Autor Thema: Hardcore  (Gelesen 32393 mal)

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Hardcore
« Antwort #40 am: Mo.14.Mai 2007/ 23:52:46 »

 Fortsetzung
Six Six

Offline Sakis

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Re: Hardcore
« Antwort #41 am: Di.15.Mai 2007/ 00:22:54 »
Hallo Peter,

ich bewundere Deine Geduld  :+++

nur nicht unterkriegen lassen, schließlich sind WIR die Dompteure  :xxx

liebe grüße,
Sakis

PS. Das Mobiltelefon beim Werkzeug-Foto, ist doch hoffentlich nicht zur Not für den Pannendienst gedacht  :whistling

Offline KlausA

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Re: Hardcore
« Antwort #42 am: Di.15.Mai 2007/ 11:15:34 »
Hm, bei meinem 3.2 ging das mit den Flammrohrschrauben anscheinend einfacher. Ich hatte aber nicht DIESE Sicherungsmuttern drauf. Also kurze Nuß, Gelenk, kurze Verlängerung, lange Verlängerung in verschiedenen Kombinationen. Auto war aufgebockt, Vorderrad weg (somit konnte man auch mal von der Seite einen Blick auf die Muttern werfen). Lenkung blieb wo sie ist.

Achtung: Anzug der Verschraubungen nach Handbuch --> Bolzen reißen aus!? War z.T. schon vorher so, selbst beim neuen Krümmer in Kombination mit altem Bolzen ging das bis kurz vorm ausreißen. Feingewinde in Gußteil schein nicht so das Wahre zu sein.
Ich habe daraufhin alle 4 Gewindebohrungen in den beiden Krümmern mit dem nächstgrößeren metrischen Gewinde versehen (ohne aufbohren, einfach drauf mit dem Gewindebohrer, paßt einigermaßen) und entsprechende Bolzen aus einer Gewindestange selbst gebastelt, dann gings so einigermaßen mit dem anziehen. Ich habe immer ewig drauf gewartet bis der Drehmomentschlüssel endlich auslöst, dachte das gibts doch nicht, sind doch nur ich weiß nicht mehr wie viel Nm, können das so um die 30 gewesen sein? Bei einem Bolzen habe ich dann doch nur nach Gefühl angezogen, so kurz vorm Gewindetod, noch bevor der Schlüssel ausgelöst hat...


Klaus A.

Offline u.mac

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Re: Hardcore
« Antwort #43 am: Di.15.Mai 2007/ 13:04:24 »
Moin Peter!

 :+++  :+++  :+++  :+++

Sehr schön geschrieben! Gib' uns MEHR :super

Ein klitzekleiner, nicht wirklich nennenswerter Faux Pas ist mir aufgefallen...

"Um es ein für allemal klarzustellen - Sie finden an den xj40/81 modellen kein linksgewinde. Der irrglaube, an der katze sei irgendetwas links gewindet, hängt wohl mit der vorstellung von der herkunft der katzen zusammen, also irgendwie very british oder so (für ältere serien möchte ich mich allerdings nicht so sehr festlegen)."

Für die Nachwelt... mit Ausnahme des Deckels vom Servobehälter der Lenkung (zumind. beim Mod. '87-'89). Weil mit soviel Boshaftigkeit an dieser Stelle niemand rechnet, haben die Entwickler für die Intelligenten unter uns das sogar auf den Deckel drucken lassen. Man bekommt ihn allerdings auch mit dem Uhrzeigersinn gedreht auf... :whistling    ...wobei sich dann dummerweise der Behälter als Klügere erweist... als wenn ein neuer Deckel nicht Strafe genug wäre...  >:(

Ciao Uwe
### Kaffee - der Tod aller Träume ###

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Hardcore
« Antwort #44 am: Mi.16.Mai 2007/ 08:09:27 »
Ja meine Herren, so isses.

Ich möchte nicht behaupten (und Ihnen gleich gar nicht wünschen),  Sie hätten mit gleichen umständen zu kämpfen.  Nur damit Sie gewarnt sind, und es kann alles noch sehr viel schlimmer kommen (dem vorbesitzer, welcher mir die bolzen vernattelt hat, wünsche ich die pest an den hals, guten morgen!)

Gewindeschneiden in grauguß ist schon eine übung für sich - nur rankommen?  Dazu muß der krümmer runter, und die montage des selben beim zwölfer ist ebenfalls böse legende.

