Der Student schraubt

[Der Koerper]

Einen wunderschönen guten Abend,

ich möchte mich als Foren-Neuling mal korrekt vorstellen und diesen Thread gleich als Arbeitslog an meiner Katze nutzen.

Zu Beginn Vorstellung:
Ich bin Richard, 25, studiere an der TU Dresden Maschinenbau (Vertiefung KFZ, wär hätte es gedacht) und bin leidenschaftlicher (Ver-)Bastler.

Meine Transport- & Reise-Hure: Volvo V70, EZ 03 - hat gerade eine neue Kurbelwelle von mir spendiert bekommen (Und lässt mich jetzt hoffentlich erstmal in Ruhe!) wird sonst nur im nötigsten Rahmen gewartet - hauptsache es fährt und kriegt TÜV 

Meine Katze: Ein Jaguar XJS 5,3l, EZ 91, Arctic Blue - Mein Schatz und Arbeitsbeschaffer.

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/jag_allg1.JPG

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/jag_allg2.JPG

Vorgeschichte zum Auto:
Mein Stiefvater hat den kurz nach der Wende als Jahreswagen gekauft und wollte den Ossis mal zeigen was der Wessi hat 
So eine Kiste will natürlich jeder mal fahren, also wurde der Wagen entsprechend oft an Freunde verliehen. Wie man mit sowas umgeht wusste natürlich keiner... Und so kam es, dass 95 ein Motorschaden sich "bemerkbar" machte: 2L Öl auf 100km, ein Golf 1 war beim Ampelstart schneller. Dazu kam meine Schwester, die in dem Jahr sich ankündigte - also musste das doch eher Familien-unfreundliche Auto auf unbestimmte Zeit in die Garage.

Dort stand er dann bis 2010 - da habe ich ihn für mich entdeckt. Um es kurz zu machen: Nach Monatelanger schrauberei in einer saukleinen Garage kam mir folgendes entgegen:

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Der Kollege hat einen massiven Fresser in der rechten Bank gehabt.
Nach ZK-Planen & Austausch von Laufbuchse, Kolben, allermöglicher Dichtungen, Stoßdämpfer, Öle, usw. lief die Kiste wieder richtig schön 
Mit dem Kurzzeitkennzeichen gings ein paar mal auf die Straße.

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_ausfahrt.JPG

Dann begann das Studium und ich war nur noch selten zu hause in Erfurt, und wenn dann sicher nicht zum schrauben. Deshalb ist bis letztes Jahr nichts mehr passiert.
Doch nun habe ich mit ein paar Kumpels endlich die Traum-Schraubergelegenheit aufgebaut: 100m² mit Hebebühne, Kompressor, MIG-Schweißgerät, Bier, Klo und noch andere hübsche Sachen.

Mein Ziel ist die Vollabnahme im Sommer 2016 - bis dahin habe ich folgende Sachen auf dem Plan:

- Ich habe 2 massive Roststellen im Motorraum (hin zur Dämpfer-Abstützung), die sind aber schon fast fertig gemacht
- Neuer Dachhimmel rein (meiner war völlig hinüber, habe einen neuen von Jag-Headlinings bestellt)
- Neue Abgasanlage rein (evtl. Edelstahl von SNG), meine hat vollständig vor dem Rost kapituliert
- Kleine Roststelle am Schweller links, wahrscheinlich keine Schweißarbeit nötig
- Neue Reifen aufziehen lassen (Hab die P600 schon neu rumliegen)
- Einen TÜVer bitten sich den Spaß mal in meiner Werkstatt anzugucken um nicht sinnlos zur DEKRA zu fahren

Langfristig brauche ich einige Lackierarbeiten, eine ordentliche Rostschutz-Behandlung und eigentlich würde ich den Motor gerne mal komplett zerlegen um Folgeschäden aus dem Fresser auszuschließen. Ach und der Kaltlaufregler liegt auch schon einbaubereit da. Aber das ist Zukunftsmusik, erstmal muss DEKRA ja sagen.

Das reicht erstmal an Lesestoff. Da ich kommenden Freitag meine letzte Prüfung für dieses Semester schreibe werde ich dann richtig loslegen.

