Hallo Florian,
ob es sich "lohnt" musst Du selbst entscheiden. Magst Du den Wagen in den nächsten zwei, drei Jahren aufbrauchen um ihn danach abzustoßen und gegen etwas anderes zu ersetzen, dann lohnt es sich vermutlich eher nicht ...
Magst Du ihn aber erhalten, dann lohnt es sich nicht nur, es ist dann sogar unabdingbar!
Zwar sind XJ40/81 in wichtigen Bereichen verzinkt (leider nicht in allen, in vielen wichtigen nicht) und auch (abnehmend mit dem Baujahr ...) recht gut mit Hohlraumwachsen versiegelt, jedoch ist Hohlraumwachs naturgemäß nie ein lebenslanger Dauerschutz! Es trocknet aus, versprödet und bekommt Risse. Alle sechs Jahre sollte daher nachkonserviert werden - allerdings dann nicht mehr nur mit Wachsen!
Grundsätzlich ist es leider so, dass Qualität und Umfang der Versiegelung mit den neueren Baujahren immer schlechter wurden (Tiefpunkt war beim X300).
Frühe XJ40 vor '92 sind in Teilbereich weitaus besser geschützt als die neueren Modelle - dafür ist ihr Schutz altersbedingt natürlich auch früher ausgetrocknet ...
Warum darf auf keinen Fall (nur) mit Hohlraumwachsen nachkonserviert werden?
Das hat zwei Gründe:
Erstens werden Hohlraumwachse in der Fertigung grundsätzlich HEISS eingebracht, und zwar in den erwärmten Karosseriekörper. Nur so können sie nicht nur die (fast unwichtigen!) Flächen der Hohlräume erreichen, sondern auch in die Schweissnähte eindringen. Kaltes Wachs, oder auch erwärmtes Wachs in einem kalten Karosseriekörper, ertarrt jedoch bevor es zu einer Kapillarwirkung in die Schweissnähte hinein überhaupt kommen kann.
Der zweite Grund ist ebenso wichtig: Hohlraumwachse sind nicht in der Lage Feuchtigkeit zu durchdringen oder gar Luftfeuchtigkeit aus meist schon vorhandenem Oberflächenrost innerhalb der Hohlräume zu verdrängen. Hohlraumwachs legt sich jeweils nur darüber. Und das ist verheerend! Ich selbst musste diesen Punkt betreffend schon Lehrgeld zahlen: In den 80er Jahren hatte ich einen Klassiker mit Hohlraumwachs "versiegelt" (damals wusste man das oft noch nicht besser) - das Ergebnis nach 10 Jahren war erschütternd: Ich hatte der aus dem Oberflächenrost durch das Wachs nicht verdrängten Luftfeuchtigkeit die Möglichkeit gegeben ganze Arbet zu leisen - gut geschützt unter dem Wachs konnte der Rost ideal arbeiten.
Es ist daher bei einer Nachbehandlung oder einer Erstbehandlung von älteren Fahrzeugen von ausschlaggebender Bedeutung, dass Mittel eingebracht werden, die zum einen penetrierende Eigenschaften haben (also die Luftfeuchtigkeit verdrängen und ausserdem auch über die Kapillarwirkung in die Schweissnähte kriechen) und zum anderen bereits vorhandene (rissige und versprödete) Altkonservierungen wieder plastifizieren können (man bekommt diese ja aus dem Wagen nicht wieder heraus). DANACH erst können wahlweise noch zusätzlich versiegelte Mittel eingebrahcht werden. Das entspricht dann dem bekannten (und bewährten!) TUFF KOTE Verfahren von Dinol: Erst wird das "Penetrant" eingebracht, dann muss der Wagen mindestens 24 Stunden stehen, erst danach wird mit "Sealant" noch einmal versiegelt.
Alternativ empfehle ich ganz besonders die Produkte von Fluid-Film. Das wichtige penetrierende und plastifizierende Verhalten ist hier genauso gegeben, ein Austrocknen findet nicht statt - wohl aber ein "Verlust" des Produktes nach einigen Jahren, weshalb auch hier (wie immer) nach einigen Jahren wieder nachbehandelt werden muss.
Siehe auch hier:
http://www.fluidfilm.de/fluidday.phpIch habe mit Fluidfilm bis jetzt nur ausgezeichnete Erfahrungen gemacht.
Dem Fett von Mike Sander stehe ich etwas skeptisch gegenüber ... Zum einen haben private (also nicht kommerzielle) Tests ergeben, dass Mike Sanders Fett eben nicht in der Lage ist in den Hohlräumen auch nach oben zu kriechen (Penetrant von Dinol und Fluidfilm können das sehr wohl), sondern sich immer nur auf die Flächen oder auch (wenn es warm ist) der Schwerkraft folgend NACH UNTEN in die Schweissnähte verteilt.
Zum anderen hütet Mike Sander die Zusammensetzung seines Produktes all zu sehr (Fluidfilm sagt offen was es ist: Wollwachsfett auf Lanolinbasis) - aufgrund Aussehen, Geruch, Konsistenz und Eigenschaften von Mike Sanders Fett vermute ich persönlich preiswertes Staufferfett (wurde als billiges Schmierfett früher zur Schmierung in sogenannten Staufferbuchsen verwendet). Und letztendlich wird es mir in bestimmten Kreisen kommerziell zu reisserisch gefeiert und nach oben gelobt ... Wie auch immer ... Besser als Hohlraumwachs ist es aber auch allemal!
Fazit:
KEIN reines Hohlraumwachs!
Entweder TUFF KOTE von Dinol oder Fluidfilm (Wollwachsfett) oder je nach Symphatie und Glauben Mike Sanders Fett (unbekannter Herkunft).
Gruß
PPS