Und guß (GG) reagiert äußerst zickig auf zugbeanspruchung.  Wer es nicht im gefühl hat wie Klaus, der muß den anzug äußerst penibel ausführen.  Die letzte rettung wäre noch heli.


Nachtrag

Dem geneigten leser sei die 9/16" empfohlen. Diese umfaßt exakt die mutter mit schlüsselweite 14,2 mm (nicht 14mm!)  Nur kann man eben nicht alles haben, und es geht so auch.  Unterwegs am ussuri oder kurz hinter magadan müssen Sie das im notfall auch können -  improvisieren.
Six Six

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Hardcore
« Antwort #45 am: Sa.19.Mai 2007/ 22:01:49 »
Der Engländer als solcher

Es gibt keinen lehrstuhl für demontagetechnik. Was zusammengehört, gehört auch wieder auseinander, oder etwa nicht? Wo aber bleibt die ent-fügetechnik? Ich meine die wissenschaftliche aufarbeitung von methoden, die regeln der kunst also, wie man etwas klein kriegt. Aus dem stehgreif könnte ich die ersten drei kapitel zur Propädeutik der Analytischen Entfügetechnik runterschreiben: thermisches entfügen, entfügen durch umformen, entfügen durch zerspanung (wir kommen noch darauf zurück).

Die stiefmütterliche behandlung der schrauberei geht zurück auf die anfänge der industriellen revolution. Diese hat nämlich nur einseitig stattgefunden. Was nützen automatisierte produktionen, wenn am ende der industriellen wertschöpfungskette mit caramba weitergearbeitet werden muß? Da stimmt doch was nicht.

Im grunde befinden wir uns immer noch im frühen 19.jh, produktionstechnisch gesehen. Beweis: der 1842 erfundende "Engländer"; auch heute noch 1 Must in jedem werkzeugkoffer (das teil rechts im bild).  Ein geniales werkzeug, doppelt gelagert, null spiel, ideal zur demontage von lambdasonden (Sie erinnern sich - die flammrohrmontage)

Die lambdasonde hat einen sechskant sw 22. Ein ordinärer maulschlüssel greift nicht formschlüssig, und einen offenen ringschlüssel sw 22 haben Sie nicht. Sie glauben ja gar nicht, was Sie alles nicht haben. Doch Sie haben einen engländer. Damit geht fast alles - zumindest beifahrerseitig. Fahrerseitig steht mal wieder einiges im wege, der hitzeschutzschild der servo zum beispiel (siehe voriges kapitel). Also runter mit dem schild, oder greifen Sie zum seitenschneider.  Sie können die b-sonde aber auch von den steckern im motorraum trennen, und nach den kabelschellen suchen.  Stunden später ziehen Sie die freigelegten kabel durch einen ringschlüssel und kommen so auch zum ziel.

Im bild finden Sie noch zwei weitere werkzeuge. Der universalschlüssel links ist zwar eine hübsche idee, sehr gut für unterwegs undsoweiter, für heavy duty allerdings weniger geeignet. Und ganz besonders heavy duty sind die oil pipes beim zwölfer. Unter uns - wer sich das ausgedacht hat, gehört mit berufsverbot belegt mit anschließender sv. So wie die leitungen verlegt sind - sowas kann man nicht konstruieren - , das muß man wollen! Vom Kühler runter, an der tandempumpe hinten wieder hoch, hinter dem krümmer längs vorbei,  seitlich runter zum anlasser, und dann verschwindet alles in der tiefe das raumes. An absolut unzugänglichen punkten ist das ganze mit kreuzschellen vernagelt.

Nun gut, da Sie ohnehin im begriff sind, tabula rasa zu machen, müssen Sie für diesen task den motorraum nicht noch einmal auswaiden. Die aufgabe: die oil pipes vom getriebe dekonnektieren.