Zum Schluss noch ein Bild meiner Schrauber-Werkstatt:

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/halle.JPG

[X-Man]

Moin Richard

Herzlich Willkommen im JOC

Erstmal alles Gute für deine letzte Semesterarbeit

Und dann natürlich gutes Gelingen beim "XJS wieder auf die Strasse kriegen"

Liest sich sehr schön die Geschichte

Viel Erfolg

Ingmar

[beemer]

Servus Richard,

schöner Einstand, schön geschrieben.

Freut mich, dass sich ein junger Mensch der Erhaltung eines so schönen Autos annimmt. Und mit so viel Elan. Ein Vorfacelift Coupe in einer der, aus meiner Sicht, attraktivsten Farbgebungen. Sowas suche ich gerade...

Ich wünsche weiterhin viel Erfolg beim Jag-Schrauben und vor allem dann beim Jag-Fahren. Wenn man den Wagen so versteht, wie er gedacht ist, bietet er unvergleichliches Fahrvergnügen.

Alles Gute für die Prüfung.

Schöne Grüße
Tom

[ebis]

Hallo Richard,

super schönes Auto wird bestimmt richtig gut wenn man die Zeit dafür aufwendet. Bzgl. Deines Rostproblems würde ich als erste Tat mal Rost rundum versorgen.

Wenn es außen am Schweller pilzt würde ich auch mal mit einem Endoskop reinschauen. Evtl. kommt es von innen nach außen!

D.h. sichere das Auto erst mal vor dem Zerfall evtl. auch mit sowas wie Mike Sanders innen. Wenn das geschafft ist dann gehts mit dem Rest weiter.

Auf jeden Fall eine Aufgabe was Du Dir da vorgenommen hast. Mittlerweile sollte man so ein Coupe pflegen und hegen. Es gibt immer weniger schöne Exemplare davon.

Good Luck für die Prüfungen und toitoitoi fürs Auto.

Gruß

Ebis

[Der Koerper]

Guten Abend,

erstmal danke für das warme Willkommen Die Prüfungen sollten alle bestanden sein 

Zu Beginn erstmal kleinere Sachen, muss nebenbei mein Alltagsauto am Leben halten 

Ich habe die erste große Roststelle zu-nieten könnnen. Großflächig rausgeschnitten und mit Stahlnieten und Karosseriekleber großflächig wieder zugemacht.

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_dom_rechts_versiegelt.JPG

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_dom_links_genietet.JPG

Warum nicht geschweißt?
1. Solange der Motor drin ist kommt man da ziemlich beschissen ran
2. Wenn ich auf die Dämpfer-Strebe ein Blech draufschweiße werde ich jegliche vorher aufgebrachte Versiegelung wieder wegbrennen - es wird also wieder rosten.
3. Von Radseite komme ich nur extrem schlecht ran um den Unterbodenschutz runterzuholen - die Spaß fackelt also auch ab.
Da es eine nicht-tragende Stelle ist, sagt der TÜVer auch ja.

Ich bin es Leid zum Kühlwasser ablassen immer eine riesen Sauerei zu veranstalten weil ich ein 45mm-Schlauch abziehen muss... Nur weil irgendwie der britische Ingenieur die Ablassschraube vergessen hat 
Also hab ich mir ein Stück Rohr mit einem Gewindestutzen geschweißt um eine Schraube als Ablassschraube reinzudrehen:
Geschweißt, gestrahlt, gelackt - keine Sauerrei mehr

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_ablass_geschweisst.JPG

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_ablass_gelackt.JPG

Ansonsten geht mein Kofferraum endlich wieder zu, hab den Riegel neu eingestellt und die ganze Mechanik mal ordentlich gefettet - das war ja Staubtrocken...

@ebis - Sobald ich auf die Bühne kann - momentan steht noch ein MX-5 von nem Kumpel drauf - werde ich die großangelegte Rostsuche mit Schraubenzieher und Endoskop antreten. Sollte ich nix schweißen müssen werde ich mit Fluid-Film anfangen und dann den Mike nehmen - ist sogar alles schon da.

