Autor Thema: x300 Newbee Fragen: Leerlauf / Motortemperatur / Schiebedachverkleidung  (Gelesen 5527 mal)

Offline jagmax

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Ein freundliche Hallo in die Runde!

Vor ein paar Tagen habe ich einen
X300 / 1995 / 4.0 Sovereign / BRG + beige / 145.000km
gekauft.

Im Leerlauf, speziell wenn kalt, hört er sich, böswillig gesagt, an wie ein Taxi.
Er klappert leicht, nagelt etwas. Sobald ein wenig Drehzahl kommpt ist alles ruhig.
Allerdings bin ich sehr hellhörig. Bei laufender Lüftung ist es fast nicht hörbar,
aber man fühlt es irgenwie.

Außerdem ist der Leerlauf nich 100% rund.
Die Drehzahl bleibt zwar konstant, aber hier und da schüttelt er sich.

Ich würde gerne wissen, was das ist?

Weiterhin wundert mich die Temperaturanzeige.
Die schwankt zwischen Mitte und "1/4"-kalt.
Von anderen Autos kenne ich das nicht, ist das beim X300 normal?

Leider schließ das Schiebedach nicht dicht ab.
Durch die hintere Längsseite kommt Wasser (in der Waschstrasse) rein.
Hier fehlt auch der kleine Teil der Verkleidung.
Ich schau direkt aufs Blech. Kann ich das fehlende Teil irgendwoher beziehen?
Sind undichte Schiebdächer bekannt?

Freue mich auf Antworten!

Danke und Grüße

Max

Offline MartinK

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Hallo Max,

wenn die Temperatur zu niedrig ist dann liegt das wahrscheinlich am Thermostat.
Es könnte theoretisch auch der Sensor sein, das Anzeigeinstrument, der Zentralcomputer, zu niedrige Außentemperatur oder dass die Lüfter dauerhaft laufen.
Aber der Thermostat ist am wahrscheinlichsten, das kann in dem Alter schon mal passieren und ist einfach zu reparieren.

Gruß Martin
Opel fürs Grobe und Jaguar fürs Feine, das passt ganz gut.

Offline Thorsten K

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Hallo Max,

ich les das gerade, das Klappern sind wahrscheinlich die Hydrostößel, der Audi von meinem Vater hatte das damals auch; wenn genug Öl drin ist hört es auf. Meiner rappelt die ersten Sekunden auch etwas.
Meine Temp-Anzeige geht auch nie bis zur Mitte, ich habe das bisher auf Meßungenauigkeiten geschoben.

Grüße
Thorsten
burning chrome

Offline ChrisvZ

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das Klappern sind wahrscheinlich die Hydrostößel

Hallo Thorsten, das halte ich für EXTREM unwahrscheinlich  ;D

Viele grüße
Christian
Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!

Offline PPS

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Hallo Max,

zum Thema Schiebedach habe ich dir ja schon an anderer Stelle etwas geschrieben.

Zum Thema Kühlmitteltemperatur:

Der Fehler liegt bei AJ6 und AJ16 meist beim Thermostat. Der Kühlmitteltemperaturgeber für das Anzeigeinstrument (es hat einen eigenen) ist recht zuverlässig und sehr langlebig.

Klassisches Szenario: Temperatur erreicht im Stadtverkehr den Normalwert, sinkt dann aber ausserorts sofort stark ab: Thermostat defekt.


Zum Thema "nagelnde", klappernde Geräusche im Leerlauf:

Kann schlimmstenfalls einer der Kettenspanner sein (wenn, dann eher der obere), ist bei diesem Motor aber ein eher seltener Defekt.
Sehr gerne reissen jedoch die Auspuffkrümmer und ebenso gerne lockert sich (durch setzen der Dichtung) die Verbindung der vorderen Auspuffrohre zu den Krümmern. Beides verursacht (stärker in kaltem als in warmem Zustand) ebenfalls solche Geräusche.

Erster Schritt: Abdeckung entfernen und prüfen ob einer der Krümmer gerissen ist.

Zweiter Schritt: Muttern am Flansch nachziehen (vier Stück, eine ist etwas schlecht zugänglich und wird gerne "vergessen").

Dass (echte ...) Jaguar und Ferrari aus gegebenem Anlass selbstverständlich keine Hydrostößel haben dürftest Du ja inzwischen sicher erfahren haben.  : flüster

Gruß

PPS

P.S.: Ab morgen bin ich für gut eine Woche offline, eventuelle Rückfragen können also erst danach beantwortet werden.

Offline jagmax

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Hi PPS (wofür steht diese Abkürzung?)

herzlichen Dank für die ausführliche Antwort.
Im Grunde triffst Du die Sachen auf den Punkt.
Inzwischen bin ich auch schlauer/belesener.

Hier der aktuelle Stand:

- Schiebedach, feheldes Teil aus dem Dachzwischenraum herrausgezogen.
Hierzu waren 2 Drahtbügel erforderlich, sonst erreicht man das Biest nicht.
Dummerweise habe ich beim Einhängen der Mechanik ein Kunststoffteil zerstört.
Zum Austausch mussen die Führungsschienen hinten geöffnet werden -> Himmel muß raus
Meine Lösung: Dach bleibt ohne Funktion - Schade! Aber selber Schuld :-(((
Zumindest ist es optisch wieder OK.