Das problem dabei - Sie kommen an die überwurfmuttern auf den anschlüssen nicht heran. Auch wenn Sie das getriebe absenken (nach demontage der motorendlagerung) finden Sie keinen archimedischen punkt. Gehen Sie nochmal zurück ins bild. Der schlüssel in der mitte ist für solche aufgaben gedacht - eigentlich -: ein offener ring. Damit können Sie pipes am ölkühler lösen,  theoretisch. Doch bringt das hier nichts. Und falls Sie nun daran denken, das ganze gedöns mit dem getriebe abzusenken - vergessen Sie es. Greifen Sie zur säge (siehe bild)

Es gibt für alles eine lösung. Erst neulich durch zufall gesehen: eine nuß geformt wie eine banane, das eine ende als offener ring, das andere ende mit einer 3/8"/ 1/2" aufnahme. Wie das ding heißt, keine ahnung. Auch wenn diese für mich zu spät kommt, Sie haben das ganze ja noch vor sich.  Fragen Sie einfach nach einer halboffenen banane für ihren schlüssel und zeichnen Sie mit einer handbewegung die rundungen der gina nach. Entweder der tresenmann versteht Sie oder er zeigt Ihnen der weg zur nächsten apotheke.

Ansonsten können Sie sich auch selbst etwas bauen, gucken Sie in Ihren werkzeugkasten. Irgendwo wird auch eine bügelsäge sein. Machen Sie es gut.
« Letzte Änderung: Sa.19.Mai 2007/ 22:14:43 von Peter. J. Ortmann »
Six Six

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Hardcore
« Antwort #46 am: So.27.Mai 2007/ 10:37:28 »
Jeder Spieler zieht abwechselnd einmal.


Ein schrauberprojekt ist wie schach spielen. Logisch im aufbau, und verlustreich bis zum ende. Sie beginnen mit weiß, doch dann ist die katze am zug. Diese zeigt sich jedoch schon bald als kompromißloser gegner und zwingt zum materialtausch, wo immer sich gelegenheit bietet. Fehler nutzt sie gnadenlos aus, und wer nicht aufpaßt, findet sich schnell in aussichtsloser stellung wieder. Schlechte verlierer suchen ihr heil im remis "Wegen Familienzuwachs .." oder "Wegen Raummangel .. " tja.

Schon die eröffnung kostet reichlich. Allein die dichtungen der hauptwasserrohre sind mal eben en passant mit 100 euro eingestellt. Und dabei haben Sie das getriebe noch keinen millimeter bewegt. Doch nu geht's in die vollen. Sie wollen es wissen.

Fangen Sie mit dem hinteren ende der kardanwelle an. Soweit Sie häschen in der grube spielen, so erinnern Sie sich bitte, was ein differential ist. Also bocken Sie ein hinterrad hoch. Die kardanwelle läßt sich von hand drehen und mit zwei schlüssel sw 19 lösen Sie die verbindungen zur hardyscheibe.

Soweit Sie glauben, das alles müßte hinterher wieder in genau der selben position zusammengebaut werden, so glauben Sie das ruhig. Schaden kann es wohl nicht und schließlich steht es so ja auch im haynes. Völlig sinnlos, meine Meinung, denn schließlich sind Sie im begriff, den ganzen laden auszuräumen und zu ersetzen, also mittellager, kreuzgelenke, getriebe, wandler etc.  So leihen Sie von Ihrer frau den besten nagellack und markieren Sie mit Canal No 5 oder sowas die positionen für den späteren zusammenbau (dito mittellager und motorendlagerung).

Um die kardanwelle getriebeseitig zu lösen, sei zuerst die motorentlagerung zu demontieren. Dazu sollten Sie eine ersatzstütze vorhalten. Bewährt hat sich in meinem fall ein hydraulischer heber (last 2t) und eine holzbohle 30x200. Das ganze bringen Sie im hinteren bereich der ölwanne in stellung.

Die motorendlagerung greift in den zapfen des getriebehalses. Das ganze ist federgestützt. Haynes empfiehlt die mitwirkung eines assistenten.

Keine angst, das kriegen Sie allein hin, kein springfrosch knallt Ihnen um die ohren. Falls nicht vorhanden, so besorgen Sie sich schnell einen t55 (torx), so lange der baumarkt noch geöffnet hat. Lösen Sie zuerst die äußeren halteschrauben und dann die zentrale verbindung und fertig. Werfen Sie einen blick auf den dämpfergummi und erweitern Sie Ihre Liste der ersatzbeschaffungen. Meistens ist der gummi gerissen.

Die kardanwelle können Sie nun mit zwei schlüsseln sw 15 lösen.  Dazwischen steht noch die halterung des mittellagers mit dem ganzen zeuchs für die handbremse. Die demontage bedarf keiner besonderen erklärung. Doch da Sie schon dabei sind, schadet ein blick auf das mittellager nichts. Ist der gummi porös oder der zustand nach augenschein fragwürdig, so tauschen Sie das lager aus (zum aus- und einpressen des lagers bedienen Sie sich einer professionellen werkstatt - der spaß sollte nicht mehr als 10-15 € kosten).

