Hallo Marcel,
erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort, die ich tatsächlich sehr interessant und einleuchtend finde!
Zum 6-Liter-X-Typ: natürlich war ein 6-Liter-Auto (Verbrauch) gemeint und nicht ein 6-Liter-Hubraum- oder was auch immer Auto. Sorry für die irreführende Formulierung, die Dich überhaupt erst zur vorherigen Mail "animiert" hat.
Sehr schön auch Deine Detailinfos zu den Baureihen - vorallem im Vergleich mit dem seventy five!

Davon einmal abgesehen, dass in den 4 Jahren, in denen ich einen Rover/75 fuhr, jeder zweite Kollege oder Fremde sagte: "Schöner Jaguar", oder "Können Sie den Jaguar mal wegfahren"

war mir eben ganu DAS beim Wechsel aufgefallen. 1. Die BMW/Rover-Technik war sehr ausgereift, solide und ich hatte in 4 Jahren genau 1 Reparatur (Luftmassenmesser). 2. Die Grundausstattung des 75 war wesentlich umfangreicher und sinnvoll solide. Zwar fehlte das Leder, alles andere war dabei. 3. Obschon in der Leistung als Diesel schwächer (116 statt 131PS) und auch wesentlich behäbiger, war die gefühlte Solidität bei einem Verbrauch zwischen 4,7 bis 7 Liter (BAB und Stadt) nicht zu überbieten.
Es verstimmt ehrlich, jetzt aus berufenem Munde zu erfahren, dass mein erster Eindruck, eine zwar 4 Jahre jüngere, aber technisch ungleich ältere Kiste "einegtauscht" zu haben, Realität ist!

