Hallo zusammen
Mein Vater ist seit ein paar Jahren stolzer Besitzer eines XJR-S.
Da er aber wenig Zeit hat, bin die letzten Monate ausschließlich ich mit dem Wagen gefahren. Ich habe hier im Forum schon einige Zeit verbracht und mir mal die einzelnen Threads durchgelesen. Ich möchte an dieser Stelle über meine Erfahrungen mit dem Wagen schreiben.
Nach ca 1500 gefahrenen Kilometern und Unmengen an Spritgeld hat sich bei mir eine zentrale Frage herausgestellt.
„was fasziniert Leute an diesem Wagen ?“
Die Frage soll nicht unhöflich gemeint sein! Es interessiert mich wirklich, warum sich Leute dazu entschieden haben sich diesen Wagen zu kaufen, und warum sie in vielen Fällen sogar Liebhaber geworden sind.
1.1.Fahrwerk : Ein Sportwagen sollte doch ein knackiges Fahrwerk haben, das einem in jeder Situation das Gefühl gibt man fahre auf Schienen. Der XJS hingegen hat eine Starrachse!
:tongue: !Wie kann man in einen Sportwagen eine Starrachse einbauen? Das ist einfach nur veraltet, unsportlich und gefährlich in einem. Wenn der linke hintere Reifen in ein Schlagloch absinkt – geht der rechte Reifen automatisch hoch ?!? Ein Wagen der 1992 gebaut wurde und mal an die 200.000 DM gekostet hat, besitzt eine Starachse ? – traurig !
1.2.Lenkung: schwammig, undirekt. Erinnert eher an eine amerikanische Limousine Anfang der 90er als an einen Sportwagen. Man bekommt einfach kein Gefühl in der Lenkung. Hinzu kommt die schlechte Übersicht durch die unendlich lange Motorhaube. Stadtverkehr wird hier der reinste Horror. Fahrgefühl kommt da schon gar nicht auf.
1.3.Motor: Der reinste Wahnsinn! Ein 6.0l V12 mit mehr als 300 PS ! Heutzutage gibt es schon Wagen die mit der Hälfte des Hubraums mehr schaffen. Der Verbrauch steht in keinem Verhältnis zur Fahrleistung. Bei Spritpreisen von 1,40€ für den Liter Superplus ein Witz.
Stadtverkehr mit 30 l ! ist absolut keine Seltenheit. Wenn man ihn mit 130km/h über Tempomat auf der Autobahn hat, kann man vielleicht einen Wert erreichen, den die stärkste Golfmotorsierung bei Vollgas hat. Da sich die Steuer ja inzwischen nach der Motorgrösse und den Abgasnormen richtet, ist das der reinste Harakiri.
1.3.1.Der Sound: in Ordnung, das Summen eines V12 hat schon etwas. Auch die Laufruhe beeindruckt.
1.3.2 Die tatsächliche Fahrleistung: Grauenhaft! Durch das veraltete 3 Gang Getriebe, wirkt der Wagen wie ein Gepard mit Fußfessel. Ein Wagen der erst ab ca.70km/h in den zweiten Gang schaltet
, kann kein Sportwagen sein. Der Motor macht beim Kickdown zwar einen Höllen Lärm, und das ganze wird ruckartig von einem lauten „Plopp“begleitet bevor er einen Gang tiefer schaltet. (Ich will an dieser Stelle nicht übertreiben, der Wagen ist sicherlich nicht langsam.) Aber für das absolute TOP Sportmodel von einem der teuersten Autohersteller der Welt, das 1992 ca. 200.000 Dm gekostet haben soll. – einfach nur bescheiden. Zudem ist es durch die Automatik und durch das fehlende Antischlupfsystem (das bei anderen Herstellern in der Preiskategorie damals schon Serie war) teilweise recht tückisch.
Auch das immense Gewicht von 1,8t trägt gut dazu bei, das der Wagen bis hundert einfach sehr bescheidene Fahrleistungen aufweist. Interessant wird es ca. ab 170km/h, da ab dort das Getriebe sowieso keine Dienste mehr erfüllt, und der V12 richtig zur Geltung kommt.
Die durch das Getriebe hervorgebrachte einfach zu starke Motorbremswirkung, ist bei höheren Geschwindigkeiten nachteilhaft. Da aber das Fahrwerk und das gesamte Auto für hohe Geschwindigkeiten nicht ausgelegt ist, habe ich Geschwindigkeiten über 160km/h eher gemieden.
Auch die Gewichtsverteilung macht den Wagen nicht gerade sportlicher.
Die Hinterachse wird bei höheren Geschwindigkeiten extrem „leicht“ was in Verbindung mit der Starachse auch sehr tückisch sein kann.
1.4.Bremsen : Über die Bremsen kann ich mich nicht beklagen. Die Scheibenbremsen haben eine gute Bremswirkung und das ABS erfüllt gute Dienste.
2. Ersatzteile – da ich hier nicht einfach etwas behaupten will, übernehme ich die Erfahrung andere User, das sie nämlich sehr selten und teuer sein müssen/sollen. Vor allem die Ersatzteile für den XJR-S sind schwer zu bekommen.
3.Zuverlässigkeit: Nun ja, als wir den Wagen bekommen hatten, kannte ich ihn nur von den Fahrten zur oder von der Werkstatt. Da der Wagen noch zu der Generation gehört die sich langsam von der Mechanik zur Elektronik bewegte, ist er in vielen Sachen sehr anfällig.
Es stellte sich auch heraus, das die „Steinzeitelektronik“ sehr schwierig zu warten ist. Nicht nur das dünne Händlernetz stellt ein Problem dar, auch die Tatsache das es nur noch vereinzelt Jaguar Werkstätte gibt, die z.b den passenden Diagnose-Computer haben, macht die Wartung nicht gerade einfach. Die Zuverlässigkeit an dieser Stelle zu verpauschalieren halte ich aber für falsch, da es sich um einen Gebrauchten handelt und es sicherlich große Unterschiede in der Zuverlässigkeit gibt. In unserem Fall war der Wagen 6-mal innerhalb eines Jahres in der Werkstatt und ist zweimal komplett auf der Autobahn liegen geblieben. Eine ADAC Gold-Mitgliedschaft ist als XJR-S Fahrer unabdingbar. Also unser Beitrag hat sich schon mehr als einmal ausgezahlt.
Aber einen Vorteil hat die ganze Sache für mich gehabt, da es bei Shell kein SuperPLus mehr gibt, musste ich auf V-Power umsteigen. Bei V-Power bekommt man dopellte Punktemenge bei jedem getankten Liter, sodass ich schon inerhalb eines Monats genug Shell club smart Punkte für eine Bohrmaschine hatte. Der Tankwart versicherte mir - das hat in einem Monat noch keiner geschaft