Und auswuchten? Na klar, ist bekannt.  Nur was wollen Sie auswuchten?

Da zwei gelenke mit drei wellen in kette wirken, ist Wichtig, daß achse 1 (getriebeachse) und achse 3 (kardanwelle ab mittellager) in einer ebene fluchten (x,z)
Ist das nicht der fall, so haben Sie einen sinusanteil gemäß folgendem phänomen <a href="http://www.bgsoflex.com/dshaft.html" target="_blank">Rotationsgeschwindigkeit[/url]

Oft werden auftretende schwingungen fälschlich der kardanwelle zugeordnet. Da wird auswuchtet auf teufel komm raus, doch das dilemma besteht weiter.

Werfen Sie mal einen blick auf den getriebehals. Schlackert die aufnahme, hat der verschluß noch vorspannung? Überhaupt - besitzt die motorentlagerung genug vorspannung? Diesen fragen können Sie bei gelegenheit nachgehen, wenn Sie während einer autobahnfahrt heftige vibrationen feststellen (aha! die kardanwelle) und die katze auf der autobahn zudem noch hinten weiß herausqualmt (o gott! auch die kopfdichtung). Sie können entweder gleich den abschleppwagen rufen oder einfach weiterfahren. Das qualmen hört dann über kurz auf. Von den vibrationen hören Sie dann bald auch nichts mehr.  Bauen Sie das warndreieck auf und rufen Sie nun den abschleppwagen.

Das vorliegende bauteil hätte es nicht mehr lange gemacht. Das gleitlager ist angefressen, die welle auch schon gezeichnet. Der simmerring fix&fertig. Naja, falls Sie nichts besseres vorhaben, die ersatzteillage zumindest für die 4L80E ist äußerst mau. Wenn Sie glück haben, kriegen Sie noch so ein teil. Achten Sie auf den goldpreis. 
Six Six

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Hardcore
« Antwort #47 am: So.03.Jun 2007/ 20:15:50 »
Großes Theater

 
Drama: Was musisches in 3 oder 4 akten. Aus dem stand immer etwas träge. Über weite strecken unauffällig. Dann kommt das große heulen. Das ende immer ein trauerspiel oder nur noch komisch.

Hydra: Antikes monstrum mit mehreren köpfen. Ziemlich gefräßig. Eigentlich unbesiegbar. Wurde von Herkules kaltgemacht.

Hydramatic: Produktbezeichnung für das 4L80E; verbaut im XJ81.

Das schmimmste haben Sie wohl hinter sich. Der rest dagegen einfach. Das heißt - wenn Sie jetzt keine Fehler mehr machen:

a) Das getriebe IMMER mit wandler demontieren. Der grund ist 1 einfacher: Wirkt die last des getriebes über die welle auch nur kurzzeitig in der aufnahme des wandlers, so macht das biegemonent aus dem ganzen kleinholz. Der wandler ist hin, und wenn Sie pech haben, dann gleich auch noch die getriebseitige ölpumpe einschließlich erster planetensatz.

b) Der motor verlangt keine zusätzliche abstützung, nach vorn nicht und nach hinten nicht. Die 6.0 ltr maschine rutscht weder in die spritzwand  noch kippt alles nach vorn. 

Okay. Noch 1 paar kleingkeiten zum aufwärmen, dann gehts los. Den peilstab abziehen, die öffnung verschließen (neue dichtung besorgen!), das steuerungskabel und den drehzahlgeber demontieren, alles kleinkram.  Um an den wandler zu kommen, müssen Sie den schwungradsensor und die schwungradabdeckung demontieren. Letzte barrikade: die abdeckung ist verstiftet.  Wer das nicht weiß, sucht sich 1 wolf nach irgendwelchen verdeckten schrauben. Also stechbeitel ansetzen und  -zack!