Aber der 75 war jetzt 8 Jahre alt und nicht mehr zu halten.
Allerdings ist gerade die ausgesprochene Spritzigkeit des X-Typs für mich sehr schön. Mein alter 505GTI kam da auch nicht besser aus den Puschen.
Dass sich Jaguar allerdings für seinen x-Typ schämte (Allradpräsentation) ist sehr interessant. Du sagst, dass Coventry genau deshalb das Handtuch werfen musste. Ich sehe das eher aus wirtschaftlicher Perspektive und muss Dir in diesem Punkt zunächst einmal vorsichtig widersprechen; meine kleine Aufzählungseinlage zu den Konzernvermischungen im letzten Beitrag zeigt auf, dass kein Konzern / Autobauer mehr für sich überleben kann - nicht mal Porsche oder Ferrari. Das gilt auch für Jaguar. Von Oldtimer-Reparaturen und einem Oberklasse-Ruf kann man in Zeiten wie diesen nicht mehr bestehen, geschweige denn LEBEN. Ein Autobauer muss verkaufen. Den Weg, auch eine Mittelklasse-Limousine, die modernsten Anforderungen enspricht (Fronttrieb, Alu, Sicherheit, Dieseltechnik usw.) auf den Markt zu stellen, ist auch für Oberklasse-Unternehmen unumgänglich geworden. Mich würden zur sicheren Marktanalyse ein paar Dinge dringend interessieren:
1. Warum sehe ich im Alltagsverkehr vor allem X-Typ-Diesel fahren - und davon wesentlich mehr als von anderen JAGs?
2. Wieviele XJ werden verkauft und wieviele XF (Nachfolger S) und X-Typ? Lebt also der Konzern vom "Kleingeld der Billigprodukte" oder von geringeren Absätzen der Luxusgüter (Wobei: 40.000 Mücken ist auch nicht grad ein Billigprodukt, oder, dafür kriege ich fast drei neue Golf) ? Ich bin fest davon überzeugt, dass nur die Mischkalkulation überleben lässt! In sofern ist der X-Typ (und vorher auch der S und jetzt der Nachfolger XF) ein "echter" JAG, weil er quasi das Futter für den XJ einfährt.
2. Wie wird die neue Baureihe tatsächlich angenommen im Verkaufsverhältnis und vor allem:
3. Von wem? Kann es sein, dass der XF jetzt interessant für die vorherigen E-Klasse-Fahrer, 5er BMW-Fahrer usw. wird? Bleiben die bisherigen XJ - Fans dem neuen XJ treu oder fährt eine aussterbende Klientel jetzt nur noch die alten Baureihen? Oder werden ganz andere Leute jetzt zu diesem völlig anderen Auto greifen? Oder ist der Phaeton, die S-Klasse MB und die 7er und 8er Reihe BMW eine viel solidere Variante. Von den Liebhabern der Marke allein kann auch Jaguar nicht überleben. Coventry hat m.E. aufgegeben, weil die Zeichen der Zeit erst zu spät gesehen und dann halbherzig und jetzt so radikal umgesetzt werden, dass man das "Gesicht" i.w.S.d.W. des Autobauers nicht mehr erkennt. Offensichtlich war Jaguar zu rückwärtsgewandt, Ford wollte absahnen und mehr nicht und Tata schüttet jetzt das Kind mit dem Bade aus...
Interessant finde ich die Verbrauchseinstellung im Vergleich zu dauerhaft genutzten Fahrzeugen wie Bahn und Schiff schon. Es gibt für mich allerdings drei Aspekte, die diese 18000/6000 für 18/6 Liter - Abrechnugn für "Stehzeuge" nicht berücksichtigt.
1. Mein X-Typ ist auch Dienstfahrzeug! Ich fahre bis zu 40.000km! Ich spüre sehr wohl mit meinen Reisekostenabrechnungen für den Arbeitgeber, die im Gegensatz zu den Bezinpreisen sehr stabil bleiben, ob ich 6-8 Liter Diesel für 100 Kilometer kaufe oder 18 Liter Super! Das ist ein Jahresunterschied von 7000 €!!!
Jetzt könnte man sagen: Fahr doch zwei: Einen für Spaß und einen für Job. Geht nicht! Für mich ist "gutes Leben" eine Gesamtsicht. D.h., ich habe zwei studierende Töchter, sammle mechanische Uhren und E-Gitarren, fahre mindestens 2x im Jahr in Urlaub, habe eine sehr große Stadtwohnung. Für ein Auto auf alles zu verzichten... sorry, was ich dazu denke ist nicht druckbar. Auch will ich nicht jeden Tag in einem was auch immer herumgurken und dann ein paar wenige Stunden am Wochnende umsteigen. Das ist wie einen breiter/tiefer/blöder - G... fahren, der jeden Tag mit 100 über die BAB zuckelt, weil jede Bodenwelle ihn vernichtet, und am Wochenende mache ich dann den Maxe am Ring für 2 Stunden. Sorry, dafür bin ich zu alt und 21 jährigen Puten muss ich auch nicht mehr imponieren. Ein Autofinanzierer erzählte mir hinter vorgehaltener hand, wieviel Leute sich mit breiter Hose einen JAG kaufen und schon die zweite Rate ist im Verzug... was ist das denn?
2. Hochgerechnet auf alle Fahrzeuge können wir eine drastische und dramatische Verbrauchsreduzierung auf dem Gesamtmarkt nicht mehr umgehen. Dazu muss man kein "Grüner" sein. Einige wenige Oldtimer können schon betrieben werden, aber doch nicht breite Masse an Fahrzeugen - auch nicht in der Oberklasse (ich spreche jetzt volkswirtschaftlich - nicht mehr individuell). Und Jaguar muss Neufahrzeuge verkaufen!
Zu guter Letzt finde ich allerdings die von Dir angegebenen Kompromiss-Lösungen zur "Faszination Jaguar" vernünftig.

Nichts für ungut, aber ich freue mich dennoch jeden Tag aufs neue sehr darauf, in meinen "echt" bei Jaguar gebauten Wagen zu steigen.

Mal sehen, in ein paar wenigen Jahren habe ich mich vielleicht an das neue Design gewöhnt und versuche einen XF.
Herzliche Grüße,
Ralf