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Autor Thema: Neuer Jaguar-Chef lobt Tata  (Gelesen 1911 mal)

Offline Kai Hoffmann

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Neuer Jaguar-Chef lobt Tata
« am: Mi.08.Okt 2008/ 14:35:26 »
Es war eine Sensation, als der indische Tata-Konzern den Kauf der Traditionsmarken Jaguar und Land Rover
bekannt gab. Viele Briten befürchteten den Abfluss von Know-how und Arbeitsplätzen in die ehemalige
Kolonie. Der neue Chef der Briten sagt aber nun im FT-Interview: Tata ist viel besser als unser Ex-Eigner
Ford.

Tradition wird beim britischen Sportwagenbauer Jaguar groß geschrieben. Das weiß Ratan Tata spätestens seit
er Mitte Juli bei seiner britischen Konzerntochter zu Besuch war. Der 71-jährige Inder, dessen Mischkonzern
Tata Group sich Jaguar und Land Rover einverleibt hat, erwähnte bei dem Besuch, dass sein Vater schon vor
mehr als 50 Jahren eines der beliebtesten Jaguar-Modelle gekauft hatte - einen XK 120. Daraufhin kramten
seine Gastgeber gleich mal in den Archiven des Jaguar Daimler Heritage Trust und präsentierten ihrem
Konzernchef wenig später die Auftragsnummer seines Vaters. 

Diese Episode ist ein Symbol für Kontinuität in einer Geschäftsbeziehung, die ansonsten Pioniercharakter hat:
Inder übernehmen traditionelle britische Automarken. Rund 1,3 Mrd. Euro hat Tata im April für die britischen
Nobelmarken bezahlt, die zuvor Ford gehört hatten. Der Zusammenschluss von Tata und Jaguar Land Rover
(JLR) scheint vielversprechend zu starten. 

Der neue JLR-Chef David Smith sagte im Interview mit der Financial Times, dass das Unternehmen im Tata-
Konzern sicher schneller vorankommen wird als bei Ford, wo einem "finanzielle Beschränkungen das Leben
viel schwerer gemacht haben". Wie viel schwerer, wird keine 24 Stunden nach dem Interview klar: Ford
meldet 8,7 Mrd. $ Verlust für das zweite Quartal und eine grundlegende Neuordnung seiner Produktpalette. 
Noch wichtiger ist für Smith aber, dass JLR unter Tata Gelegenheit bekommt, als kleines, bewegliches
Unternehmen zu agieren. 

"Tata will, dass wir selbstständig sind. Ich habe sowohl für das Tagesgeschäft als auch für langfristige
strategische Entscheidungen die nötigen Managementbefugnisse und muss nicht erst vorher meine Board-
Kollegen Ratan (Tata) und Ravi (Kant, Chef von Tata Automotive) fragen. Wir können schnell
Entscheidungen treffen. Das wird der größte Unterschied sein im Vergleich zu unserer Zeit im Ford-Konzern
... Nach unserer bisherigen Erfahrung ist Tata ein sehr diszipliniertes Unternehmen, bei dem Corporate Social
Responsibility sehr wichtig ist, aber es funktioniert ganz anders als ein amerikanisches oder ein europäisches
Unternehmen", sagt Smith.

Über die langfristige Marschrichtung des Unternehmen entscheidet ein eigens eingerichtetes kleines Strategie-
Board, dem Ratan Tata, Kant und Smith angehören. "Wir treffen uns alle paar Monate und überprüfen den
Fortschritt unserer Pläne, Strategien und künftigen Produkte", sagt Smith. 
Von Tata erwatet er dabei viele Ideen zu neuen Produkten und von Kant Konzepte für kostengünstige
Konstruktion und Produktion. Dass ihm die beiden Kollegen mit ihren Beiträgen zu sehr ins Handwerk
pfuschen, fürchtet Smith nicht. Im Managementteam, das für das Tagesgeschäft zuständig ist, sitzen
ausschließlich Mitarbeiter von JSR, keine Gesandten des Tata-Mutterkonzerns.

Trotzdem sagt Smith: "Es gibt zwei oder drei Bereiche, in denen es gut wäre, wenn wir auf ihr Know-how
zurückgreifen könnten", zum Beispiel bei Kosteneinsparungen und IT-Systemen. Dafür kann JLR die weltweit
operierende Beratungssparte Tata Consultancy Services nutzen, die mehr als 110.000 Mitarbeiter beschäftigt
und über 800 Kundenunternehmen berät. 

Einige neue Initiativen gibt es bereits. Das Unternehmen stellt 600 zusätzliche Ingenieure ein und plant, mit
Jaguar in den Markt für Fahrzeuge mit über 100.000 Pfund (126.000 Euro) Kaufpreis einzusteigen. JLR will
aber nicht auf die Schnelle neue Modelle auf den Markt bringen, sondern diese Entwicklung langsam angehen.
Tata hat auch Interesse daran gezeigt, die zu Jaguar gehörende Marke Daimler wiederzubeleben und mit Jaguar
wieder in den Rennsport einzusteigen. Das ist aber noch absolut nicht spruchreif. 

Nach einigen Verlustjahren befreit sich Jaguar langsam aber sicher auch aus seiner Finanzkrise. Allerdings
haben sowohl Jaguar als auch Land Rover derzeit mit schwierigen Marktbedingungen zu kämpfen - zumindest
in Europa und Nordamerika, wo die Kraftstoffpreise enorm gestiegen sind und strenge Umweltauflagen gelten.
Trotzdem erwartet Smith, dass der Gesamtabsatz dieses Jahr nicht weit von den 286.000 Fahrzeugen des
Vorjahres entfernt sein wird. Dies liege vor allem am starken Wachstum in neuen Märkten wie China. "Land
Rover ist im Aufwärtstrend, und Jaguar geht mit großen Schritten voran (in Richtung Gewinnschwelle)."
Vergangenes Jahr haben die beiden Marken zusammen 650 Mio. $ Vorsteuergewinn erzielt, im ersten Quartal
dieses Jahres 300 Mio. $. Wie Land Rover und Jaguar einzeln abschneiden, gibt das Unternehmen nicht
bekannt. 

Nach jahrelangen Sparmaßnahmen und Stellenstreichungen deutet Smith an, dass keine weiteren großen
Umstrukturierungen bevorstehen. Außerdem sagt er, die Angst der britischen Automobilzulieferer, dass JLR
seine Teile künftig nur noch aus Indien bezieht, sei übertrieben. "Wir konzentrieren uns sehr stark auf den
britischen Automobilsektor. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir lokale Zulieferer haben", sagt der Manager.
Außerdem sei er seiner Heimatregion in Mittelengland sehr verbunden, sagt Smith, und es sei ihm sehr
wichtig, dass das Geschäft läuft. 


von John Griffiths
Quelle: The Financial Times http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/399585.html?p=2