Ich hoffe Sie haben das richtige werkzeug besorgt - hier: Gelenkschlüssel! Die schrauben, welche wandler und schwungscheibe verbinden, sind eingelassen. Da gibt's kein pardon, entweder der schlüssel paßt oder nicht. Falls nicht, dann dürfen Sie jetzt die ölwanne abbauen. Das wollen wir nicht hoffen, also seien Sie vorbereitet.  Ihr werkzeugkoffer sollte ja nun auf das doppelte zugelegt habe. Wissen Sie eigentlich, warum die xj-modelle ohne heckspoiler auskommen ? Richtig. Da kommen doch locker 50 kg achslast zusammen mit der zeit.


Drehen Sie die kurbelwelle mit einem 27 schlüssel. Falls Sie keinen haben in der länge, sondern nur eine nuss in der größe, so dürfen Sie nochmals eine ehrenrunde drehen und den lüfter demontieren. Dann klappt's auch mit der nuss. Immer schön stück für stück, schraube für schraube. Ist der wandler von der schwungscheibe dekonnektiert, so haben Sie nur nur die getriebehalteschrauben vor sich. Das sind mit ausnahme des obereren bolzen für den anlasser alles sw 14-schrauben. Sie kommen an die dinger ziemlich leicht heran. Senken Sie das getriebe ab und ziehen Sie den schaumstoffsattel nach hinten raus. So bekommen Sie einen wunderbaren blick auf alle schraubenköpfe. Um die dinger zu lösen, benötigen Sie eine ca 1m lange verlängerung für die knarre ( 4x 250m) Fangen Sie mit den unteren bolzen an und arbeiten Sie sich wechselseitig nach oben vor.

Was den oberen bolzen des anlassers anlangt, so haben sich die konstrukteure noch eine letzte schikane für Sie einfallen lassen: eine einzelne 12-kant nuss mit ca. 11,2 mm kopfdurchmesser. Das ganze schreit geradezu nach einer gewaltsamen lösung. Hämmern Sie eine 11er zwölfkantnuss auf den kopf und hoffen Sie, daß alles gut geht. Denken an Sie den plasmaschneider. Nehmen Sie als letztes stück eine 3/8" verlängerung plus kardangelenk, anders kommen Sie da nicht hin. Haben Sie das endlich geschafft, so sind Sie am ziel ..  Das getriebe läßt sich nun wunderbar einfach von den beiden zapfen links und rechts lösen. - Vorhang. Genießen Sie die pause.

Im nächsten akt dann die katastrophe.
« Letzte Änderung: So.03.Jun 2007/ 20:29:31 von Peter. J. Ortmann »
Six Six

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Hardcore
« Antwort #48 am: So.10.Jun 2007/ 10:23:52 »

Learn it the hard way


Über taktile Feedbacks, weiße Elefanten und andere Merkwürdigkeiten.


Das leben könnte so schön sein. Bergfest beim getriebetausch. Dank meiner unterflurkonstruktion fährt das alte getriebe raus und das neue rein. Rückwärts gehts immer schneller.

Gut, mit dem sportstudio muß ich meinen trainingsplan bei gelegenheit besprechen - so einen 30kg wandler in statischer haltearbeit über kopf auf die getriebewelle bugisieren fordert meine letzten muskelreserven. Mein mitleid den profis - ich mache das just for fun. Doch wer diese arbeit tageintagaus machen soll, die AW im nacken und das bis zur rente bis 67 .. wenn Sie also das nächste mal einen werkstattbesuch planen, seien Sie nett zu den blaukitteln und meutern Sie nicht über die rechnung.  Sind halt arme schweine.

Der wandler besitzt zur aufnahme eine innenverzahnte hohlwelle. Diese wirkt formschlüssig mit dem turbinenrad, welche das drehmoment ins getriebe leitet. Zudem sind am ende der hohlwelle außen zwei plane flächen gefräßt, welche auf die getriebeseitige ölpumpe kuppeln. Die getriebseitige ölpumpe besitzt ihrerseits innenliegend zwei kleine mitnehmer, welche auf die kupplung schließen. Sie müssen das ganze nur richtig zusammenstecken. Also wandler auf die welle schieben und den drehen bis es schnapp! macht. Soweit, so gut.