- Thernostat ist defekt, wird Montag gewechselt
(bei Herrn Pausch, ich kann die positiven Berichte bestätigen. Sehr empfehlenswert)

- Kettenspanner fängt langsam an, angebl. noch kein Handlungsbedarf (wie groß ist der Aufand?)

- Krümmer könnten gerissen sein, von unten sieht man zumindest ältere Schweißspuren, was auf eine "Reparatur" schließen lässt

Ferner habe ich den Reparatur/Wartungsstau reduziert:
- neue Bremsscheiben und Klötze rundum
- neue Reifen
- Zündkerzen und Motoröl
- diverse Fahrwerkgummis und Rostschutz (kommt Montag)
- Radlaufrost professionell beseitigt und lackiert (kommt Montag)
- was später folgt: Kaltlaufregler
- was später folgt: Felgen, leider unschöne Korrosionsspuren.


Abgesehen davon ist der XJ in sehr gutem Zustand, ich bin zufrieden.

Wenn ich den Kaufpreis und obige Aktionen zusammenrechne ist immernoch alles gut ;-)

Ich plane den Jag 2-3 Jahre als Alltags-Gebrauchsgegenstand zu fahren, ca. 45.000/pa
Evtl. wird noch eine LPG Anlage eingebaut.

Grüße

Max

Offline Thorsten K

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Hallo Christian und PPS,

kann mir jemand erklären, was an Hydrostößeln so schlecht ist, daß ein Jaguar oder Ferrari keine hat? Mein alter V12 hatte natürlich keine, aber ich muß gestehen, daß ich ganz selbstverständlich davon ausgegangen bin, daß jeder moderne Motor sowas hat.  :whistling

Viele Grüße
Thorsten
burning chrome

Offline ChrisvZ

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Hallo Thorsten,

Hydrostößel sind wegen ihrer größeren Masse nicht für hohe Drehzahlen geeignet.


Viele Grüße
Christian
Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!

Offline PPS

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Hallo Thorsten,

Hydrostößel sind in erster Linie dazu da um die Betriebskosten eines Wagens durch Einsparung eines zusätzlichen Wartungsvorganges (Ventilspiel einstellen) zu senken.

Aus technischer Sicht bieten sie nur dann gewisse Vorteile, wenn die Bauweise des Ventiltriebes eines Motors konstruktionsbedingt mit relativ großen Ventilspielwerten arbeitet und / oder über zusätzliche Umlenkelemente (z. B. Kipphebel oder Schlepphebel) verfügt.

Hauptnachteile von Hydrostößeln sind jedoch ihr vergleichsweise hohes Eigengewicht und die erforderlichen gewissen Einschränkungen (Kompromisse) bei der Gestaltung des Zylinderkopfes mit Blick auf die Ölversorgungskanäle für die Hydrostößel.

Das höhere Eigengewicht von Hydrostößeln schränkt die Drehfreudigkeit ein, da die Nockenwellen viel mehr Masse bewegen müssen und außerdem die Ventilfedern bei der Verwendung schwerer Hydrostößel stärker sein müssen.

Das alles fällt bei Gebrauchsmotoren, eventuell gar mit Kipphebeln o. ä., kaum ins Gewicht, bei Motorkonstruktionen die auf technische Perfektion ausgelegt sind, ohne Kompromisse bei den Unterhaltskosten eingehen zu müssen oder zu wollen, jedoch durchaus!

Was nun den AJ6 / AJ16 betrifft, so haben wir hier in der Tat eine Motorkonstruktion, bei welcher der Fokus klar bei der weitgehend kompromisslosen technischen Perfektion gesetzt wurde.

Als Beispiel möge hier mal die Brennraumgestaltung dienen:

Der technisch optimale Einbauwinkel der Ventile bringt bei einer Vierventiltechnik leider mit sich, dass sich die Zylinderkopfschrauben mit den Nockenwellen ins Gehege kommen.
Jetzt kommt es darauf an wo man die Prioritäten setzt: Man kann ohne Kompromisse die technisch optimale Gestaltung wählen und nimmt dann in Kauf, dass die Zylinderkopfschrauben durch die Lager der Nockenwellen geführt werden (was für das Einstellen des Ventilspiels den Ausbau der Zylinderkopfschrauben erforderlich macht) oder man geht einen Kompromiss ein, verzichtet auf die technisch optimale Brennraumgestaltung und gestaltet den Einbauwinkel der Ventile so, dass die Zylinderkopfschrauben NEBEN den Nockenwellenlagern sitzen um den Unterhalt des Wagens wirtschaftlicher zu machen.

Klassische Beispiele für die erste Lösung (die "Technikerlösung") sind z. B. der AJ6 / AJ16 von Jaguar oder die V12-Motoren von Ferrari, wie wir sie z. B. aus dem 456 GT kennen.
Kompromisslose Zylinderkopfgestaltung in Richtung technische Perfektion, Zylinderkopfschrauben durch die Nockenwellenlager und natürlich leichte Tassenstößel, denn über Hydrostößel dennoch einen Kompromiss eingehen zu wollen wäre hier ja fast schon Perversion.

Typisches Beispiel für die zweite Lösung (die "Kaufmannslösung") ist z. B. der M120 Motor von Mercedes-Benz aus dem S 600 W140 bzw. SL 600 R129. Hier wurde der Ventilstellwinkel so gewählt, dass die Zylinderkopfschrauben neben den Nockenwellenlagern sitzen und natürlich hat dieser Motor auch Hydrostößel.


Gruß

PPS