[Peter Pleyer]

Ich bin es Leid zum Kühlwasser ablassen immer eine riesen Sauerei zu veranstalten weil ich ein 45mm-Schlauch abziehen muss... Nur weil irgendwie der britische Ingenieur die Ablassschraube vergessen hat 

Moinsen,Moinsen.....
Hmm...Ausnahmslos ALLE Fahrzeuge dieser Epoche an denen ich dran war hatten eine Ablaßschraube im Kühler. Sehr seltsam das Ganze. Hast du genau nachgesehen? Oftmals sind die kleinen Dinger gar nicht als solche zu erkennen. Allerdings gebe ich dir in dem Punkt recht das man meist eh' die Finger davon lassen sollte da man die dann nicht mehr dichtkriegt und eh' weitere Maßnahmen ergreifen muß. Außerdem dauert's viel zu lange.
Gruß
Peter

[Der Koerper]

Hmmmm also ich musste den Kühler schon tauschen weil er mir gerissen ist - da habe ich ausführlich suchen können.

Habe nichts gefunden -  da wo lt. WHB eine sein soll ist nix.

Grüße
Richard

[Der Koerper]

So habe in den letzten Tagen neben Arbeit einiges schaffen können!
Aber zuerst eine Info, die mir die ganze Geschichte erleichtern dürfte: Ich brauche gar keine Vollabnahme! Die ist lt. meinem lokalen TÜVer nur notwendig wenn keine (Bundesdeutschen-) Papiere vorhanden sind UND das Fahrzeug mehr als 7 Jahre stillgelegt ist. Ich mache also eine normale HU bei der Werkstatt meines Vertrauens und alles wird hübsch 

Das Problem ist wohl nur, dass selbst einige Zulassungsstellen das selbst nicht richtig wissen -  da muss man dann u.U. hartnäckig bleiben oder hat im schlimmsten Fall Pech gehabt.

Zum Auto: Ich bin vorne im Motorrau fertig geworden. Nach viel Spachteln, schleifen und finalen Lacken sieht das da vorne auf beiden Seiten wieder aus wie gewollt 

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_dom_lackiert.JPG

Ich habe die Klima ausgebaut - die werde ich erstmal nicht in Betrieb nehmen. Dazu habe ich genug andere Sachen an der Kiste zu tun. Ebenso den Tempomaten.
Die Wasserrohre vorne habe ich Sandgestrahlt und neu lackiert.  (Ich finde das Blau macht einen coolen Eindruck - vlt. irgendwann mal alle Wasser-Sachen blau machen und Benzin oder Zündung Rot?  )

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_kuehlrohr.JPG

http://www.richardhartmann.com/bilder/jag/K1024_wasserrohre_lack.JPG

Ich werde dieses Wochenende alles im Motorraum wieder zusammenbauen. Nach Ostern kann ich dann auf die Hebebühne. Dann wirds nochmal interessant ob ich größere Katastrophen am Blech finden 

Schönes Wochenende noch!

[Der Koerper]

Ich bin wieder da

Halbtagsstelle + Vollzeit Studium lässt wenig Zeit zum Schrauben 
Deshalb habe ich leider nicht viel machen können bis jetzt. Mal ein neues Update zum Stand:

Mein Kätzchen schnurrt wieder. Im Motorraum konnte ich alles wieder zusammenbauen - der KLR ist auch drin. Leider musste ich feststellen, dass einige Einspritzdüsen-Stecker völlig hinüber sind. Deswegen muss ich jetzt erstmal einen Teil des Kabelbaums erneuern. Stecker habe ich recht günstig in der Bucht gefunden (~40€ für 12 Stecker inkl. Crimp-Kontakten).

Roststellen sind nun alle beseitigt und sogar eine Edelstahl-Abgasanlage von SNG ist nun verbaut. Die sitzt allerdings noch etwas ungünstig - da muss ich nochmal ran.... Sonst klappert der Auspuff mich zu Tode 

Der Rückfahrlicht-Schalter ist leider hinüber gewesen. Ich konnte im Netz einen ähnlichen finden der reinpasst -> geht jetzt auch wieder.