Getriebe und wandler werden nun vorsichtig in position gefahren. Dabei ist auf achsenflucht zu achten sowie auf die höhe der motorseitigen zapfen. Die zapfen - auf jeder seite einer, müssen in die jeweilige aufnahme passen. Das ist präzionsarbeit. Sehr gut bewährt hat sich in grubenarbeit wagenheber und kantholz. Beginnen Sie mit den oberen bolzen zum verschrauben, diese aber noch nicht festziehen.  Erst müssen alle bolzen eingesetzt sein, und dann peu a peu festziehen. Dabei immer höllisch auf die flucht aufpassen, sonst droht das ganze zu verkanten. Bevor Sie das ganze festziehen, müssen die den wandler mit der schwungscheibe verschrauben. Dazu die kurbelwelle an der riemenscheibe drehen und schraube für schraube zunächst locker einfügen. Erst wenn alle schrauben eingesetzt sind, diese dann festziehen. Versuchen Sie nun den wandler zu drehen. Falls der wandler nicht dreht, so versuchen Sie es an der riemenscheibe. Geht beides nicht, so gibt es ein problem. Und zwar ein gewaltiges.

Was war passiert? Keine ahnung. Nur soviel: das sah nicht gut aus. Igendwas war schief gelaufen. Nur was? Die kurbelwelle/ der wandler waren wie festgegossen. No way.

Also wieder raus das ganze, und nochmal .. und wieder das gleiche ergebnis.

Mein hilferuf in alle foren dieser welt brachte dann die antwort: "the converter MUST be seated in the oil pump.. I found this out the hard way. I bolted the trans up and crushed the pump .."

Ach du scheibenhonig .. Das kann doch nicht sein, das ding hat doch gesessen! Also zurück in die grube und am alten getriebe gemessen. Den wandler gedreht und schnapp! geht doch.  Wo ist das der fehler? Dann gemessen .. da fehlen doch 10 mm. Nochmals gedreht und nochmal .. und schnapp-schnapp!

Stunden später. Ich stand immer noch in der grube. Starr wie eine salzsäule. Leerer blick. Zu keinem gedanken fähig. Nur eine frage beschäftigte mich: wie kann man nur sooooo! blöd sein.

Selbstverständlich war die pumpe hin. Die beiden nasen der ölpumpe verbogen. Und schlimmer noch: auch der wandler hatte was mitgekriegt. Denn dieser konnte weder auf das neue noch auf das alte getriebe mit einem doppel-schnapp aufgesetzt werden.

Was nu? Ölpumpe ausbauen und tauschen. Nur wissen wie? Ich kann zwar jedes getriebe hoch und runter rechnen, allein mir fehlt das praxiswissen, um so ein teil auseinanderzunehmen. Zudem keine unterlagen. Also was tun?

Erste prüfung: ölpumpe ausbauen.  Keine ahnung wie.  Zunächst die schrauben vom pumpendeckel raus. Das geht noch einfach. Doch dann - die pumpe sitzt fest. Die ölwanne ab und nach innenliegenden schrauben gefahndet. Dann die rettende idee: zwei auspuffschellen auf den schaft montiert und mit einem dreiarmzieher das ganze gesumms rausgezogen. Donnerwetter! 

Das ganze dann in usa den trany-experten vorstellt. Na, da war was los. Sofort einen satz warme ohren kassiert vom weißen elefanten himself, was mir denn einfiele, als DIY (=do it yourself-person) sowas anzustellen.  Und die elefantenherde gleich hinten an: "You need listen to him, he was servicing trany since dirt was invented.

Wie man einen simmering mit einer dampfsperrfolie einsetzt, habe nicht gewagt zu zeigen. Wie das geht erfahren Sie das nächste mal. Bis dahin  - don't mention the getriebe.
Six Six

Offline Gerd Münch

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Re: Hardcore
« Antwort #49 am: So.10.Jun 2007/ 11:08:18 »
oh peter,

ich durchlebe jedesmal körperliche schmerzen beim nachfassen deiner lektüre, ich bin durchaus noch geneigt dem schrauberwahn zu folgen, jedoch heute lieber, den mehr geistigen beistand.

deshalb gilt mitterweile auch für mich:

Zitat
Mein mitleid den profis - ich mache das just for fun. Doch wer diese arbeit tageintagaus machen soll, die AW im nacken und das bis zur rente bis 67 .. wenn Sie also das nächste mal einen werkstattbesuch planen, seien Sie nett zu den blaukitteln und meutern Sie nicht über die rechnung.  Sind halt arme schweine.

du kennst Robert M. Pirsig?

Zitat
"Da klopft die Wahrheit an die Tür, man geht hin und öffnet und sagt ´Geh, ich warte auf die Wahrheit!´ und dann geht sie eben."

gruß
me. gerd