondermodellen wie dem XJR-S haben würden und diesen auch bezahlen können. Der Mehrzahl der auf obigen Events vertretenen ist es zu verdanken, dass es nicht noch größere Einbrüche bei den Umsatzzahlen bei Jaguar gibt und wir uns hier nicht über eine Automarke austauschen dürfen, die nicht mehr existent ist. Eine Erwartungshaltung dieser Käufer halte ich für legitim. Denjenigen, die nicht dazu gehören steht das meiner Meinung nach nicht gut zu Gesicht. Es ist zwar in Deutschland modern geworden an allem herumzumeckern und ständig Forderungen in alle Richtungen zu verbreiten, doch sollte man sich kurz mal um seine eigene Achse drehen und dann schauen, ob soetwas wirklich berechtigt bzw. angebracht ist.
Jedoch worüber sprechen wir denn eigentlich? Über eine Automarke, die augenblicklich wirtschaftlich sicherlich nicht auf der Sonnenseite steht und die sich gerade im Verkauf befindet. Da ist nicht viel Spielraum, wie in der Vergangenheit, Leuchtturmprojekte auf den Markt zu bringen. Solche Wagen sind zwar gut fürs Image, jedoch in der momentanen Situation völlig fehl am Platze, weil wohl kaum bezahlbar. Wir reden hier eben nicht über VW (Bugatti, Bentley), BMW (Rolls-Royce), Mercedes (Maybach), die über genügend große Ressourcen verfügen, Meilensteine wie z.B. den Bugatti Veyron auf den Markt zu bringen.
Durchaus verständlich ist, dass man ob der angebotenen Produktpalette enttäuscht sein kann. Das ist Geschmackssache und über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten. Aber diese unterschwellige Erwartungshaltung hinsichtlich noch mehr PS, Retrodesign usw. usw. halte ich zum augenblicklichen Zeitpunkt, aus o.g. Gründen, für sehr gewagt. Der kommende Umbruch im Motorenbau hinsichtlich mehr Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit lässt es aus meiner Sicht sowieso nicht sinnvoll erscheinen, bisherige Motorenkonzepte endlos weiter zu entwickeln. Hier ist grundlegend Neues gefordert.
Und wie wäre es denn umgekehrt, wenn Jaguar mal seine Erwartungshaltung definieren dürfte? Würde da nicht die Erwartung bestehen, dass alle die sich immer im Licht der Marke Jaguar ausgiebig sonnen, den Hersteller auch unterstützen sollten, indem der Alltagswagen auch ein Jaguar aus der aktuellen Palette anstatt eines nur moderat besseren anderen Herstellers ist? Wenn man auf der einen Seite ständig fordert (Erwartungshaltung), sollte man fairerweise nicht hadern, sich auch fordern zu lassen (Unterstützung). Nur zu sagen, dass alles früher viel besser war, bringt an der Stelle nicht weiter.
Gruß zum Wochenende
Detlef