Ein DEKRA-Mensch hat sich die Kiste auch schon angeguckt und grundsätzlich den Daumen hoch gegeben... Wäre da nicht die Bremse 
Beim Bremsflüssigkeit wechseln bzw. dem anschließenden Entlüften musste ich feststellen, dass die Dichtungen in meinem Hauptbremszylinder hinüber sind - kaum Druckaufbau, die Suppe läuft schön am Kolben vorbei.......
Nun dachte ich naiv: Kein Thema - Wartungssatz kaufen, alles sauber machen, neue Dichtungen rein, fertig.
Aber:  Nix is... Ich finde keinen Wartungssatz zu meinem Bremssystem. In meinem XJS ist eine ATE-Bremsanalage verbaut die ich in keinem Teilekatalog geschweige denn im Werkstatt-Handbuch finde. (elektronischer Bremskraftverstärker mit Pumpe) Ich konnte bis dato nur herrausfinden, dass diesr Hauptbremszylinder + ABS-Block und Bremskraftverstärker auch im Ferrari 348 verbaut wurde. Kein Wartungssatz weit und breit zu finden............ Kacke.

Hat da jemand eine Idee? Ich habe ATE Classic schon angeschrieben, da kommt leider keine Antwort.

Ansonsten steht nur noch aus: Ein Stück Benzinleitung ersetzen (offensichtlich mal ordentlich aufgesessen) und die Heckscheibe einbauen.

[Der Koerper]

Ok... habe das Bremsenproblem zumindest verstehen können. Ein sehr netter Herr von ATE Classic (Sehr zu empfehlen der Service dort: http://continental.yourweb.de/ateclassic/) hat mich zurückgerufen (hat seinerzeit die Fahrzeugstests am XJS für die betreffende Bremsanlage durchgeführt) und mir alles in Ruhe erklärt. Ich will euch die Infos nicht vorenthalten:

Verbaut ist in meine Jaguar ein ABS MkII von ATE - das bedeutet:
- 2 Bremskreise für Vorne / Hinten (kein Diagonalsystem)
- Überdruckspeicher mit elektr. Pumpe (kein Unterdruck-Verstärker)
- Hauptbremszylinder mit nur einem Kolben (bedient NUR die Vorderachse)
- Hinterachse wird NUR über den Verstärker bedient

Wie funktionierts:
Beim normalen Bremsen drückt man ganz normal den Kolben in den Bremszylinder und baut damit direkt Druck auf der Vorderachse auf. Über einen Drucksensor/Druckschalter wird das Ventil (sitzt im ABS-Block) was den Druckspeicher vom hinteren Kreis trennt geöffnet und bremst so auch die Hinterachse mit. Gleichzeitig baut man damit einen zusätzlichen Druck vor dem Kolben auf -> also Bremskraftverstärkung für die VA.
Wartungssets gibt es für diese Bauart nicht, da die Belastung der Teile sehr gering ist und damit keine Verschleißproblematik existiert.

Entlüften:
Die Vorderachse kann man über die Variante - Druck aufbauen, Ventil auf, Pedalanschlag, Ventil zu - normal entlüften (Noch besser natürlich mit so nem Bremsenentlüftungsgerät).
Die Hinterachse wird folgendermaßen entlüftet: Zündung an, damit die Druckpumpe läuft - Bremse treten (und getreten halten) und nun einfach die Ventile nacheinander aufdrehen bis keine Luft mehr kommt (Pumpe pumpt die Suppe durch) - Ventil zu.

Für mich stellt sich aktuell die Frage ob mein ursprüngliches Problem nun an der falschen Entlüftungsweise an der HA liegt oder ob doch was futsch ist in meinem Hauptbremszylinder...
Leider ist mir beim auseinanderbauen ein PTFE-Ring kaputt gegangen, den ich bis dato nirgends im Internet finden konnte - also einfach wieder zusammensetzen wird nichts.

Habe eine gebauchte Einheit mit Pedal, ABS, HBZ für 160€ bekommen. Zwar aus nem Rechtslenker, aber der Inhalt also Kolben und Dichtringe wird ja vermutlich derselbe sein - Alle O-Ringe habe ich mir bei nem großen Online-Händler bestellt (aus EPDM damits auch die Bremsflüssigkeit aushält  ).

Wenns nicht funktioniert: für schlappe 2000€ gibts hier noch nen passenden: http://www.ebay.de/itm/231728456723